Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bethlehem und die „theologisc­he Geografie“

-

Das rund zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Bethlehem ist seit 1996 Teil der autonomen Palästinen­sergebiete. Die fast 30 000 Einwohner zählende Stadt ist laut den biblischen Berichten der Geburtsort Jesu. Im Zusammenha­ng mit der Volkszählu­ng unter dem römischen Kaiser Augustus heißt es beim Evangelist­en Lukas: „Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazareth in Galiläa ging er nach Bethlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammt.“Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass für diese Verortung der Geburt Jesu in Bethlehem wichtige theologisc­he Gründe sprechen, denn im Alten Testament hatte der Prophet Micha angekündig­t: „Doch dir, Bethlehem, lässt der Herr sagen: So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der Mann kommen, der künftig Israel führen wird.“Forscher sprechen von einer „theologisc­hen Geografie“. Ab Mitte des zweiten Jahrhunder­ts gibt es schriftlic­he Zeugnisse, die berichten, Jesus sei in einer Höhle bei Bethlehem geboren.

Bethlehem wurde in den vergangene­n Jahren durch israelisch­e Sperranlag­en abgeriegel­t. In Folge von Verarmung, Arbeitslos­igkeit und sozialen Problemen ziehen viele Bewohner weg, vor allem Christen. Bereits durch die Flüchtling­sbewegunge­n im Zuge der israelisch­en Unabhängig­keit verloren die Christen über die Jahrzehnte die traditione­lle Bevölkerun­gsmehrheit. Seit Beginn der palästinen­sischen Autonomie setzte eine rege Bautätigke­it ein. Im Mittelpunk­t Bethlehems stehen der Krippenpla­tz und die fünfschiff­ige Geburtskir­che, die der Tradition zufolge über jener Höhle errichtet wurde, in der Jesus zur Welt kam. Das festungsar­tige Gotteshaus geht in seiner heutigen Form auf einen Bau des sechsten Jahrhunder­ts zurück – eine der ältesten Kirchen des Landes. (KNA)

Newspapers in German

Newspapers from Germany