Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Rekorde und Veränderungen im Blick
Beim Laupheimer Neujahrsempfang kündigt OB Rechle Innenstadtsanierung an.
LAUPHEIM - Ein zufriedener Rückblick, optimistische Ausblicke: Diese beiden Elemente haben auch den Laupheimer Neujahrsempfang 2019 am Mittwochabend im Kulturhaus geprägt. Aber Oberbürgermeister Gerold Rechle wusste an dem zusammen mit dem Hubschraubergeschwader gestalteten Abend mehr zu verkünden als im Rückblick ein gleich mehrfach rekordverdächtiges Jahr 2018. Er kündigte große und kleine Neuheiten an: ein neues Stadtlogo zum anstehenden 150-jährigen Jubiläum und den bevorstehenden Start der großen Innenstadt-Neugestaltung.
Vollbesetzt war das Kulturhaus auch in diesem Jahr bei dem Neujahrsempfang, der vom Musikverein Baustetten musikalisch umrahmt wurde und dem Publikum neben den Ansprachen zwei gänzlich unterschiedliche Schmankerl zur Unterhaltung bot. Die junge Fußballerin Dana Embacher aus Unterweiler bei Neu-Ulm bot bei ihrem FußballFreestyle-Auftritt Balljonglage der künstlerischen Art. Dr. Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung sowie Mitglied im Nachhaltigkeitsrat des Landes, wagte am Mittwoch in einem lebendigen Vortrag mutige und fantasievolle Ausblicke in die Zukunft – die indirekt auch etwas mit Laupheims Plänen der Innenstadtgestaltung zu tun haben können. Ehrengäste wie die Bundestagsabgeordneten Josef Rief und Martin Gerster sowie Vertreter aus regionaler Politik und Wirtschaft , letztlich die beiden Ehrenbürger Brigitte Angele und Franz Romer unterstrichen die große Bedeutung des traditionellen Neujahrsempfangs.
Einmal mehr strapazierte Rechle in seinem Vortrag das Wort „Rekord“, um das Jahr 2018 zu beschreiben. Das begann mit der Einwohnerzahl, die Ende 2018 den historischen Höchststand von 22 400 erreicht hat. „Damit waren wir auch im vergangenen Jahr weiterhin auf überdurchschnittlichem Wachstumskurs“, stellte Rechle fest. „Laupheim wächst ungebrochen.“Das gelte auch für die Anzahl der Arbeitsplätze, die mit 12 720 die Aufwärtskurve weiter steigen gelassen habe. Einen weiteren Rekord konstatierte er beim Haushaltsvolumen, das in diesem Jahr mit 110 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreichen werde – die Stadtwerke mit eingerechnet würden es sogar 124 Millionen Euro. Dieses Wachstum an einem „überdurchschnittlich prosperierenden Wirtschaftsstandort“sei auch ein Verdienst der Unternehmen, konstatierte er mit einem Dank an die zahlreichen Firmen-Vertreter im Publikum.
Breiten Raum widmete der Oberbürgermeister
der Entwicklung Laupheims, die mit einer Reihe von Grundsatzbeschlüssen im abgelaufenen Jahr ihren Anfang genommen habe. Dazu zählt der Entschluss, am Rathaus und am ganzen Innenstadtbereich etwas zu ändern. „Mit Hochdruck“werde jetzt an einer modernen Raumplanung und den Modalitäten eines Preisgerichts gearbeitet, um im Februar einen europaweiten Architekturwettbewerb für Neuoder Umbau des Rathauses ausloben zu können.
Rechle: Neugestaltung der Innenstadt steht direkt bevor
Und dann, so betonte Rechle einmal mehr, sei diese umfassende Neuerung zeitlich schon in Sicht. So soll die Stadtbibliothek schon im vierten Quartal dieses Jahres umziehen – und die gesamte Verwaltung folgt im Frühjahr 2020 in Ausweichquartiere. „Die Verhandlungen hierfür sind bereits sehr weit gediehen.“Bereits in diesem Jahr soll auch die Neugestaltung der Kapellenstraße beginnen – und zwar unmittelbar nach dem Hauptfestwochenende zum 150-jährigen Jubiläum der Laupheimer Stadterhebung im September. Hauptbestandteile der Neukonzeption sollen beidseitige Radwege werden, neue Aufenthaltsplätze – vor allem aber eine „deutliche Entschleunigung“des Verkehrs in Richtung Stadtmitte. Das Ganze geschehe im Rahmen eines größeren Verkehrskonzepts, das den Marktplatzbereich von einem Teil der 10 000 Fahrzeuge täglich entlasten soll. Dazu zählt auch der Bau der sogenannten Nordwest-Tangente ab 2020. Zugleich kündigte er den Bau des Parkhauses in der Rabenstraße und einer zweiten Parkgarage „in der Nähe des Rathauses“an.
Mayer: „Lassen Sie uns weitermachen wie 2018“
In einer launigen Ansprache sprach sich der Kommodore des Hubschraubergeschwaders 64, Oberstleutnant Christian Mayer, dafür aus, deutsche und europäische Werte nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern zu pflegen und zu verteidigen. „Einigkeit und Recht und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeiten.“Bei einem Blick auf die von dem Zukunftsforscher Wenzel prognostizierte Entwicklung appellierte er, den Techniken einen „moralischen Kompass“mitzugeben. In Bezug auf das Verhältnis der Bundeswehreinheit zu Laupheim als Standort warb er für Kontinuität: „Lassen Sie uns in Laupheim genau da weitermachen wo wir 2018 aufgehört haben. Dann sind wir auf dem Weg zu einer guten Zukunft.“
In der Tat hatte Eike Wenzel als Gastredner vom Zukunftsforschungsinstitut für die Zukunft drastische Veränderungen vorausgesagt, basierend auf der Weiterentwicklung der aktuellen „Megatrends“, zu denen auch der Klimawandel und die Digitalisierung zählten – sowie eine Verknüpfung beider Phänomene.
Um dem Klimawandel vorzubeugen, so erläuterte er, werde man schon in den nächsten Jahrzehntendie Digitalisierung nutzen, um selbstfahrende Autos zu entwickeln, die jedermann zur Verfügung stehen und weniger Treibhausgase produzieren. Dann heiße es zwar, Abschied vom eigenen Auto zu nehmen, aber dafür – so sagte er in Richtung des Laupheimer OB – brauche man auch keine Parkplätze mehr in der Innenstadt zu planen.
„Der Stabilitätsanker Europa zerfällt langsam.“Oberstleutnant Christoph Mayer