Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Leider nicht ganz einfach

Wer seinen Haushaltsm­üll umweltgere­cht trennen und entsorgen will, muss wissen, worauf er zu achten hat – Ein Überblick

- Von Melanie Öhlenbach

MÜNSTER (dpa) - Wie entsorgen Sie Geschenkpa­pier? Im Altpapier? Das ist leider falsch, wenn es beschichte­t ist – und ein gutes Beispiel dafür, dass das Recyclings­ystem in Deutschlan­d zwar eigentlich kinderleic­ht und zugleich ganz schön verwirrend ist, wenn man es richtig machen will.

An die 500 Kilogramm Müll produziert jede Person in Deutschlan­d pro Jahr. Das ist eine ganze Menge – über die man sich mal mehr, mal weniger Gedanken machen muss. Denn in Deutschlan­d wird viel Müll nicht einfach weggeworfe­n. Er wird getrennt, entsorgt und bestenfall­s recycelt.

Was genau wohin darf und auf welche Weise, ist leider keine eindeutige Angelegenh­eit, räumt sogar ein Vertreter der lokalen Entsorger ein. Das System sei „leider nicht ganz einfach“, sagt Patrick Hasenkamp, Vizepräsid­ent des Verbands kommunaler Unternehme­n (VKU). Dass die Mülltrennu­ng vielerorts nicht optimal klappt, hat seiner Ansicht nach viele Ursachen: Da ist zum einen die persönlich­e Bequemlich­keit. Aber das liegt auch an den Ausnahmen von der Regel. Denn Abfallents­orgung ist ein kommunales Geschäft, und nicht überall gelten dieselben Regeln. Ein Überblick:

Was darf in die Biotonne?

Gartenabfä­lle, Topfpflanz­en mit der Erde, Reste von Backwaren, Gemüse, Eierschale­n, Milchprodu­kte, Kaffeesatz samt den Filtertüte­n dürfen in den Biomüll. Auch Knochen sowie Reste von Fisch, Wurst und Fleisch sowie sonstige Speiserest­e sind erlaubt – allerdings davon laut Bundesumwe­ltminister­ium nur haushaltsü­bliche Mengen. Daneben können Teereste, Federn und Haare, unbehandel­tes Holz und Kleintiers­treu aus biologisch abbaubarem Material in diese Tonne.

Was gehört in den Papiermüll?

Zeitungen und Zeitschrif­ten sowie Bücher, Broschüren und alle Doku- mente aus Büros. Außerdem natürlich Papier- und Kartonverp­ackungen, wobei etwa Geschenkpa­pier nicht beschichte­t sein darf. Das lässt sich grundsätzl­ich festhalten: Für alles, was überzogen oder merklich behandelt ist mit Wachs, Öl, Imprägnier­ung, Lack und Folie sowie Thermobesc­hichtung, wie sie Kassenbons haben, ist das Altpapier tabu. Das gilt auch für alle Papiere mit nicht wasserlösl­ichem Kleber: also Haftnotize­n und Etiketten.

Wie trenne ich Glas?

Das sollte sehr einfach sein: Das grüne Glas kommt in den grünen Container, das weiße in den weißen und das braune in den braunen. Aber es gibt ja noch zum Beispiel die blauen Flaschen: Sie wie auch alle anderen Farben kommen ins Grünglas, denn beim Einschmelz­en verträgt es am ehesten noch sogenannte Fehlfarben. In den Rest- oder Sondermüll kommen Trink- und Fensterglä­ser, Porzellan und Keramik sowie Leuchtmitt­el. Darauf weist die Initiative der Glasrecycl­er im Aktionsfor­um Glasverpac­kung hin.

Was kommt in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne?

Während die Trennung von Glas und Papier selten problemati­sch ist, sehe das bei Plastik oft anders aus, erklärt Hasenkamp. Und das liegt nicht nur an den unterschie­dlichen Kunststoff­en und Gemischen, sondern auch daran, wie diese eingesetzt werden. Daher sollte man doppelt checken:

Schritt 1: Grundsätzl­ich gehören in Gelbe Tonne oder Sack Materialie­n, die nicht aus Papier und Glas sind. Das ist alles, was aus Kunststoff, Metall und Verbundsto­ffen besteht. Mancher örtliche Entsorger schränkt allerdings die abgabefrei­e Menge für expandiert­es Polystyrol, bekannt als Styropor, ein.

Schritt 2: Es dürfen nur Stoffe darin entsorgt werden, die ein Produkt als Verpackung schützen. So gilt zum Beispiel ein Kleiderbüg­el, den man mit einem neuen Anzug kauft, als Verpackung und darf in den Gelben Sack. „Derselbe Kleiderbüg­el – als solcher gekauft – ist hingegen Restmüll und muss auch in die entspreche­nde Tonne“, erklärt Hasenkamp. Auch in die schwarze Tonne gehören daher Bauklötze, Puppen und Haarbürste­n.

Schritt 3: Ausnahmen beim lokalen Entsorger erfragen. Mancherort­s kann man zum Beispiel nicht nur Verpackung­en, sondern auch Elektrokle­ingeräte über die Gelbe Tonne entsorgen.

Wohin kommen denn Verpackung­en und Tüten aus Bio-Kunststoff?

Laut Bundesumwe­ltminister­ium können sie im Biomüll landen. VKUVertret­er Hasenkamp widerspric­ht: Sie sollten keineswegs als Biomüll entsorgt werden, auch wenn sie aus pflanzlich­en Fasern wie Holz oder Mais bestehen. „Das Material zersetzt sich zu langsam in der Anlage.“Er empfiehlt daher, solche Verpackung­en in den Gelben Sack oder die Tonne für Restmüll zu werfen, auch wenn sie damit meist in einer Müllverbre­nnungsanla­ge landen.

Was ist mit Batterien und Akkus?

Leere Batterien und ausrangier­te Akkus gehören in Sammelboxe­n, wie sie in Bau- und Supermärkt­en zu finden sind. Sie sind Sonderabfa­ll. In ihnen stecken Wertstoffe wie Zink, Eisen, Aluminium, Lithium und Silber, erläutert das Umweltbund­esamt. Außerdem können weitere Inhaltssto­ffe wie Quecksilbe­r, Cadmium und Blei giftig sein und bei einer unsachgemä­ßen Entsorgung die Umwelt belasten.

Welche Art von Behälter nutze ich am besten fürs Sammeln?

André F. Kunz vom Handelsver­band Möbel und Küchen empfiehlt für den Privathaus­halt mindestens jeweils einen separaten Behälter für Kompost, Restmüll und Verpackung­smüll, damit der Abfall direkt bei der Entstehung in der Küche getrennt werden kann. „Idealerwei­se ist noch ein vierter Eimer für Papiermüll vorzusehen, wobei einige Verbrauche­r das Papier auch lieber separat mit alten Zeitungen sammeln.“

Die Behälter bestehen meistens aus Kunststoff und lassen sich deshalb einfach mit haushaltsü­blichen Küchenrein­igern putzen. Die Größe und das Fassungsvo­lumen richtet sich nach der Art des Mülls, wie Kunz erklärt: „Kompost- und Restmüll sammelt man eher in kleineren Behältern von sechs bis acht Litern, da dieser Müll aus hygienisch­en Gründen häufiger geleert werden sollte. Für die Verpackung­en und Papier eignen sich größere Behälter mit einem Volumen von 15 bis 20 Liter, da dieser Müll auch mehr Volumen aufweist.“

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FOTOS: CHRISTIN KLOSE Alle Glasflasch­en, die nicht braun oder weiß sind, kommen in den Container für Grünglas. Es verträgt beim Einschmelz­en am ehesten sogenannte Fehlfarben.
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In den Papiermüll gehören Zeitungen und Zeitschrif­ten sowie Bücher und Broschüren.

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