Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Volle Mägen und Mülleimer im Reich des schnellen Essens
Jetzt sind sie also vorbei, die Ernährungsorgien: Die feiertäglichen Küchenschlachten sind geschlagen. So rechte Lust zum Selberkochen will sich da nicht einstellen. Und so kommt im Leben vieler Menschen der Augenblick, sich aus reiner Bequemlichkeit, Gruppenzwang oder zur Besänftigung der marodierenden Kinderschar mit Fastfood zu beschäftigen. Oder genauer gesagt: mit dem Branchenriesen McDonalds. Der gigantische Systemgastronom bietet in seinen etwa 1500 deutschen Filialen grundsätzlich überall das identische Angebot, sodass es einerlei ist in diesem Text zu erwähnen, wo sich die folgende Materialschlacht ereignet hat.
Wer längere Zeit nicht in einem McDonalds-Restaurant gewesen ist, wird feststellen, dass die Automatisierung der Kundenabfertigung inzwischen weit fortgeschritten ist. Denn der Großteil der hungrigen Menschen stellt sich nicht mehr am Tresen in eine Schlange – sondern begibt sich schnurstracks zu einem der riesigen Monitore, auf dem die Bestellung zusammengesetzt wird. Für Ungeübte ist die Verwirrung bei diesem Vorgang ähnlich ausgeprägt wie bei den berüchtigten Ticketautomaten der Deutschen Bahn. Denn hier wie da gibt es immer allerlei Optionen, um am Ende ans Ziel – also in diesem Fall das Essen – zu gelangen. Auch noch einigermaßen neu: Der Gast kann sich nach abgeschlossener Hochglanzautomatenbestellung einen Platz aussuchen. Das Essen bringt dann ein uniformierter Angestellter, im konkreten Fall übrigens ein sehr freundlicher.
Man kann von Fastfoodessen halten was man will – einen unausweichlichen Nachteil hat es auf den allerersten Blick: Es fabriziert ganze Gebirgszüge von Müll aus verschiedenen Rohstoffen. Daran ändert auch die Marketingstrategie von McDonalds nichts, die vor ein paar Jahren dafür gesorgt hat, dass die Farben nicht mehr rot und gelb sind, sondern gelb und grün. Jedenfalls liefert die Bestellung für einen Erwachsenen und zwei Kinder einen gefühlten Mülleimer voller Pappschachteln, Kunststoffbesteck und Plastikschalen. Man muss kein staatlich geprüfter Meeresbiologe oder Klimaforscher sein, um zu erkennen, dass in Zeiten von Diskussionen um das Verbot von Plastikstrohhalmen und Einweggeschirr ein durchschnittliches McDonalds-Menü gestrig und altmodisch wirkt. Dabei hätte das weltweite Unternehmen die Chance, Vorreiter zu sein.
Zum Essen selbst gibt es nicht viel Überraschendes zu sagen: Natürlich schmecken frische Pommes mit Ketchup gelegentlich sehr gut. Und selbstredend ist das Geschmacksprofil eines Chickennuggets so gestaltet, dass sich kein Gaumen daran allzu sehr stößt, zumal dieser panierte Geflügelleberkäse – denn unverarbeitetes Fleisch ist in den Dingern nicht drin – in einer süßlichen Senfsoße kaum durchdringt.
Erfreulich: Es gibt inzwischen einen großen Caesar-Salat mit passablem, wenn auch etwas fettigem Dressing. Aber seien wir ehrlich: Wer behauptet, er gehe zu McDonalds zum Salatessen, bewegt sich auf ähnlich dünnem Eis wie Leute, die sagen, sie läsen den „Playboy“wegen der Interviews. Und so wird auch in Zukunft diese merkwürdige Mischung aus Weichem, Fleischigem, Salzigem, Süßem und Fettigem verfangen. Was auch ganz in Ordnung ist, solange man nicht so tut, als sei McDonalds grüner oder gesünder, als es nun mal ist.
Übrigens: Der wuchtigste Hamburger ist derzeit der Big Tasty Bacon mit 885 Kalorien.
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