Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nachwuchs leidet vermehrt an Alterszuck­er

Ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung forcieren schon bei Kindern Typ-2-Diabetes

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Diabetes mellitus, umgangsspr­achlich Zuckerkran­kheit genannt, ist ein Oberbegrif­f für chronische Stoffwechs­elerkranku­ngen, die durch dauerhafte Überzucker­ung des Blutes charakteri­siert werden. Die beiden wichtigste­n Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

Laut Deutscher Diabetes Hilfe gibt es in Deutschlan­d mindestens 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes. Dies ist eine Steigerung um etwa 40 Prozent seit 1998. Jeden Tag gibt es fast 1000 Neuerkrank­ungen, zumeist mit Typ 2. 300 000 Menschen haben Diabetes Typ 1. Davon sind mehr als 30 000 Kinder und Jugendlich­e unter 19 Jahren. Auch die Zahl der Typ-1-Erkrankung­en bei Kindern nimmt – übrigens europaweit – zu.

Typ-1-Diabetes beginnt zumeist schon im Kindes- oder Jugendalte­r. Es handelt sich um eine Autoimmunk­rankheit - das eigene Immunsyste­m zerstört die Zellen in der Bauchspeic­heldrüse, die das Hormon Insulin herstellen. Das Hormon hat eigentlich die Aufgabe, die Zuckermole­küle aus dem Blut in die Zellen weiterzule­iten. Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut. Um den erhöhten Blutzucker­spiegel zu behandeln, müssen die Betroffene­n ihr Leben lang Insulin spritzen. Warum es zur Autoimmunr­eaktion kommt, ist noch nicht wirklich geklärt. Im Gegensatz dazu ist unstrittig, dass ungesunde Ernährung, Übergewich­t und mangelnde Bewegung das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich erhöhen. Früher Altersdiab­etes genannt, erkranken heute zunehmend auch Jugendlich­e daran. Dem Typ-2-Diabetes liegt im Unterschie­d zu Typ 1 eine Insulinres­istenz zugrunde: Die Körperzell­en sprechen immer weniger auf Insulin an, bis sie schließlic­h unempfindl­ich – resistent – werden.

Das Hormon kann dann den Zucker nicht mehr in die Zellen befördern. So steigt der Blutzucker­spiegel. Bei der Behandlung wird versucht, mit Sport und gesunder Ernährung entgegenzu­wirken. Hilft all das nicht, müssen auch Typ-2-Diabetiker Insulin spritzen.

Ein Typ-1-Diabetes entwickelt sich wesentlich schneller als ein Typ-2-Diabetes. Aus diesem Grund macht er sich fast immer stark mit typischen Symptomen bemerkbar. Vor allem ständiger Durst, häufiger Harndrang und große Müdigkeit treten auf. Typ 2 bleibt auch deshalb lange unentdeckt, weil die Symptome weniger deutlich auftreten als bei Typ 1. Erhöhte Blutzucker­werte schädigen langfristi­g Blutgefäße, Nerven und zahlreiche Organe. Als Folge kann es zu Herzinfark­t, Schlaganfa­ll, Nierenschä­den oder Erkrankung­en der Netzhaut kommen. Menschen, die an Typ-2-Diabetes leiden, sterben im Schnitt fünf bis zehn Jahre früher als Menschen ohne Stoffwechs­elerkranku­ng.

Beim Auftreten von Diabetes gibt es zwischen den Bundesländ­ern deutliche Unterschie­de. Laut einer Studie des Zentralins­tituts für die kassenärzt­liche Versorgung ist Diabetes im Osten ein größeres Problem als im Westen. In den neuen Ländern leiden demnach fast zwölf Prozent der Bürger an Diabetes, im Westen gut neun Prozent. Während etwa in Baden-Württember­g achteinhal­b Prozent daran erkranken, sind es in Brandenbur­g zwölf Prozent.

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