Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Fachkräfte­mangel ist für 2019 die größte Sorge

Arbeitslos­igkeit auf Rekordtief – 33,47 Millionen Menschen in Deutschlan­d mit regulärem Job

- Von Aleksandra Bakmaz

NÜRNBERG (dpa) - Im vergangene­n Jahr hat die Arbeitslos­igkeit in Deutschlan­d erneut ein historisch­es Rekordtief erreicht. Nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit waren 2018 im Jahresschn­itt 2,340 Millionen Menschen ohne Job, das sind 193 000 weniger als im Jahr zuvor. Damit sank die durchschni­ttliche Jahresarbe­itslosigke­it auf den niedrigste­n Wert seit der Wiedervere­inigung. Die Arbeitslos­enquote ging 2018 um 0,5 Prozentpun­kte auf 5,2 Prozent zurück.

„Im vergangene­n Jahr ist vieles am Arbeitsmar­kt erfreulich gelaufen“, bilanziert­e BA-Chef Detlef Scheele in Nürnberg. Dies sei der positiven konjunktur­ellen Entwicklun­g geschuldet – auch wenn die Wirtschaft etwas an Schwung verloren habe. Für 2019 zeigte sich Scheele optimistis­ch.

Fast die Hälfte des Rückgangs der Arbeitslos­igkeit 2018 gehe auf Langzeitar­beitslose zurück. Im Jahresschn­itt waren etwa 813 000 Männer und Frauen ein Jahr oder länger ohne Job. Das sind 87 000 weniger als im Jahr zuvor. Als Grund für die positive Entwicklun­g nannte Scheele Prävention. „Wir sehen, dass unsere Bemühungen, Langzeitar­beitslosig­keit gar nicht entstehen zu lassen, inzwischen langsam fruchten.“

Auch bei der Integratio­n von Flüchtling­en am Arbeitsmar­kt habe man 2018 deutliche Fortschrit­te gemacht. Zuletzt hätten im Oktober nahezu 300 000 Menschen aus den acht Haupt-Asylländer­n Syrien, Afghanista­n, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia einen sozialvers­icherungsp­flichtigen Job gehabt. Das waren fast 95 000 mehr als ein Jahr zuvor. „Wer hätte vor drei Jahren gedacht, dass wir mal solche Zahlen verkünden“, so Scheele. Dennoch sei die Integratio­n weiterhin ein Langstreck­enlauf. Geduld und Zeit seien gefordert.

2019 gebe es wieder genügend anspruchsv­olle Aufgaben wie die Umsetzung des sozialen Arbeitsmar­kts für Langzeitar­beitslose und Hartz-IVBezieher sowie die Weiterbild­ungsoffens­ive. „2019 wird auch ein wichtiges Jahr, um die Fachkräfte­sicherung voranzubri­ngen“, sagte Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) in Berlin. Ein wichtiger Punkt dabei sei das geplante Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz, „mit dem wir den Arbeitsmar­kt endlich auch für nichtakade­mische Fachkräfte öffnen“. 2018 sei ein sehr gutes Jahr für den Arbeitsmar­kt gewesen. Auch für den Dezember verzeichne­te die Bundesagen­tur wieder einen Tiefstwert. Die Zahl der Arbeitslos­en fiel auf den niedrigste­n Monatswert seit 1991. So waren im letzten Monat des Jahres 2018 rund 2,210 Millionen Menschen ohne Job. Im Vergleich zum Vormonat waren das vor allem witterungs­bedingt rund 23 000 Jobsucher mehr.

Im Vergleich zum Vorjahresm­onat ging die Zahl der Arbeitslos­en um 175 000 zurück. Die Arbeitslos­enquote nahm zwischen November und Dezember um 0,1 Punkte auf 4,9 Prozent zu. Sie lag damit aber auch zum Jahresende noch unter der Fünf-ProzentMar­ke, die im Oktober geknackt worden war.

Auch bei der Grundsiche­rung wurde eine wichtige Marke geknackt: Erstmals seit Einführung des politisch umstritten­en Hartz IV vor 14 Jahren rutschte die Zahl der auf Grundsiche­rung angewiesen­en Haushalte im November unter die Drei-MillionenM­arke. Die BA verzeichne­te in dem Monat rund 2,997 Millionen sogenannte Bedarfsgem­einschafte­n, im Dezember waren es vorläufige­n Zahlen zufolge 2,995 Millionen.

Scheele wertete den Rückgang als Beleg für eine funktionie­rende Grundsiche­rung. In der Debatte über die Zukunft der Grundsiche­rung hatte er zuletzt für Reformen plädiert, sich aber zugleich deutlich gegen Forderunge­n aus der SPD nach einer Abschaffun­g des heutigen Systems gewandt. Als Gründe für den Rückgang nannte Scheele unter anderem, dass viele ehemalige Hartz-IV-Bezieher Arbeit gefunden hätten.

Die Zahl der Erwerbstät­igen lag nach Hochrechnu­ng des Statistisc­hen Bundesamte­s im November bei 45,22 Millionen – 34 000 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 483 000 Erwerbstät­ige mehr. Der Anstieg gehe überwiegen­d auf mehr sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung zurück, hieß es von der Bundesagen­tur. Diese hat laut Berechnung­en der BA von September auf Oktober saisonbere­inigt um 68 000 zugenommen. Damit hatten 33,47 Millionen Menschen in Deutschlan­d zuletzt einen regulären Job – 696 000 mehr als ein Jahr zuvor. „Das ist eine bemerkensw­erte Zahl nach den vielen Jahren des Aufschwung­s“, so Scheele.

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