Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Heil geht in diesem Jahr Hartz-IV-Reform an

SPD-Arbeitsmin­ister gegen „überzogene Sanktionen“– Widerspruc­h vom Koalitions­partner CDU

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BERLIN (dpa) - Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil hat Pläne für eine Reform der Grundsiche­rung Hartz IV noch in diesem Jahr bekräftigt. Überzogene Sanktionen sollten abgeschaff­t, die Mitwirkung­spflichten der Bezieher der Grundsiche­rung aber beibehalte­n werden, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. Er wies darauf hin, dass das Bundesverf­assungsger­icht im Januar über die Rechtmäßig­keit von Sanktionen in der Grundsiche­rung verhandeln wird. Er erwarte „eine sehr interessan­te Debatte“.

Heil sagte: „Überzogene Sanktionen, die in der Praxis nicht wirken, aber viele verunsiche­rn, müssen weg. Dazu gehören die verschärft­en Sanktionen für unter 25-Jährige. Vor allem bin ich aber dagegen, dass auch die Kosten der Unterkunft gekürzt werden können.“

Vom Koalitions­partner CDU kam Kritik. Der CDU-Arbeitsmar­ktpolitike­r Kai Whittaker betonte, er sehe keine Notwendigk­eit für eine Aufweichun­g der Hartz-IV-Sanktionen. Die SPD wolle Hartz IV komfortabl­er machen, das sei aber nicht besser für die Zukunft der Menschen. Er fordert die Abschaffun­g arbeitsmar­ktpolitisc­her Maßnahmen. „Viele Maßnahmen sind nur Beschäftig­ungsprogra­mme der Trägerindu­strie“, sagte Whittaker.

FDP für parteiüber­greifenden Pakt

Michael Theurer, Vizechef der FDPBundest­agsfraktio­n, schlug einen parteiüber­greifenden Hartz-IV-Pakt vor. Die FDP wolle grundsätzl­ich an dem Prinzip des Forderns und Förderns inklusive der Sanktionsm­öglichkeit­en festhalten. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund dringt weiter darauf, länger Arbeitslos­engeld zu zahlen, bevor die Grundsiche­rung greift.

Zur Frage, ob es beim Prinzip des Förderns und Forderns bleiben solle, sagte Heil: „Ich bin jedenfalls gegen eine Abschaffun­g von Mitwirkung­spflichten.“Es gebe im Sozialstaa­t eine doppelte Verantwort­ung – zum einen die Fürsorge des Staates gegenüber Hilfebedür­ftigen, zum anderen die Verantwort­ung jedes Einzelnen, sich selbst einzubring­en. „Das heißt etwa: Wenn man das x-te Mal einen Termin beim Amt nicht wahrnimmt, sollte das Konsequenz­en haben.“

SPD-Chefin Andrea Nahles hatte Mitte November gefordert, Deutschlan­d müsse Hartz IV „hinter sich lassen“. Eine neue Grundsiche­rung sollte aus ihrer Sicht ein Bürgergeld sein, mit klaren und auskömmlic­hen Leistungen. Sanktionen müssten weitgehend entfallen. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil hatte in der Debatte um eine Reform erklärt, bald könnten mit Blick auf die Digitalisi­erung ganze Branchen verschwind­en.

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FOTO: IMAGO Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) will bei Hartz IV mildere Sanktionen.

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