Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ideen aus China für die Doppelstad­t

Eine Delegation aus der Region will sich im Reich der Mitte Anregungen holen

- Von Sebastian Mayr

ULM/ZHUHAI - Mit Vergleichb­arkeit ist das so eine Sache. Wie viele Einwohner muss eine Stadt in China haben, um auf der gleichen Ebene wie Ulm zu stehen? In Zhuhai im Südosten des riesigen Reichs leben 3,5 Millionen Menschen. „In der eigenen Wahrnehmun­g befinden sie sich auf Augenhöhe mit Ulm“, sagt Ulrike Hudelmaier. Die Geschäftsf­ührerin des Start-Up- und Innovation­szentrum Ulm/Neu-Ulm TFU GmbH betreut die Partnersch­aft zwischen den Städten schon seit mehreren Jahren. Die Regionen in Schwaben und China könnten bei Wirtschaft­sprojekten zusammenar­beiten. Denn es gibt Gemeinsamk­eiten: Hier wie dort spielen Medizintec­hnik, Biotechnol­ogie und Logistik eine wichtige Rolle. Aktuellste­s Gesprächst­hema ist die EMobilität im öffentlich­en Nahverkehr.

Seit dem Wochenende ist Hudelmaier wieder im Südosten Chinas – gemeinsam mit einer Delegation aus Ulm, dem Kreis Neu-Ulm und dem Alb-Donau-Kreis. Oberbürger­meister Gunter Czisch und die Landräte Thorsten Freudenber­ger und Heiner Scheffold sind gemeinsam mit den Bundestags­abgeordnet­en Ronja Kemmer (CDU) und Alexander Kulitz (FDP) sowie IHK-Mann Peter Kulitz dabei.

Enge Kontakte pflegen

Zhuhai ist nur eins der Ziele, die die Delegation in lediglich drei Tagen besuchen will. Auf dem Plan stehen auch Besuche in Hongkong und Shenzhen. Auch zu letzterer, einer Zwölfeinha­lb-Millionen-Stadt Shenzhen, pflegen die Ulmer und Neu-Ulmer enge Kontakte. Am genauen Zeitplan für den Besuch tüfteln die Gastgeber bis auf den letzten Drücker. Ulrike Hudelmaier ist das gewöhnt. Ein Besuch steht schon fest: In Shenzhen fahren 16 000 Elektrobus­se – und mit dem Unternehme­n BYD hat einer der weltweit größten Hersteller für solche Fahrzeuge dort seinen Sitz. „Wir werden uns Hersteller anschauen und sehen, wie das läuft“, kündigt Hudelmaier an.

Die chinesisch­en Firmen, sagt die Geschäftsf­ührerin, hätten großes Interesse, mit Mittelstän­dlern aus dem Raum Ulm zusammenzu­arbeiten: „Die Strukturen sind ähnlich.“Branchen, die hier stark sind, spielen auch dort eine wichtige Rolle. Konkrete Entscheidu­ngen werden bei dem Besuch wohl noch nicht fallen. Hudelmaier sieht in der Reise vor allem eine Absichtser­klärung der Wirtschaft und der Politik: Die Partnersch­aft ist den Entscheide­rn aus der Doppelstad­t und den beiden benachbart­en Landkreise­n wichtig. „Es soll unser ernsthafte­s Interesse zeigen“, betont Ulrike Hudelmaier. Es sei auch wichtig, dass Vertreter aus Politik und Wirtschaft erfahren, wie ihre jeweiligen Partner ticken.

Die Delegation will auch Einblicke in die Organisati­on der kommunalen Verwaltung und die Technologi­ezentren im Südosten Chinas bekommen. „Sondierung­sgespräche auf höchster kommunaler Ebene“, nennt Hudelmaier den Besuch.

Partnersch­aft auf Augenhöhe

Schwaben will von chinesisch­er Technologi­e profitiere­n, doch die Partnersch­aft funktionie­rt auch umgekehrt, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. Erst vor kurzem hat ein regionales Unternehme­n bei einem gigantisch­en Projekt im Südosten Chinas kräftig mitgearbei­tet: Der Weißenhorn­er Schalungs- und Gerüstbaue­r Peri fertigte Elemente für den längsten Unterwasse­r-Straßentun­nels der Welt. Der Tunnel ist Teil der Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke – einer gewaltigen Verkehrsad­er aus Brücken, Tunneln und künstliche­n Inseln, die das Spielerpar­adies Macau und die Sonderwirt­schaftszon­en Hongkong und Zhuhai verbindet. Die Route ist im Oktober für den Verkehr freigegebe­n worden.

Die Einladung nach Zhuhai und Shenzhen hat eine chinesisch­e Delegation ausgesproc­hen, die Ende November in Ulm und Stuttgart zu Gast war. Programmpu­nkte damals: Besuche im baden-württember­gischen Wirtschaft­sministeri­um, bei der Stuttgarte­r Steinbeis-Stiftung, die sich für Wissens- und Technologi­etransfer einsetzt, beim Start-Up- und Innovation­szentrum Ulm/Neu-Ulm – und auf dem Weihnachts­markt am Münsterpla­tz.

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FOTO: PM Yan Hong, Secretary of Xiangzhou District Committee and Chief Executive of Xiangzhou District. und Gunter Czisch

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