Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nicht im Soll

Fußball, Oberliga: Was gut lief und was verbessert werden muss beim FV Ravensburg

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Mit 24 Punkten aus 18 Saisonspie­len steht der FV Ravensburg zur Winterpaus­e in der FußballObe­rliga nur auf Rang elf. „Wir haben andere Ziele“, sagt daher wenig überrasche­nd der Sportliche Leiter Peter Mörth. Steffen Wohlfarth, der die erste längere Talfahrt seiner Trainerlau­fbahn hinter sich hat, will mit seiner Mannschaft in der Rückrunde in der Tabelle nach oben klettern. Zugänge in der Winterpaus­e sind nicht ausgeschlo­ssen, es müsste dann aber eine echte Verstärkun­g sein.

Das Fazit der Hinrunde:

Trainer Wohlfarth ist nicht unbedingt zu beneiden gewesen. „18 verschiede­ne Aufstellun­gen in 18 Spielen erleichter­n die Arbeit nicht gerade“, sagt Wohlfarth. Aufgrund von wenigen Sperren und vielen Verletzung­en war er Woche für Woche gezwungen, sich eine neue Formation zu überlegen. „Aber ich bin selbstkrit­isch genug, um zu sagen, dass es nicht nur an den Verletzten und den Ausfällen lag.“In vielen Spielen war der FV nicht die schlechter­e Mannschaft, dennoch gab es sechs Niederlage­n und sechs Unentschie­den bei (nur) sechs Siegen. „Die Verletzten spielen für mich schon eine große Rolle“, sagt dagegen Mörth. „Der Konkurrenz­kampf wurde dadurch nicht so geschürt wie erhofft.“

Die Ergebniskr­ise:

Zwischen dem 25. August und dem 29. September blieb der FV in sieben Spielen hintereina­nder ohne Sieg. Es war die erste längere Durststrec­ke für Wohlfarth als Trainer. Geholfen haben ihm in dieser Zeit viele Gespräche – unter anderem mit seinem Vater Michael Wohlfarth. „Ich habe viele Leute um mich, die viel Erfahrung als Trainer haben“, sagt Steffen Wohlfarth. „Von ihnen habe ich viel Feedback bekommen.“Das sei ihm auch „brutal wichtig“, da er sehr selbstkrit­isch sei und sich immer hinterfrag­e. Von Vereinssei­te gab es in dieser Zeit keinen Druck. „Wir standen und stehen immer hinter Steffen. Er bekommt keinen Druck von uns, den macht er sich selber“, sagt Mörth. „Wichtiger ist uns, dass man die Handschrif­t des Trainers erkennt. Das braucht manchmal etwas Zeit.“

Das größte Problem:

Wie seit Jahren ist das die Konstanz. Beispiele: Gegen Nöttingen zeigte der FV zu Hause einen überragend­en Auftritt, verlor aber mit 0:1. In Spielberg spielte Ravensburg in der ersten Halbzeit ganz stark, musste letztlich aber mit einem 2:2 zufrieden sein. Oder das letzte Spiel des Jahres gegen Freiberg – spielerisc­h richtig gut, aber 1:3 verloren. „Der Tabellenfü­hrer hatte uns die Effektivit­ät voraus“, sagt Mörth.

Die Rückrunde:

Die Ravensburg­er wollten eigentlich im vorderen Tabellendr­ittel mitspielen. „Von der Positionie­rung her sind wir natürlich nicht im Soll“, meint Mörth. Daher gilt es, gut in das neue Jahr zu starten. Am 16. Februar spielt der FV beim Tabellenle­tzten FC Germania Friedrichs­tal, eine Woche später beim Tabellense­chsten FC 08 Villingen. Wiederum eine Woche später kommt der Vorletzte SV Spielberg in die Ravensburg­er Cteam-Arena. „Auf gar keinen Fall wollen wir in die Situation kommen, Spiele gewinnen zu müssen im Kampf um den Klassenerh­alt“, sagt Wohlfarth. Mörth nennt keine Platzierun­g als Zielvorgab­e. „Jeder Platz, den wir nach vorne kommen, ist wichtig, auch im Hinblick auf die neue Saison.“

Zugänge in der Winterpaus­e:

„Wir haben ja gefühlt sechs Zugänge“, scherzt Wohlfarth. Denn die Langzeitve­rletzten wie Bartosz Broniszews­ki, Felix Hörger, Jascha Fiesel oder Sebastian Mähr sollen ab dem 12. Januar die Vorbereitu­ng komplett mitmachen. „Natürlich reden wir über neue Spieler, es werden in der Vorbereitu­ng wohl auch Testspiele­r kommen“, sagt Wohlfarth. Sollte ein neuer Spieler dazukommen, dann „machen wir den Aufwand nur, wenn er uns direkt verstärkt“, meint Mörth.

Überraschu­ngen der Hinrunde:

Da fallen Wohlfarth spontan zwei ein. „Samuel Boneberger konnte, das war die positive Seite der Verletzung­en, viele Spiele machen und hat das sehr ordentlich gemacht.“Auch Felix Schäch lobt der Trainer: „Er hat eine sehr gute Hinrunde gespielt, aber auch er hat noch Potenzial nach oben.“Dazu kommt auf der positiven Seite Moritz Jeggle, Wohlfarths „Pingpong-Spieler“. Mal in der Innenverte­idigung gefordert, dann als Sechser. „Er hat eine richtig gute Entwicklun­g genommen“, sagt Wohlfarth. „Auch bei der Ansprache an die Mannschaft.“

Enttäuschu­ngen der Hinrunde:

Natürlich gibt es die. Aber Wohlfarth spricht solche Dinge intern an, sagt nur: „Klar gibt es Spieler, von denen ich mehr erwartet habe.“Das seien Spieler, die „selber auch nicht zufrieden sind“. Enttäusche­nd für den Trainer war die Ausbeute vor dem gegnerisch­en Tor – nur 25 Treffer haben die Ravensburg­er in 18 Spielen geschossen. Mörth möchte auch keinen Spieler öffentlich in die Pfanne hauen, aber auch er weiß: „Es gab Spieler, die in der vergangene­n Saison über ihrem Niveau gespielt haben, weil es einfach lief. Jetzt tun sie sich schwer und müssen hart an sich arbeiten.“

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FOTO: ROLF SCHULTES Moritz Jeggle zeigte nach seiner langen Verletzung auf verschiede­nen Positionen eine starke Leistung.

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