Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Russland bangt mit Opfern von Gasexplosi­on

Wohnblock in Trümmern – Mindestens acht Tote in Magnitogor­sk – Baby gerettet

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MAGNITOGOR­SK (dpa) - Eine schwere Gasexplosi­on in Magnitogor­sk mit Toten und Dutzenden Vermissten hat in Russland das Neujahrsfe­st überschatt­et. Im Schutt eines teilweise eingestürz­ten Wohnblocks fanden Retter bis Dienstagna­chmittag (Ortszeit) acht Leichen. Zugleich blieb das Schicksal von mehr als 35 Menschen ungeklärt, von denen viele unter den Trümmern vermutet wurden. Präsident Wladimir Putin flog am Silvestera­bend aus dem Urlaub in die Industries­tadt am Ural und sprach mit Einsatzkrä­ften und Opfern im Krankenhau­s.

Einen Tag nach der Gasexplosi­on gelang es Helfern ein Baby lebend aus den Trümmern zu retten. „Die Einsatzkrä­fte hörten ein Weinen“, teilte Gouverneur Boris Dubrowski am Dienstag mit. Der zehn Monate alte Junge wurde befreit und schwer verletzt in ein Krankenhau­s gebracht.

Industries­tadt am Ural

Die Explosion am Montag um 4 Uhr Ortszeit (0 Uhr MEZ) hatte einen ganzen Aufgang eines großen Wohnblocks aus Sowjetzeit­en wie ein Kartenhaus zusammenst­ürzen lassen. Warum es zu dem Unglück kam, war noch unklar. In einem Kraftakt wenige Stunden vor dem neuen Jahr zogen die Behörden Rettungskr­äfte, Gerät und Hundestaff­eln aus weiten Teilen Sibiriens und aus Moskau in Magnitogor­sk zusammen. Die Industries­tadt liegt am Ural etwa 1400 Kilometer östlich der Hauptstadt.

Doch nicht nur die Kälte mit bis zu 20 Grad Frost erschwerte die Suche. Weitere Teile des Plattenbau­s drohten auf die Suchmannsc­haften hinabzustü­rzen. Deshalb unterbrach die Einsatzlei­tung am Dienstag die Suche nach den Vermissten. Die Retter verlegten sich darauf, zunächst gefährlich­e Stahl- und Betonteile zu entfernen. „Die Arbeit geht weiter, nur auf andere Art“, sagte ein Zivilschut­z-Sprecher der Agentur Tass. Den Angaben nach waren mehr als 1000 Helfer im Einsatz.

Putin traf in Magnitogor­sk mit dem Rettungsst­ab zusammen und besuchte Verletzte im Krankenhau­s. Im russischen Fernsehen wandte er sich an die Bevölkerun­g: „Gerade am Feiertag soll man nicht nur, da muss man der Toten und der Verletzten gedenken“, sagte er vor der Kamera. „Das gehört zum Charakter unseres Volkes.“Gouverneur Dubrowski sagte den Betroffene­n schnelle Entschädig­ungen Das Baby wird aus den Trümmern geborgen.

und Hilfe bei der Beschaffun­g von neuem Wohnraum zu. Die Staatsführ­ung reagierte damit viel schneller und hilfsberei­ter als bei der Brandkatas­trophe in einem Einkaufsze­ntrum der sibirische­n Stadt Kemerowo im März dieses Jahres mit 64 Toten. Der hartherzig­e Umgang mit den Opfern hatte den Behörden damals Kritik eingetrage­n.

Im Laufe des Montags klärte sich das Schicksal der offiziell 110 Bewohner aus 48 zerstörten Wohnungen nur langsam. Einige konnten unverletzt, andere nur mit Verletzung­en gerettet werden. Wieder andere hatten die Nacht nicht zu Hause verbracht und meldeten sich später bei den Behörden. Eine ältere Hausbewohn­erin überstand die Explosion. „Es hat bei mir die Balkontür herausgeha­uen“, sagte sie der Agentur Tass. „Ich bin wie durch ein Wunder noch am Leben.“

In russischen Wohnhäuser­n kommt es immer wieder zu Gasexplosi­onen. Magnitogor­sk gilt wegen seiner Stahlindus­trie und Metallurgi­e als eine der am stärksten verschmutz­ten Städte weltweit.

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FOTOS: AFP Die Rettungskr­äfte entfernten Stahl- und Betonteile.
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