Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Die Folgen sind unabsehbar“

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RAVENSBURG Das Ziel der Hacker ist es vor allem, den Betroffene­n ganz persönlich zu schaden. Das sagt Tobias Eggendorfe­r (Foto: oh), Professor für IT-Sicherheit an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, im Gespräch mit Helena Golz.

Wie konnte es zu dem Hack kommen?

Ein Hack ist sehr vielgestal­tig. Möglicherw­eise hat mal ein Mitarbeite­r vom Bundestag einen USBStick verloren mit Dossiers über Kollegen, oder jemand ist an eine Festplatte gelangt. Darauf basierend hat die Person dann weitere Informatio­n gesammelt. Jedenfalls ist es in diesem Fall eher unwahrsche­inlich, dass die Daten auf einmal abgezogen wurden.

Das Veröffentl­ichen personenbe­zogener Daten wird Doxxing genannt. Welches Ziel verfolgen die, die dahinter stecken?

Wer solche Daten zusammenst­ellt, will die Zielperson­en in irgendeine­r Art bloßstelle­n, ihnen mit verfänglic­hen personenbe­zogenen Daten unangenehm werden. Die Betroffene­n müssen jetzt vorsichtig sein.

Warum? Was könnte mit den Daten geschehen?

Dadurch, dass es kombiniert­e Informatio­nen über sie gibt, sind die Betroffene­n angreifbar. Hat jemand beispielsw­eise Zugriff auf eine Arztrechnu­ng in Kombinatio­n mit dem Namen des Betroffene­n, kann er beim Arzt anrufen und sagen: „Ich habe hier die Rechnung, die ist mir nicht ganz klar, können Sie mir die kurz erklären?“So erhält er weitere Gesundheit­sdaten. Die Folgen sind unabsehbar. Und das ist eigentlich das, was durch die verschärft­e Datenschut­zgesetzgeb­ung europaweit in den Griff gekriegt werden sollte.

Das ist offenbar nicht geglückt?

Naja, es ist ein langer Prozess. Die Menschen haben im IT-Sicherheit­sbereich einfach noch kein Problembew­usstsein entwickelt. Die Leute nehmen es als normal hin, dass ein Rechner abstürzt oder eine Software nicht richtig funktionie­rt.

Wo muss also nachjustie­rt werden?

Wir müssen Software von Anfang an mit Qualitätss­icherungsm­aßnahmen entwickeln und regelmäßig ihre Sicherheit überprüfen. Wir müssen unser Sicherheit­sdenken korrigiere­n und auch alltagstau­glich machen. Das heißt, statt ständig kurze Passwörter zu wechseln, sollte man längere Passwörter verwenden, die man nicht so häufig wechseln muss. Ich kann außerdem nur für die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung werben. Wir sollten sie als einen Gewinn sehen, der uns vor solchen Sachen langfristi­g schützt.

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