Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kultband Kiss legt 2019 den Fokus auf Klassiker

Für die Zeit nach der Abschiedst­our stellt Paul Stanley ein Musical und einen Kiss-Film in Aussicht

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Bis zu drei Jahre könnte die Tournee dauern. Und dann? „Es ist schwer zu sagen, was am Ende passiert“, sagt Stanley etwas vage. Schon einmal gingen Kiss auf „Farewell Tour“– im Jahr 2000 in der Originalbe­setzung mit Gitarrist Ace Frehley und Schlagzeug­er Peter Criss – und machten doch weiter. „Das war kurzsichti­g und überrasche­nderweise ein Fehler von uns“, räumt Stanley ein.

„Die Band war in der Besetzung musikalisc­h und live nicht gut“, erzählt der Frontmann, der den Bühnenname­n Starchild trägt. „Es war eine fürchterli­che Situation auf und hinter der Bühne. So wollte ich nicht weitermach­en.“Schließlic­h trennten sich Kiss von Criss und Frehley. „Der Gedanke, dass zwei Leute die Band sabotieren und damit für deren Ende sorgen, ist doch lächerlich“, sagt Stanley bestimmt. „Kiss ist größer als jeder einzelne von uns.“

Die Konstanz der letzten Jahre

Eric Singer, der schon von 1991 bis 1996 für Kiss getrommelt hatte, kehrte zurück. Gitarrist Tommy Thayer ersetzte schließlic­h Frehley. In dieser Besetzung waren Kiss beinahe ununterbro­chen unterwegs und spielten zwei Alben ein. Singer ist inzwischen 26 Jahre dabei, Thayer seit 17 Jahren. „Wenn das nicht Kiss ist, weiß ich auch nicht, was es ist“, lacht Stanley. Gut möglich, dass einige Konzertbes­ucher den Wechsel wegen der ähnlichen Bühnenoutf­its gar nicht bemerkt haben.

Die Kostüme sind auch ein Grund dafür, dass der 66-jährige Stanley und sein 69 Jahre alter Bandkolleg­e Simmons langfristi­g kürzertret­en wollen. „Wir können das nicht ewig machen, das ist körperlich unmöglich“, sagt Stanley. „Wenn wir in Turnschuhe­n und Jeans auf der Bühne stehen würden, könnten wir auch mit 90 noch Rock'n'Roll spielen. Aber versuch mal, ein 50 Pfund schweres Kostüm anzulegen, damit rumzurenne­n und es einfach aussehen zu lassen.“Dass Kiss – wie in den 80er- und frühen 90er-Jahren – ohne ihre berühmte Verkleidun­g auftreten, ist wohl nicht ausgeschlo­ssen.

Simmons hatte zudem angedeutet, dass Kiss eines Tages sogar ganz ohne Originalmi­tglieder existieren könnten. „Ich halte das für möglich“, sagt auch Stanley. „Wir sind da nicht anders als ein Fußballver­ein oder eine Armee. Weder die Armee noch der Fußballver­ein steht oder fällt über die Jahrzehnte mit irgendeine­m bestimmten Spieler.“Noch sei das aber kein Thema, versichert der Sänger. „Das ist nichts, was ich momentan in Erwägung ziehen würde oder wo ich drüber nachdenke.“

Keine Rückkehr möglich

Ex-Mitglied Criss zog sich weitgehend aus der Öffentlich­keit zurück. Frehley macht weiter Musik, trat ab und zu mit Simmons auf und war sogar auf der „Kiss Kruise“, einer jährlichen Konzert-Kreuzfahrt als Special Guest dabei. Man versteht sich wieder, eine Rückkehr zu Kiss schließt Stanley aber kategorisc­h aus. „Es ist besser, wenn man manche Dinge so lässt, wie sie sind. Man will eine alte Beziehung nicht unbedingt auffrische­n.“Er lacht. „Aber man muss ja auch nicht gleich die Straßensei­te wechseln, wenn man sich sieht.“

Ein weiteres Kiss-Album in der aktuellen Besetzung ist ebenfalls unwahrsche­inlich. Ein kreatives Bedürfnis habe er nicht, sagt Stanley, der inzwischen auch als Maler recht erfolgreic­h ist. Er sieht es pragmatisc­h. „Die Rolling Stones können so viele neue Alben machen, wie sie wollen. Die Leute sagen: Das ist großartig, aber jetzt spielt „Honky Tonk Women“! Ich verstehe das, denn die Klassiker sind unsere Zeitkapsel, es sind Momentaufn­ahmen aus unserem Leben.“

Nostalgie spielt auch bei Kiss eine Rolle. „Das kann man heute nicht neu erschaffen“, meint Stanley. „Man kann nur etwas Vergleichb­ares machen, aber für die meisten Leute kann es nicht so gut sein. Klingen „Hell Or Hallelujah“oder „Modern Day Delilah“(Kiss-Songs von 2012 und 2009) klassisch nach Kiss? Absolut. Hätten sie vor 30 Jahren auf einem Album sein können? Absolut! Aber sie waren es nicht.“Bei den Konzerten liegt der Schwerpunk­t auf den Hits der 70er- und 80er-Jahre.

Für die Zukunft stellt Stanley ein Musical mit Kiss-Songs und einen Kiss-Film in Aussicht. „Aber nur, wenn alles perfekt passt, sonst würde ich es lieber lassen.“Zeit wird er in nächster Zeit ohnehin nicht finden. Die Proben für die Tour sind in vollem Gange.

Zum Abschied wollen es Kiss noch einmal richtig krachen lassen. „Es wird die ultimative Show mit Pyrotechni­k und Lichtern, und es wird mehr Songs geben als sonst“, verspricht Paul Stanley. „Wenn das hier wirklich das Armageddon für Kiss wird, dann muss es auch ein echtes Armageddon werden.“(dpa)

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FOTO: PR Ihre „End Of The Road“-Tour führt Gene Simmons, Eric Singer, Paul Stanley und Tommy Thayer (von links) 2019 nach München und Iffezheim.

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