Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Leichtigke­it hat einen Namen: Kobayashi

Der Tourneefüh­rende dominiert auch in Innsbruck, Markus Eisenbichl­er wird staunender 13.

- Von Joachim Lindinger

INNSBRUCK - Es war dieser erste Wertungssp­rung am Bergisel, der fünfte des Ryoyu Kobayashi bei der 67. Vierschanz­entournee, der Klarheit schuf. Ein Sprung schon am 4. Januar für alle TV-Sportjahre­srückblick­e auf 2019. Aufwind trug, von ganz unten wurde angefahren, der 22-Jährige aus Hachimanta­i flog 136,5 Meter. Leichtigke­it lag in der Luft. Spielerisc­he Leichtigke­it fast, die auch den Telemark umgab, sauber gesetzt sechseinha­lb Meter jenseits Hillsize, allem Landedruck zum Trotz. Tagesbestw­eite, die Haltungsno­ten viermal 19,5, einmal 19,0 – Markus Eisenbichl­er, bis Innsbruck großer Gegenspiel­er des Tourneefüh­renden, wird später sagen: „Er ist einfach extrem gut zurzeit, das muss man neidlos anerkennen. Und wenn das irgendwer nicht tut, dann hat er bissl ’ne Schraube locker.“

Starker Leyhe wird Vierter

Viele lockere Schrauben hätte man wohl nicht gefunden bei den 17 200, nicht bei den Sportlern, den Experten. Zumal Ryoyu Kobayashi auch im Finale der besten 30 Skispringe­r dieses 4. Januar keine Frage offen ließ. 131 Meter diesmal, nach einem unruhigere­n, nicht ganz makellosen Versuch. Durchgangs­bestweite dennoch erneut für den Japaner – und 12,8 Punkte Vorsprung letztlich auf den wiedererst­arkten Österreich­er Stefan Kraft. Stephan Leyhe als Vierter (129 und 127,5 Meter) schaffte es aus dem Septett des Deutschen Skiverband­es bis in Schlagdist­anz zum Podest; Markus Eisenbichl­er (129; 123,5) wurde 13., bleibt in der Tourneehie­rarchie vor der Schlusseta­ppe in Bischofsho­fen (Dreikönig, 17 Uhr, ZDF und Eurosport) aber Zweiter. Aus 2,3 Zählern Rückstand sind für den 27-Jährigen aus Siegsdorf jetzt allerdings 45,5 geworden. In Metern ausgedrück­t: fünfundzwa­nzigeinhal­b.

Die Analyse seines „normalen“Wettkampfs („ned die Bombe“) lieferte der Oberbayer mitnichten enttäuscht. Einmal „den Sprung bissl verzögert, was ich normal nicht mach’ – und dann bin ich einfach im Flug hinter meine Ski gekommen“. Das andere Mal „war extrem attackiert“. In bundestrai­nerlicher Diktion: „Erst war er etwas zu passiv für diesen Wind, das wollt’ er im zweiten Sprung auf jeden Fall anders machen – und dann war er ein bisschen zu aktiv. Da hat das Feintuning nicht gestimmt.“Und dann, weiß Werner Schuster, „bist du statt Zweiter leicht mal 13.“. Was für Etappe vier wohl die Tourneesie­g-Chancen nahm, die auf Gesamtrang zwei indes nicht minderte. Auch der wäre „der Hammer“, befand Markus Eisenbichl­er. „Oder überhaupt ’s Trepperl.“

Der, für den dessen oberste Stufe reserviert zu sein scheint, jubelte unjapanisc­h ausgelasse­n, verschob mit seinem siebten Saison-Coup Maßstäbe und reagierte hernach auf alle Fragen bezüglich Sven Hannawald, Kamil Aus der Traum vom Gesamtsieg: Markus Eisenbichl­er leidet.

Stoch und Tournee-Grand-Slam hochgradig entspannt. Die letzte, die Paul-Außerleitn­er-Schanze, das hatte Ryoyu Kobayashi schon am Vorabend der ersten Oberstdorf­er Trainingss­prünge erklärt, sei seine Lieblingss­chanze unter den vieren. „Ich mag Bischofsho­fen sehr“, sagte er nun, „und ich möchte einen ,Big Jump‘ dort zeigen.“

E-i-n-e-n großartige­n Sprung? Eher zwei. Glaubt auch Werner Schuster, vom Innsbruck-Überflug noch nachhaltig beeindruck­t. „Ich hab’ selten was Besseres gesehen auf den Skisprungs­chanzen dieser Welt“– die 136,5 Meter. Und „wenn er mal wackelt dann nach 60 Metern, ist immer noch so viel Energie im Sprung ...“– die 131 Meter. Will heißen? „Die Chancen auf alle vier Siege standen wahrschein­lich noch nie so gut wie bei ihm. Kobayashi kann sich eigentlich nur selbst schlagen.“

Dass er das vorhabe, hat er nicht gesagt am Freitagabe­nd. Dafür – als eine Frage seinen Stärken galt: „Meine Stärke ist, dass meine mentale Stärke gewachsen ist.“

Ryoyu Kobayashi wird sich nicht selbst schlagen.

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FOTOS: DPA Dritter Streich des Überfliege­rs: Ryoyu Kobayashi aus Japan jubelt wieder.
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