Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mit kalten Fingern auf Vogelpirsch
Der Nabu ruft zur Vogelzählung auf – Kinderaktion in Laupheims Landschaft
LAUPHEIM - Wie viele Vögel gibt es in der Natur, und wo kommen sie in menschlichen Siedlungen vor? Solche Werte zu ermitteln, lädt der Naturschutzbund Deutschland regelmäßig Menschen zum Zählen ein – so auch bei der „Stunde der Wintervögel“, einer Aktion, die noch bis zum 15. Januar dauert. Während private Vogelfreunde sich bequem vom Balkon aus beteiligen können, hat der Nabu Laupheim den Aufruf zu einer eigenen winterlichen Aktion genutzt – und zwar als Lehrstunde für Kinder.
Es ist kalt, aber hell, und was Regen sein könnte, kommt als feiner Schnee herunter. Es ist also ein nicht unfreundlicher Januartag, an dem 18 Mitglieder vom Naturschutzbund und Kinder sich an der Kleemeisterei treffen, wo der Nabu Laupheim seinen Sitz hat. Im Garten brennt ein kleines Feuer, um das sich die Teilnehmer versammelt haben, unter ihnen auch der Vorsitzende Frieder Mauch und der Vogelexperte Georg Walcher. Da stellt die Jugendleiterin Sonia Müller die wichtige Frage: Wie sehen die Vögel eigentlich aus, die gleich gezählt werden sollen?
Problem Steingärten
Während sie vor allem die Kinder zu Lernspielen mit Fotos von Vögeln einlädt, legt Georg Walcher den Kopf in den Nacken und sucht die Baumwipfel drum herum ab. Wo andere vor dem grauen Himmel nur einen schwarzen Klumpen erkennen, macht er in einem Baum einen Buchfinken aus. Sonst scheint die Luft eher leblos zu sein. Eigentlich, so sinniert er, kommen die Vögel im Winter ganz gut zurecht. „Frost macht Vögeln nichts aus, solange sie Futter finden“, erklärt er: Samen und Insektenlarven, die sich unter Gebüschen, Blättern und in Baumrinden aufpicken lasssen. Aber die Verödung der Landschaft und der Orte seien das Problem: „Steingärten sind das Schlimmste für Vögel und Insekten. Da lebt nichts!“Beide Tierarten nehmen ab.
Derweil haben die Kinder gelernt, was die Kohlemeise vom Erlenzeisig, den Grünfinken vom Kleiber unterscheidet. Ausgerüstet mit Ferngläsern und Klemmbrett verteilen sich die jugendlichen Beobachter grüppchenweise auf dem winterstarren Gelände am Rande Laupheims. Das ist jenen von ihnen bekannt, die sich bereits an den sommerlichen Aktivitäten des Nabu beteiligt haben – zum Beispiel im Grünen Klassenzimmer, wo im Sommer auch Schulklassen Einblicke in die Natur bekommen. Aber es ist gar nicht so leicht, im Winter Piepmatze zu entdecken. Nur ein paar Meisen und Spatzen fallen zunächst auf – und die brummenden Hubschrauber vom nahen Fluggelände. Aber dort, so die Feststellung, wo Futterhäuschen sind, haben sich doch Vögel versammelt. Am Ende beim wärmenden Getränk, kommt dennoch eine nennenswerte Anzahl Gartenvögel zusammen: drei Blau-, vier Kohlmeisen, vier Amseln, elf Buchfinken, ein Buntspecht, zehn Feldsperlinge, fünf Goldammern, ein Grünfink, ein Kleiber, zwei Rabenkrähen, zwei Rotkehlchen, zwei Türkentauben und 25 Wacholderdrosseln. Es sei eine gute Aktion gewesen, meint Sonia Müller: „Das Ergebnis haben wir schon übermittelt.“
Für die Teilnahme an „Deutschlands größter Vogelzählung“gibt es sogar eine App. Der Weg dahin führt über die Nabu-Website: www.Nabu.de/teilnahme