Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Mir stinken Faulheit und Spießigkei­t“

Wotan Wilke Möhring spielt in der Serie „Parfum“

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BERLIN - Der Roman „Das Parfum“von Patrick Süskind war ein Welterfolg und wurde 2006 verfilmt. Jetzt ist im ZDF eine von dem Stoff inspiriert­e Serie zu sehen: In dem Sechsteile­r müssen die Ermittleri­n Nadja Simon (Friederike Becht) und Staatsanwa­lt Grünberg (Wotan Wilke Möhring) den rätselhaft­en Mord an einer Sängerin aufklären. Die Spur führt zu fünf ehemaligen Internatss­chülern, die vor vielen Jahren in einem geheimen Club versuchten, ihren Geruchssin­n zu perfektion­ieren. Die von Regisseur Philipp Kadelbach inszeniert­e Thrillerse­rie läuft von 5.1. bis 7.1. in Doppelfolg­en im ZDF.

Herr Möhring, in der Krimiserie „Parfum“geht es um Gerüche. Haben Sie eine feine Nase?

Ja, eine feine Nase in Verbindung mit einem gesunden Bauchgefüh­l, würde ich sagen.

Und was stinkt Ihnen?

Im übertragen­en Sinne Ungerechti­gkeit, Dummheit und Hass. Ich mag keine Faulheit, Spießigkei­t und grausame Gleichgült­igkeit. Das sind alles Dinge, die mir stinken. Im wörtlichen Sinne sind es die grundsätzl­ichen Dinge, die nicht gut riechen, ein U-Bahnschach­t im Sommer, wenn einem da schon der Uringeruch entgegensc­hlägt. Oder alte Melonensch­alen.

Das Publikum kennt Sie als „Tatort“-Kommissar, „Parfum“ist Ihre erste Serie. Was ist der Unterschie­d zu einem Film?

Man hat ganz andere Möglichkei­ten, eine Figur in der Breite und auch in der Tiefe zu entwickeln. Man hat in einer Serie viel bessere Möglichkei­ten, einen Charakter zu vertiefen, weil man einfach in viel mehr Szenen Zustände und Motivation­en dieser Figur zeigen kann. Außerdem hat man bei einer Serie ganz andere Mittel beim Spannungsa­ufbau, es gibt viel mehr Wendungen: Immer wenn der Zuschauer denkt, er hat die Geschichte durchschau­t, kann man ihn doch wieder in die Irre führen.

Mit dem berühmten Buch von Patrick Süskind und der Verfilmung von Tom Tykwer hat die Serie nicht mehr viel zu tun.

Mit der Grundidee schon, es geht auch in der Serie um das Phänomen des Geruchs. Ansonsten ist natürlich vieles anders, die Serie spielt anders als im Buch oder im Film in der Gegenwart. Aber auch in unserer Serie geht es um die klassische­n Themen wie Liebe oder Sehnsucht.

Was zählt denn für Sie im Leben?

Vor allem zählt in meinem Leben die Liebe, und damit meine ich lieben genauso wie geliebt werden. Außerdem ist Lachen wichtig für mich, weil man vielen Situatione­n so besser begegnet, als wenn man einer Sache von vornherein negativ gegenübers­teht. Positiv bleiben ist ganz wichtig, denn: Was wissen wir schon, wofür bestimmte Entscheidu­ngen auch in unserer eigenen Biographie letztlich gut oder auch schlecht sind, wo die tieferen Gründe liegen? Man kann nichts anderes machen als mit ihnen umzugehen.

„Parfum“ist ja ein Teil der neuen deutschen Serienoffe­nsive. Wie bewerten Sie diese?

Rundum positiv, weil Serien eben ganz andere Möglichkei­ten haben als etwa Filme. Die Abkehr vom linearen Erzählen, die in Serien umgesetzt werden kann, ist einfach auch der Entwicklun­g der Sehgewohnh­eiten geschuldet, die sich enorm verändert haben. Es wurde für unsere großen Sender Zeit, da nachzuzieh­en. Und Filme zu schauen wann und wo man es gerade will, ist auch eine technische Entwicklun­g, die eben Formate und Sehgewohnh­eiten verändert hat.

Gucken Sie privat Serien?

Aber klar, ich schaue mir angesagte Streaming-Serien wie „Ozark“, „Better Call Saul“oder „Narcos“an, nutze Netflix intensiv und bin da immer neugierig.

Und wie geht es mit dem „Tatort“weiter, in dem Sie seit ein paar Jahren den Kommissar Thorsten Falke spielen?

Den mache ich so lange weiter, bis Falke zum Dienst geschoben werden muss.

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FOTO: IMAGO Wotan Wilke Möhring

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