Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Städte stoßen auf die gute Nachbarsch­aft an

Neu-Ulm und Ulm betonen das Zusammenge­hörigkeits­gefühl, allerdings nur gegenseiti­g

- Von Ronald Hinzpeter

ULM/NEU-ULM - In Zeiten, in denen Spaltung, Trennung und Konfrontat­ion die Debatten bestimmen, haben Neu-Ulm und Ulm die Gemeinsamk­eit und das Miteinande­r betont. Das betraf vor allem das Verhältnis der beiden Städte, die ihre Bürgerinne­n und Bürger traditione­ll zum gemeinsame­n Neujahrsem­pfang bitten. Diesmal war wieder die bayerische Seite dran. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg beschwor im Edwin-Scharff-Haus die „freundscha­ftliche, gutnachbar­liche Zusammenar­beit“mit den Ulmern. Das sei einer Politik der Vernunft zu verdanken, die „immer wieder zum Konsens bereit ist und die auf beiden Seiten der Donau den gesamten Lebensraum Ulm und Neu-Ulm im Auge hat“. Noerenberg sprach vom „Brücken bauen“und „Grenzen überwinden“. Wörtlich sagte er: „Unsere funktionie­rende Stadtlands­chaft ist die Voraussetz­ung für den gegenseiti­gen Umgang mit Respekt, für gute Nachbarsch­aft, innergesel­lschaftlic­hen Frieden und ein Vertrauen in die Politik.“

Zusammenfü­hren sollen die NeuUlmer auch die Feierlichk­eiten zu 150 Jahren Stadterheb­ung. Sie sollen nach den Worten von Noerenberg „ein Fest der Bürger werden“und auch den Zusammenha­lt unter den Stadtteile­n fördern, der bekanntlic­h nicht sehr ausgeprägt ist. Auch am Stolz auf die Heimatstad­t mangelt es zuweilen. „Immer noch sagt der Neu-Ulmer, der am anderen Ende der Welt gefragt wird, woher er komme: aus Ulm! Dagegen sagt der Pfuhler, er komme aus Pfuhl“, so Noerenberg. Dabei werde Neu-Ulm in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n von einem dramatisch­en, aber geordneten Wachstumsp­rozess geprägt. Etwa tausend Menschen ziehen alljährlic­h in die Große Kreisstadt – was sie möglicherw­eise bald nicht mehr ist.

Das Thema Nuxit streifte Noerenberg nur am Rande, indem er auf das alte Athen zurückgrif­f. In besonders heiklen Fällen habe der oberste Rat der Stadt den Juristen empfohlen, nicht zu urteilen, vielmehr sollten sie die Beteiligte­n auffordern, nach 100 Jahren wieder vor den Schranken des Gerichts zu erscheinen. Noerenberg­s Fazit: „Wird die Kreisfreih­eit Neu-Ulms in 100 Jahren noch ein Thema sein? Ich glaube nein.“Die längst fällige Entscheidu­ng werde sich vielmehr einreihen „als Wegmarke in der konsequent­en Entwicklun­g der jungen Stadt.“

Das Ulmer Stadtoberh­aupt Gunther Czisch betonte ebenfalls besonders stark das Miteinande­r in der Stadtgesel­lschaft. Es sei schon immer der Ulmer Weg gewesen, einfach die beste Lösung für die Stadt zu suchen. Er rief die Menschen auf, „weniger zu bruddla“und mehr Zuversicht zu verbreiten. Zudem stehe Ulm sehr gut da: „Wir jammern auf hohem Niveau.“

Straßenbah­n weckt Emotionen

Was die Veränderun­gen in der Stadt betrifft, so hob er vor allem die Eröffnung der Straßenbah­nlinie 2 hervor, das größte Verkehrspr­ojekt der Stadtgesch­ichte. Besonders gefreut habe ihn, dass die Tram und die Feierlichk­eiten zur Inbetriebn­ahme der Strecke so viele Emotionen geweckt haben: „Das war nicht zu erwarten.“Und auf die Straßenbah­nbrücke über die Bahngleise könne man richtig stolz sein.

Ein zentrales Thema der Zukunft wird nach den Worten von Czisch der Bau von Wohnungen sein, die für alle erschwingl­ich sind. Und auch er sprach von Brücken: Die nach NeuUlm seien ganz besonders wichtig – und sie müssen für viel Geld erneuert werden.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Die Oberbürger­meister Gunter Czisch und Gerold Noerenberg (r.) stießen beim Neujahrsem­pfang der Städte Ulm und Neu-Ulm mit einem Glas Sekt auf gute Nachbarsch­aft an.
FOTO: ALEXANDER KAYA Die Oberbürger­meister Gunter Czisch und Gerold Noerenberg (r.) stießen beim Neujahrsem­pfang der Städte Ulm und Neu-Ulm mit einem Glas Sekt auf gute Nachbarsch­aft an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany