Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Musik ist eine sehr sinnliche Sache“
Von „Marmor, Stein und Eisen bricht “bis „Heidi“und „Wickie“– Der Komponist Christian Bruhn hat Melodien und Ohrwürmer geschrieben, die jeder kennt
In „Das Schweigen der Lämmer“verweist Dr. Hannibal Lecter auf Marc Aurel, wenn er sagt, dass Simplifikation der Schlüssel zu allem ist. Inwiefern gilt das auch für Ihre Branche?
Das gilt für den einfachen Schlager. Für mich selbst gilt das nicht, weil ich wohl als Einziger das gesamte Gebiet der Unterhaltungsmusik abgedeckt habe. Es gibt mehrere Konzertwalzer von mir und Chansons. Ich habe sehr viel Fernsehmusik – teils für großes Orchester – und auch Kinderlieder mit James Krüss geschrieben, Heinrich Heine für Katja Ebstein vertont und unzählige weitere Projekte realisiert. Die Simplifikation mag für „Heidi“gelten. Für „Captain Future“oder „Winter in Canada“mit Sicherheit nicht.
Sprechen Sie im Film daher auch von einer „gespaltenen Persönlichkeit“?
Diesen Ausdruck würde ich am liebsten zurücknehmen, denn letztendlich kommt doch alles aus einem Kopf, in dem sowohl „Heidi“als auch „Captain Future“und der HeinrichHeine-Zyklus wohnen. Manche Menschen wundern sich darüber, dass derselbe Mann hinter einfachen Dingen wie Volksmusik und komplexen Sachen wie „Timm Thaler“stecken kann.
Hatten Sie jemals eine Schaffenskrise oder Selbstzweifel?
Das Schwierigste ist, einen Sänger dazu anzuleiten, dass er so schön singt, wie er nur kann. In der Abmischung kann man alles noch ein bisschen schöner machen. Aber irgendwann muss das Ding auch fertig werden. So richtig von Selbstzweifeln bin ich nie geplagt worden. Ich habe das musikalische Handwerk ja von der Pike auf gelernt. Da bin ich firm. Das andere, die Erfindungsgabe,
Der Film zeigt Sie auch als einen Mann, der die Frauen liebt. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass diese Neigung bei Künstlern so weit verbreitet ist?
Man ist sich ja sofort gegenseitig sympathisch, wenn man weiß, dass man die Kunst des Anderen gegenseitig versteht und die Ansprüche des Anderen auch erfüllen kann. Große Sänger treffen auf einen erfahrenen Produzenten. Die Musik ist eine sehr sinnliche Sache. Die Malerei vielleicht ebenso. Aber Musik ist die sinnlichere, ja geilere Kunst. Rock’n’ Roll, sagt ein Rock ’n’ Roller, kommt nur aus den Eiern. Musik ist erotisch. Deshalb gibt es ja so viele Liebeslieder.
Kennen Sie die amerikanische Band Metallica, die Ihren Song „Marmor, Stein und Eisen bricht“gern auf Deutschland-Konzerten intoniert?
Ja, natürlich. Aber sie haben die Einleitung verpfuscht. Das war nicht o.k.. Und wenn die Musik nicht ordentlich ausgeführt wird, werde ich böse. Kunst muss perfekt sein.