Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bayerns Zukunft beginnt mit Pavard
Weltmeister kommt im Sommer vom VfB – Hudson-Odoi wollen die Münchner „unbedingt“
DOHA (SID/dpa/fil) - Hasan Salihamidzic war gar nicht nach Benjamin Pavard gefragt worden. Doch nur zu gern verkündete der Sportdirektor des FC Bayern München einen Tag vor dem Rückflug des Rekordmeisters vom Trainingslager in Katar den ersten großen Transfer für den angepeilten Umbruch im Sommer. Salihamidzic lehnte sich in seinem schweren roten Polstersessel mit dem Goldrand nach vorn und lächelte, als er berichtete, dass der französische Weltmeister zum 1. Juli vom VfB Stuttgart für fünf Jahre an die Isar wechseln werde.
Der Abwehr-Allrounder kommt – wie längst erwartet und schon während der WM im Sommer in Russland lose vereinbart – für die festgeschriebene Ablöse von 35 Millionen Euro. „Er ist ein junger Spieler und Weltmeister. Wir sind sehr froh und stolz, dass wir einen solchen Spieler für den FC Bayern gewinnen konnten“, sagte Salihamidzic über den 22Jährigen. Beim VfB zeigten sich die Verantwortlichen lediglich vom Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Wechsels überrascht. „Mit Pavard hat mich überrascht, dass es jetzt rausgekommen ist. Ansonsten war es ja eine Geschichte, die schon länger rumgegeistert ist“, sagte Trainer Markus Weinzierl. Der FC Bayern habe einen Spieler verpflichtet, der „einen rasanten Aufstieg hinter sich hat und den nächsten Schritt macht in seiner Karriere“.
Wo er schon einmal dabei war, nutzte Salihamidzic die Chance, das Bild einer Mannschaft zu zeichnen, wie er sie sich ab dem 1. Juli offensichtlich vorstellt. Pavards Wechsel ist fix, der erst 18-jährige ChelseaFlügelspieler Callum Hudson-Odoi, in den sich die Bayern verguckt haben, obwohl er bisher nur einmal in der Premier League spielen durfte, soll auf jeden Fall dazukommen. Gerne auch Pavards Weltmeisterkollege Lucas Hernández von Atlético Madrid – und der gebürtige Cannstatter und aktuelle Leipziger Timo Werner. „Wir lassen unsere Augen offen“, erwähnte Salihamidzic vielsagend.
Der große Umbruch ist somit in vollem Gange. Bayerns Zukunft beginnt mit Pavard. „Wir sind sehr froh und stolz, dass wir einen solchen Spieler gewinnen konnten“, sagte Salihamidzic. Pavard kuriert derzeit einen Muskelbündelriss aus und fehlt dem VfB wahrscheinlich auch noch beim Rückrundenauftakt am 19. Januar gegen Mainz 05. Er kann Innenverteidiger spielen – bei der WM in Russland war er Rechtsverteidiger. In München wird er also eine Alternative sein zu Jérôme Boateng (30) und Mats Hummels (30); sollte der Bösinger Joshua Kimmich (23) endgültig auf die Sechs rücken, könnte Pavard ihn auch auf der rechten Abwehrseite beerben.
Für die Abwehr hat Salihamidzic aber nach wie vor auch Lucas Hernández im Blick. „Das ist ein interessanter Spieler“, bestätigte er in Doha. Hernández (22) besitzt einen Vertrag bei Atlético Madrid bis 2024, hat aber eine jederzeit einlösbare Ausstiegsklausel – die Ablöse ist auf 80 Millionen Euro festgeschrieben. Auch Hernández ist flexibel einsetzbar – als Innenverteidiger, oder, wie bei der WM, als Linksverteidiger.
Besonders hartnäckig ist Bayern hinter Callum Hudson-Odoi her. „Wir wollen ihn unbedingt verpflichten“, betonte Salihamidzic. Der Außenstürmer sei „dribbelstark und schnell“und habe „einen guten Zug zum Tor“. Die Münchner sollen ihr Angebot nach Sky-Informationen auf mittlerweile 39 Millionen Euro Ablöse erhöht haben. Hudson-Odoi könnte so etwas wie die Antwort der Bayern auf Jadon Sancho, ebenfalls 18, ebenfalls Engländer, sein: Der Stachel, dass der Überflieger der Bundesliga-Hinrunde beim BVB spielt, sitzt bei den Münchnern tief. Im Herbst hatte Salihamidzic sogar an Eides statt versichert, dass die Bayern Sancho keineswegs nicht auf dem Schirm gehabt hätten, sondern der Spieler sich vielmehr gegen das Münchner Angebot ausgesprochen hätte.
Zwei Spieler würde Hudson-Odoi nicht mehr antreffen: Franck Ribéry und Arjen Robben. Die Verträge beider Flügelspieler laufen zum Saisonende aus. Robben hat seinen Abschied schon verkündet, Ribéry wird wohl folgen müssen. „Wir wollen beide durch ein großes Tor verabschieden. Der gegenseitige Respekt ist wichtig“, sagte Salihamidzic.