Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Leise rieselt das Koks
Natürlich ist es mühsam, jeden Bürger separat und also einzeln zum Test antanzen zu lassen, um den Drogenkonsum einer Gesellschaft richtig ein- und abschätzen zu können. Für die souveräne Betrachtungsweise des Kokainverbrauchs in bestimmten Städten und Regionen gibt es deshalb inzwischen andere Methoden: Wissenschaftler untersuchen einfach das Abwasser. Denn dort landen – wie alles Irdisch-Menschliche – am Ende der Aufputschkette auch die Abbauprodukte des weißen Pulvers. Jüngst haben Forscher auch das Wasser der Kläranlage Hofsteig in der Region Vorarlberg untersucht, zu dem so verschlafene Orte wie Lustenau oder Bildstein gehören. Neben Spuren von Bergkäse und Wiesenkräutern haben sie auch Rückstände von Drogen gefunden – in Größenordnungen, die man den gottesfürchtigen Westösterreichern gar nicht zugetraut hätte. Das Abwasser lässt darauf schließen, dass in der Idylle mehr gekokst wird als im pulsierenden München.
Spitzenreiter ist allerdings die Schweizer Bankenstadt Zürich, wo Wissenschaftler die etwa vierfache Drogenrückstandsmenge aus der Kloake gezogen haben. Welche Rückschlüsse aus diesem abwasserbasierten Drogenmonitoring zu ziehen sind, ist noch unklar. Jedenfalls scheint es so zu sein, dass manchen Leuten in München Weißbier und Weißwurst zum Glücklichsein nicht reichen. Und noch viel mehr Menschen in Zürich. Laut Tourismusverband haben übrigens besonders viele Schweizer die Nase vorn, wenn es um Urlaub in Vorarlberg geht. Aber das muss freilich nichts heißen. (nyf )