Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwei Clowns zum Liebhaben

Das neue Stück mit „Willi und Rösli“ist tolle Unterhaltu­ng für Kinder und Erwachsene zu einem hochaktuel­len Thema

- Von Marcus Golling

ULM - Ach, Alexa, halt doch einfach mal den Mund! Neues Bild auf Instagram, neue Sprachmess­age auf WhatsApp, „deine Freund warten auf Twitter auf eine Nachricht von dir“. Was für ein Stress, und Rösli ist mittendrin. „Kabelsalat“, das zweite Clownstück von Willi Schlegel und Katrin Strazzeri im Stadthaus, handelt von modernen Medien und ihren Risiken – auch. Aber vor allem ist es gespickt mit toller Körperkomi­k und schrägen Ideen, sodass es nicht für Kindern, sondern auch für Erwachsene ein Vergnügen ist.

Die Geschichte (Regie: Domenico Strazzeri) spielt genau ein Jahr nach „Willi und seine Prinzessin“, dem Erstling des Clown-Duos. Puppenspie­ler Willi und sein geliebtes Geschöpf Rösli leben harmonisch zusammen. Alles gut also, wenn die Prinzessin nicht ständig am Handy, am Tablet oder an der Spielkonso­le hängen würde. Aber der grundgute Willi ist auch nicht gerade ein Held: Er hat Röslis Geburtstag vergessen – und es wird bis zum Ende von „Willi und Rösli: Kabelsalat“dauern, bis er überhaupt merkt, warum sein Liebling sauer auf ihn ist.

Für das Publikum ist es aber ein Riesenspaß, den armen Clown bei seinen Versuchen zu erleben. Denn zuerst hoppelt er mit Hasenohren auf die Bühne, weil er glaubt, das Osterfest verschwitz­t zu haben. Dann kommt er mit Darth-VaderHelm und Lichtschwe­rtern, weil er fälschlich den Star-Wars-Tag vermutet. Und sogar beim Fensterln mit Ukulele und Rosen zwischen den Zähnen macht er sich zur Witzfigur – nein, es ist auch nicht Hochzeitst­ag. „Was soll ich jetzt machen?“, fragt der verzweifel­te Willi die digitale Assistenti­n Alexa. Aber die schlägt ihm vor, Schweineko­teletts in Biermarina­de zu kochen. Danke für nichts.

Willi Schlegel und Katrin Strazzeri, die gemeinsam ihre Ausbildung zum Gesundheit­sclown absolviert haben und auch in Krankenhäu­sern und Seniorenhe­imen auftreten, sind ein tolles Bühnenpaar: Die Figur Willi ist tollpatsch­ig, aber auch verschmitz­t, Rösli eher frech und bockig wie ein Kind. Und das bekommt am Ende – nach einer irren Zaubernumm­er – doch noch sein Geschenk: ein Buch. „Ein Buch?“, fragt Rösli mit unwissende­m Blick. Wo kann man das einschalte­n? Oder ist es etwa gar nicht aufgeladen? Sie wollte doch das neue iPad haben! Aber Willi kann sie überzeugen: „Ein Buch kann uns verzaubern – dich, mich und euch.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Zwei, die sich mögen: Puppenspie­ler Willi (Willi Schlegel, rechts) und Rösli (Katrin Strazzeri).

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