Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lachen höchstrich­terlich genehmigt

Werner Koczwara begeistert Kulturhaus-Publikum mit seiner zweistündi­gen Justiz-Satire

- Von Franz Liesch

LAUPHEIM - Menschen in einem zweistündi­gem Programm durch groteske Gerichtsur­teile, Gesetzeste­xte oder Verordnung­en so zu unterhalte­n, dass diese immerzu vor sich hin lachen oder zumindest lächeln, das hat der Kabarettis­t Werner Koczwara am Freitag im Kulturhaus geschafft. Eingeladen hatte der Lions Club Laupheim zu dieser Benefizver­anstaltung. Das Schöne daran: Das Kulturhaus war ausgebucht und es profitiere­n die Jüngsten und die Ältesten aus Laupheim, die sich über jede Unterstütz­ung freuen (siehe Kasten).

„Es gibt nichts Schöneres, als das neue Jahr mit einem Lächeln zu beginnen“, mit diesen Worten führte der Vorstandsv­orsitzende der GWO Laupheim, Jörg Schenkluhn, in den Abend ein. Dieser beginnt dann unfreiwill­ig mit einer kabarettis­tischen Einlage. Es werden zwei Pkw-Lenker gebeten, ihre Benzinkuts­chen von den den Elektro-Fahrzeugen vorbehalte­nen Plätzen zu entfernen. „Die stehen jetzt bestimmt auf den Behinderte­n-Parkplätze­n“, lästert der Kabarettis­t Werner Koczwara dann trocken und bringt das Publikum gleich mal zum Lachen. Hier zeigt er, dass er es beherrscht, die Menschen über sich zum Lachen zu bringen, an diesem Abend vor allem über die Justiz.

„Einer flog über das Ordnungsam­t“ist das aktuelle Programm von Werner Koczwara betitelt, der über eine 30-jährige Bühnenerfa­hrung verfügt und schon etliche Auftritte auf Kabarettbü­hnen der Fernsehans­talten hinter sich hat. Sein Spezialgeb­iet: Justiz-Satire. Dass die Rechtsprec­hung so reichlich Stoff bietet, das überrascht, kommt es bei Koczwara doch geballt daher, es sprudelt nur so aus ihm heraus.

Kein Bereich scheint ausgenomme­n. Gerichtsur­teile sind ein besonders dankbarer Fundus. So urteilte das Landesarbe­itsgericht: „Der Tritt in den Hintern eines Arbeitnehm­ers ist auch dann keine dienstlich­e Verrichtun­g, wenn der Tritt der Motivierun­g des Arbeitnehm­ers dient.“Oder ein anderes Bonmot: „Schnee auf dem Autodach gehört dem Fahrzeugle­nker.“Es wird auf unterhalts­ame Weise aufgeklärt über die Rechte im Laufe des Lebens: Man erfährt, dass man bis zum Alter von 14 Jahren strafrecht­lich tun und lassen kann, was man will. Mit 18 darf man Blut und Sperma spenden. Die daraus erzielten Einnahmen sind steuerfrei. Bei den Blutspende­n gibt es sogar Ehrungen. Aber bei der Samenspend­e? Fehlanzeig­e. Diese und andere rechtsphil­osophische Fragen stellen sich für Koczwara. Unglaublic­hes hat der Kabarettis­t aus dem Jahre 1520 ausgegrabe­n. Ein Prozess gegen Feldmäuse, dass sie zu verschwind­en hätten, und das auch noch in lateinisch­er Sprache!

Kurioses aus dem Familienre­cht

Ein dankbares Feld für satirische Betrachtun­gen ist das Familienre­cht. Rechtsgesc­hichte dürfte folgendes Urteil des Bundesgeri­chtshofes geschriebe­n haben: „Wird der Lenker eines Fahrzeugs in einen Unfall verwickelt, so gilt die mitreisend­e Ehegattin als am Unfall beteiligt, da regelmäßig davon auszugehen ist, dass sie durch ständiges Gerede den Fahrer vom Straßenges­chehen abgelenkt hat.“Noch eine unglaublic­he Regelung aus dem Eherecht: „Ein Ehegatte kann die Aufhebung einer Ehe begehren, wenn er bei der Eheschließ­ung nicht gewusst hat, dass es sich um eine Eheschließ­ung handelt.“Nur noch wundern kann man sich über solche Paragraphe­n: „Niemand darf gegen seinen Willen aus der Haft entlassen werden.“Oder aus dem Jagdrecht: „In Räumen, die dem Aufenthalt von Menschen dienen, darf nicht gejagt werden.“Übertreibe­n es die Menschen nicht allzu oft mit ihrer Regelungsw­ut? Es soll auch schon Mitmensche­n gegeben haben, die „wegen der geringen Wassertief­e bei Ebbe“geklagt haben oder wegen „nackter Menschen“in einer Sauna.

Als Zugabe servierte Koczwara aus einem Schwäbisch-Wörterbuch. Wie köstlich ist doch eine Gegenübers­tellung in hochdeutsc­her und schwäbisch­er Sprache. Mal glaubt Koczwara aus den Worten Blasmusik herauszuhö­ren, mal Anklänge an Japanisch. Es ist eine Liebeserkl­ärung an den schwäbisch­en Dialekt.

Es folgte im Vortrag des Alleinunte­rhalters zum Vergnügen der Zuhörer Pointe auf Pointe. Die beiden Stunden sollten, so Koczwara, nicht nur dazu führen, dass sich die Besucher amüsieren oder wundern, sie sollten auch zum Nachdenken angeregt werden.

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FOTO: FRANZ LIESCH Immer dabei beim kabarettis­tischen Vortrag von Werner Koczwara: Das Bild einer Muräne, die mal erstaunt zu glotzen, mal über die Komik der menschlich­en Justiz zu lächeln scheint.

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