Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auch Bayern träumt vom Jugendstil
Verstärkung für die Bundesliga: Der VfB will Dortmunds Philipp, Bayern und Gladbach buhlen um Chelsea-Talente
STUTTGART (SID/sz) - Abstiegskandidat Hannover 96 machte kurz schon vor dem offiziellen Start des „Winterschlussverkaufs“zweimal Nägel mit Köpfen, nach dem Öffnen des WinterTransferfensters an Neujahr dürften noch einige Bundesligavereine ihre Kader nachjustieren. In erster Linie suchen die abstiegsgefährdeten Clubs nach Verstärkungen.
Beim Tabellenvorletzten Hannover machte Manager Horst Heldt schon am 30. Dezember die ersten Zugänge perfekt: Innenverteidiger Kevin Akpoguma kommt auf Leihbasis bis Saisonende vom Ligarivalen Hoffenheim, Außenstürmer Nicolai Müller (31) wurde ebenfalls für die Rückrunde von Eintracht Frankfurt ausgeliehen. „Ich hatte ein sehr gutes langes Gespräch mit dem Trainer, weiß, was von mir erwartet wird, und möchte mit all meiner Kraft daran mitarbeiten, dass wir den Klassenerhalt erreichen“, erklärte der 171-malige Bundesliga-Profi Müller, der im Vorjahr bereits mit dem Hamburger SV abstieg. aus. Der 1,92 Meter große Abwehrspieler Akpoguma soll die wackelige Defensive verstärken. „Kevin bringt viel Schnelligkeit mit, er ist zweikampfstark und hat ein gutes Kopfballspiel. Damit passt er perfekt in unser Anforderungsprofil“, sagte Heldt.
Bis Transferschluss am 31. Januar wird 96 wohl noch mindestens einmal tätig werden. Weil Torjäger Niclas Füllkrug wegen eines Knorpelschadens wohl für den Rest der Saison ausfällt, besteht in vorderster Front Handlungsbedarf. „Eigentlich haben wir kein Geld verfügbar. Aber ein Abstieg wäre teurer als Nachverpflichtungen. Deshalb sind wir gesprächsoffen und entscheidungsfähig“, sagte Clubchef Martin Kind.
Auch Schlusslicht 1. FC Nürnberg will handeln. „Wir machen uns Gedanken und hätten einen gewissen Spielraum, um etwas zu tun“, sagte Sportvorstand Andreas Bornemann. Die Franken befassen sich mit Außenstürmer Kingsley Schindler von Zweitligist Holstein Kiel.
Auch beim VfB Stuttgart, Fortuna Düsseldorf und Schalke dürfte nachgerüstet werden. Schalke-Coach Domenico Tedesco will vor allem die Offensive verstärken. Torjäger Philipp Klement vom Zweitligisten SC Paderborn ist ein Kandidat für den in der Hinrunde enttäuschenden Vizemeister. In Omar Mascarell, Johannes Geis, Jewgeni Konopljanka und Franco Di Santo können vier Spieler gehen.
Beim VfB Stuttgart, der bereits Alexander Esswein (Hertha BSC) ausgeliehen hat, werden gleich mehrere Namen gehandelt. Dortmunds Maximilian Philipp, an dem der VfB offenbar bereits 2017 Interesse hatte und der kaum Einsätze beim BVB bekommt, gilt als Favorit, auch Clubkollege Shinji Kagawa wird weiter gehandelt. Das Interesse an Patrick Herrmann, an dem dafür offenbar der FC Augsburg buhlt, scheint abgeflaut. Der Gladbacher spielt auf der gleichen Position wie Esswein. Zudem sucht der VfB einen weiteren Co-Trainer. Der gebürtige Pfullendorfer Xaver Zembrod, 52, dürfte es jedoch nicht werden: Bayer Leverkusen erklärte seinen Assistenten für unverkäuflich.
Gibt Bayern 40 Millionen für den 18-jährigen Hudson-Odoi aus?
Auch Aufsteiger Düsseldorf ist trotz seiner drei Siege kurz vor Weihnachten an Verstärkungen interessiert – unter einer Bedingung: „Sie müssen uns sofort weiterhelfen“, sagte Trainer Friedhelm Funkel. Der neue Sportvorstand Lutz Pfannenstiel ergänzte: „Es läuft alles auf Leihspieler hinaus.“Der Kieler Schindler, Verteidiger Jonas Knudsen von Ipswich Town und der Gladbacher Mittelfeldspieler Laszlo Benes stehen angeblich auf der Wunschliste.
Im Gegensatz zu den Kellerkindern halten sich die Vereine weiter oben auf dem Winterbasar eher zurück. Tabellenführer Borussia Dortmund möchte seinen 29-köpfigen Kader sogar verkleinern, nach Sebastian Rode (zur Leihe zurück zu Eintracht Frankfurt) noch Kagawa und Dzenis Burnic loswerden. Der angeblich von Paris St. Germain umworbene Nationalspieler Julian Weigl soll dagegen keine Freigabe erhalten.
Bei Meister Bayern München, der die Verpflichtung von Frankreichs Weltmeister Lucas Hernández von Atletico Madrid zurückgestellt hat, wird laut englischen Medien das Offensivtalent Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) gehandelt. Der 18 Jahre alte Flügelspieler soll allerdings 40 Millionen Euro kosten – Bayern bietet angeblich 22. Viel Geld für einen Jungspund, der bisher kaum zu Erstligaeinsätzen kam. Der teuerste Teenager der Liga-Geschichte ist bislang Renato Sanches. Den damals 18-jährigen Portugiesen verpflichteten die Bayern 2016 für 35 Millionen. Hudson-Odoi, 2017 an der Seite des Dortmunder Shootingstars Jadon Sancho U17-Weltmeister, besitzt bei Chelsea einen Vertrag bis 2020. Diese Saison spielte er in der Premier League nur 42 Minuten.
RB Leipzig hat in dem 19-jährigen Tyler Adams und den ein Jahr älteren Amadou Haidara schon zwei hoffnungsvolle Talente verpflichtet. Bei Champions-League-Aspirant Borussia Mönchengladbach gibt es Gerüchte über eine mögliche Rückkehr von Verteidiger Andreas Christensen vom FC Chelsea. Ansonsten halten es die Clubs wie Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia: „Wir halten die Augen offen. Wenn etwas Gutes dabei ist, werden wir reagieren.“