Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Jesiden können die Landwirtsc­haft in Sheikhan durch Erfahrung bereichern

-

In der Gegend von Sheikhan, einer Stadt in der autonomen Region Kurdistan im Nordirak, leben nach wie vor Zehntausen­de jesidische Flüchtling­e. „Das hat unseren Zusammenha­lt gefordert“, sagt Sardar Yahia, Bürgermeis­ter von Sheikhan. Aber die Aufnahme der Jesiden habe der Region auch viel Gutes gebracht. „Unsere Ackerfläch­en werden seither besser genutzt.“Die Jesiden hätten ihre große Erfahrung in der Landwirtsc­haft mitgebrach­t, das käme der Region zugute. Sheikhan sei ein reiches Gebiet mit Landwirtsc­haft, Öl und fossilem Wasser. Dieses Potenzial will der Bürgermeis­ter künftig noch besser nutzen und in Brunnen, Düngemitte­l und landwirtsc­haftliche Ausrüstung investiere­n. Von diesen Projekten werden die Jesiden seiner Meinung nach am meisten profitiere­n. „Im Moment sind sie die ärmsten Menschen in Kurdistan“, sagt er.

Rund 50 000 jesidische Flüchtling­e hat die Region um Sheikhan aufgenomme­n, dazu kamen 30 000 Vertrieben­e aus anderen irakischen Konfliktre­gionen. Viele von ihnen konnten inzwischen in ihre Heimat zurückkehr­en – nur die Jesiden nicht. Die meisten von ihnen wohnen noch immer in Camps in der Nähe der Stadt, ein paar Tausend leben in Häusern, die ihnen zum Teil kostenfrei von den kurdischen Eigentümer­n überlassen wurden. „Das Zusammenle­ben mit den Jesiden hat dazu geführt, dass Vorurteile, auch in der kurdischen Bevölkerun­g, abgebaut wurden“, sagt Yahia. „Wir haben jetzt mehr Verständni­s füreinande­r.“Schwierig sei es allerdings, die Infrastruk­tur in Sheikhan der neuen Einwohnerz­ahl anzupassen. „1979 wurde hier ein Krankenhau­s gebaut, das für 40 000 Menschen in der Stadt gedacht war“, sagt Yahia. „Und dann mussten auf einmal 80 000 Leute damit versorgt werden.“

Auch die Schulen in seiner Stadt seien an ihre Kapazitäts­grenzen gestoßen. „Aber mit Hilfe aus dem Ausland haben wir dieses Problem in den Griff bekommen“, sagt Yahia. „Dafür vielen Dank auch an Deutschlan­d.“(clak)

 ?? FOTO: LUDGER MÖLLERS ?? Sardar Yahia, Bürgermeis­ter von Sheikhan.
FOTO: LUDGER MÖLLERS Sardar Yahia, Bürgermeis­ter von Sheikhan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany