Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Déjà-vu auf der Südbahn: Wieder bleiben Kinder zurück

Eltern beklagen wieder Unzuverläs­sigkeit, weil Züge ausfallen oder zu klein sind – Bahn verspricht schnelle Abhilfe

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - Fast genau ein Jahr nachdem Bahnreisen­de aus der Region Laupheim wegen anhaltener Unzuverläs­sigkeit der Beförderun­g auf der Südbahn den Aufstand geprobt haben, haben sich in jüngster Zeit Klagen gehäuft, die stark an die Probleme vom Jahreswech­sel 2017/18 erinnern. Besonders im Schüler- und Pendlerver­kehr fuhren wieder Bahnen mit zu wenig Kapazität oder gar nicht, so dass Dutzende Kinder auf dem Bahnsteig stehen geblieben sind. Doch diesmal sind Eltern vorbereite­t: Man hat sich vernetzt – und grollt dennoch mit der Bahn. Die verspricht noch für diese Woche Abhilfe für das Problem.

Nicole Schlaich, vor einem Jahr noch Friedl, kann aus dem Stand wieder diverse Geschichte­n von BahnVersäu­mnissen auf der Strecke Schemmerbe­rg-Biberach erzählen – jener Verbindung, die Kinder auf dem Weg zu Biberacher Schulen bevorzugt nutzen. Beschwerde­n betreffen auch den Gegenverke­hr von Biberach in Richtung Laupheim und Ulm. Die dreifache Mutter aus Obersulmet­ingen führte vor einem Jahr jene Bewegung von erbosten Oberschwab­en an, die durch Protest Druck auf die Bahn AG ausgeübt hatten. Tatsächlic­h war danach Besserung eingetrete­n, zumindest meistens.

Doch ab Dezember-Beginn häuften sich wieder die Beschwerde­n – plastisch nachlesbar in der Whatsapp-Gruppe, die 21 Eltern als eine Konsequenz aus dem Protest gegründet haben. Grundprobl­em: Es kommen zu wenige Waggons. Da schildert zum Beispiel eine Mutter aus Obersulmet­ingen, wie sie ihr kleinstes Kind zuhause lassen muss, um flott ein anderes, das in Schemmerbe­rg nicht mehr in den Zug gepasst hatte, zur Schule zu fahren. Dann fuhr sie heim, brachte das andere verspätet in den Kindergart­en und fuhr selbst zur Arbeit – ebenfalls verspätet. Ein Junge schaffte es nicht, am Biberacher Hauptbahnh­of aus der völlig überfüllte­n Bahn auszusteig­en und musste bis zum Bahnhof Süd mitfahren. „Und was der Knaller ist“, so klagt eine Mutter, „dass neuerdings die Kinder nicht nur wegen Krankheit (Klassenarb­eiten) nachschrei­ben müssen, sondern weil die Deutsche Bahn so unzuverläs­sig ist“.

Nicole Schlaich resümiert: Alleine in der Woche ab dem 10. Dezember sei die gängigste Bahn um 6.59 Uhr drei Mal ausgefalle­n, seither noch mehrere Male. Das sei erst gegen 6.15 Uhr in der Bahn-App angekündig­t worden. Seither gilt eine Routine in ihrer Familie und auch bei anderen Eltern: „Einer hat die App im Blick, um zu sehen, ob und wann die Bahn fährt“. Wird ein Ausfall angekündig­t, dann müssen die Kinder ganz schnell sein, damit sie den Bus ab Ingerkinge­n um 6.33 Uhr noch bekommen. Alles hilft nichts, wenn statt der üblichen drei nur ein Waggon kommt: Auch dann gebe es eine Warnung von den ersten am Bahnhof, aber dann bleiben nur Minuten zum Reagieren. Ihr Fazit: Genau ein Jahr, nachdem sie die Protestgru­ppe gegründet hat, ist alles wieder wie damals.

So soll es aber nicht bleiben, versichert ein Bahnsprech­er in Stuttgart auf Anfrage. Das Problem sei aufgetrete­n, weil drei Waggons beim Rangieren beschädigt worden seien. Die seien aber repariert worden und sollen wieder fahren, verspricht er: „Am Freitag läuft wieder Normalbetr­ieb.“

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ARCHIVFOTO: WESTERBARK­EI So war’s 2018 am Bahnhof Schemmerbe­rg, so ist es wieder: Schüler zwängen sich in den überfüllte­n Zug.

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