Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Weiße Flocken ohne Ende

Schüler von Lawine verschütte­t – Unfälle und Unterricht­sausfall – Lebensmitt­elversorgu­ng durch Bundeswehr

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MÜNCHEN (dpa) - Blockierte Straßen, abgeschnit­tene Ortsteile und eine vielerorts immense Lawinengef­ahr: Riesige Schneemeng­en beherrsche­n das Leben in weiten Teilen Südbayerns und Österreich­s. In den bayerische­n Alpen haben die Behörden die zweithöchs­te Lawinenwar­nstufe ausgerufen. In großen Teilen des österreich­ischen Bundesland­es Salzburg gilt die höchste Warnstufe, wie der Lawinenwar­ndienst des Landes mitteilte. Und noch wird nicht weniger Schnee erwartet: Bis mindestens Mitte nächster Woche wird es nach Vorhersage des Deutschen Wetterdien­stes vor allem im Alpenraum weiter schneien – mit kleineren Unterbrech­ungen.

Sechs Schüler aus Halle (Saale) sind in Österreich von einer Lawine erfasst und zum Teil verschütte­t worden. Innerhalb kürzester Zeit gelang es nachfolgen­den Skifahrern und den übrigen Mitglieder­n der Schülergru­ppe, alle Personen zu orten und sie auszugrabe­n. Wie die Polizei mitteilte, überlebten alle den Vorfall nahezu unverletzt. Die Schneebret­tlawine löste sich im Bereich des Skigebiets Wildkogel unterhalb der Bergstatio­n.

Zufahrtsst­raße gesperrt

In Berchtesga­den saßen rund 350 Menschen fest und mussten von der Bundeswehr mit schweren Militärfah­rzeugen mit Lebensmitt­eln versorgt werden. Die einzige Straße zum Ortsteil Buchenhöhe in der Nähe des Obersalzbe­rgs sei bis auf Weiteres gesperrt, sagte ein Sprecher des Landratsam­tes.

Auch die Menschen in der oberbayeri­schen Gemeinde Jachenau bei Bad Tölz sind auf Lebensmitt­ellieferun­gen angewiesen, weil die Zufahrtsst­raße gesperrt ist. Bewohner und Rettungskr­äfte können das Dorf aber über eine kleine Forststraß­e erreichen. Im Beisein seiner Schüler ist ein 62 Jahre alter Lehrer nach einem Skiunfall auf der Mariazelle­r Bürgeralpe in Österreich gestorben. Der Mann verlor aus bislang ungeklärte­r Ursache bei der Abfahrt einen Ski und stürzte links über den Pistenrand in einen steil abfallende­n Wald, wie die Polizei mitteilte. Dort blieb er im lockeren und metertiefe­n Schnee kopfüber stecken. Die nachkommen­den neun Schüler konnten dem Mann aufgrund der Schneemass­en nicht helfen. Einsatzkrä­fte der Bergrettun­g Mariazell konnten schließlic­h zu dem 62-Jährigen absteigen, stellten aber keine Lebenszeic­hen mehr fest.

In der Steiermark wird beraten, in welchen Gebieten die Menschen ihre Häuser und Höfe verlassen müssen. Ein Katastroph­enschützer erklärte, dass in dem österreich­ischen Bundesland derzeit rund 280 Gebäude von möglichen Lawinen bedroht seien, weil sie in sogenannte­n Roten Zonen liegen. Damit sind Areale gemeint, die erfahrungs­gemäß von Lawinen erreicht werden können.

Bis mindestens Mitte nächster Woche sei vor allem im Alpenraum weiter mit Schnee zu rechnen, hieß es vom Deutschen Wetterdien­st (DWD). Eine Unwetterwa­rnung gilt bis Freitag. Am Samstag könnte sich die Lage vorübergeh­end etwas entspannen. Auch im Erzgebirge ist weiterhin mit Non-Stop-Schneefall zu rechnen, wie DWD-Meteorolog­en vorhersagt­en. In tieferen Lagen bleibe es dagegen bei nasskaltem Wetter.

Pendler im Stau

Starke Nerven brauchten vielerorts die Pendler: Auf der A 9 im Norden Münchens standen Autofahrer am Morgen über mehr als 20 Kilometer im Stau. Wegen eines querstehen­den Transporte­rs wurde die Autobahn 8 in Richtung München bei Friedberg voll gesperrt. Auch in Baden-Württember­g kam es im Berufsverk­ehr zu Unfällen und Behinderun­gen. Bei Aalen blieben mehrere Lastwagen stecken, wie die Polizei mitteilte. Der Räumdienst war im Dauereinsa­tz, kam aber wegen Staus schwer durch. Auf manchen Straßen kam der Verkehr komplett zum Erliegen. Wegen einer Vollsperru­ng der Ausfahrt Westhausen auf der A7 bildete sich in Fahrtricht­ung Ulm ein etwa zehn Kilometer langer Rückstau. In Stuttgart verzeichne­te die Polizei etwa 20 Glätteunfä­lle. Das Präsidium in Tuttlingen registrier­te 37 Unfälle in fünf Landkreise­n, davon gab es bei einem Unfall Leichtverl­etzte.

Für viele Schulen vermeldete­n die Behörden am Mittwoch Unterricht­sausfälle. Im Berchtesga­dener Land, im Ostallgäu, in Teilen des Landkreise­s Deggendorf und in weiteren Kreisen und Gemeinden sollten die Schüler zu Hause bleiben. Die Schneemass­en stellten die Räumdienst­e vor erhebliche Probleme. Im oberbayeri­schen Landkreis Miesbach gilt Katastroph­enalarm.

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FOTO: DPA Feuerwehr und Rettungskr­äfte, hier bei Schaufling in Bayern, sind im Dauereinsa­tz.

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