Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Baumesse „Hausplus“ist jetzt auch Jobbörse
Neuer Schwerpunkt: Ravensburger Messe richtet sich erstmals gezielt an Schüler
RAVENSBURG (sz) - Wie wäre es mit einer Ausbildung im Bauhandwerk? Die Ravensburger Baumesse „Hausplus“wendet sich dieses Jahr erstmals gezielt an Schüler, geht aus der Pressemitteilung hervor. Beim neuen Praktikums- und Ausbildungs-Special können sie demnach Berufe und Betriebe rund ums Bauen kennenlernen. Gleich am ersten Messetag, am Freitag, 25. Januar, ist der Nachwuchs von 10 bis 14 Uhr dazu eingeladen. Der Messe-Eintritt, ein geführter Rundgang und auch ein Imbiss sind für alle Schüler kostenlos. Die Anmeldung für die Aktion läuft.
Junge Leute und Handwerksbetriebe sollen einander beschnuppern und Vertrauen aufbauen. Veranstalter sind neben live.in-Ravensburg mit Messeleiter Stephan Drescher auch „Handwerk pro Ravensburg“und der Ravensburger Gesamtelternbeirat. Damit man entspannt und locker miteinander ins Gespräch und in Kontakt kommen könne, werde einiges organisiert: Es gibt ein „Speed Dating“und eine Praktikumsbörse. Wer mag, könne sofort was Festes für 2019 vereinbaren. Man müsse sich dabei nicht auf einen bestimmten Betrieb festlegen. Das neu geschaffene Multipraktikum von „Handwerk pro Ravensburg“biete eine Woche voller Einblicke. Wer sich dafür anmelde, lerne bis zu fünf Betriebe kennen.
Für manche klingt es „staubig“
„Jobs im Handwerk müssen modern rüberkommen“, sagt der Geschäftsführer des Dachdecker-Unternehmens Gabur, Mike Schilling. „Für manche klingt das Wort Handwerk noch staubig und hinterwäldlerisch – die sagen dann: So was wollen wir nicht, so einen altbackenen Job.“
Viele würden stattdessen große Industrieunternehmen als Arbeitgeber bevorzugen. Schilling bezweifelt, dass das in der Praxis wirklich attraktiver ist und empfiehlt, es einfach mal auszuprobieren: „Wir haben bei uns im Betrieb viele Praktikanten. Und sie sind alle begeistert. Weil sie eine hoch technisierte, zugleich kreative und sehr abwechslungsreiche Arbeit kennenlernen.“
Johannes Volz hat im Namen des Ravensburger Gesamtelternbeirats (GEB) alle Schulen angeschrieben – mit einer Einladung, Klassen und Gruppen direkt anzumelden für das Praktikums- und Ausbildungsspecial. Der GEB-Vorsitzende: „Handwerk würde zu manchen Schülern sehr gut passen, von den Anlagen und vom Spaß her. Das hören wir auch von Lehrern und Schulleitern. Aber die jungen Leute haben diese Angebote nicht so auf dem Schirm. Und bei Ausbildungsmessen geht Handwerk oft unter neben den großen Industriebetrieben.“
Messeleiter Stephan Drescher baut diese Brücke gern: „Unsere Baumesse ist sehr erfolgreich. Die Handwerker haben alle Hände voll zu tun – aber wer nicht genügend Leute hat, kann auch keine Aufträge annehmen. Wir sind froh, dass wir im Rahmen der Messe ein neues Angebot schaffen können, das unseren Ausstellern dabei helfen soll, ihr Nachwuchsproblem zu lösen. Wir sehen das als eine Unterstützung fürs Bauhandwerk. Und zugleich als tolle Chance für alle Schülerinnen und Schüler, für ihre Zukunft wertvolle Informationen und Eindrücke zu sammeln.“
Nachwuchssorgen
Für Franz Moosherr, den Geschäftsführer der Ravensburger Kreishandwerkerschaft, kommt dieses neue Angebot zur rechten Zeit: „Das Thema Nachwuchs ist die drängendste Herausforderung bei den Handwerkern.“In den letzten Jahren sind auch im Kreis Ravensburg Ausbildungsplätze leer geblieben, mehr als 100 weitere Stellen hätte es jeweils noch gegeben, „aber der Markt ist leer gefegt“. Die Altersentwicklung im Handwerk macht ihm besonders Sorgen – immer mehr scheiden aus, viel zu wenige wachsen nach. Inzwischen seien die Engpässe so groß, dass die Kunden es spüren: „Manch einer kriegt keinen Handwerker her, wenn er ihn braucht, sondern muss warten. Immerhin, dadurch steigen nun endlich die Wahrnehmung und die Wertschätzung fürs Handwerk“, berichtet der Geschäftsführer. Moosherr wünscht sich, dass bei jungen Leuten etwas ankommt, auch auf der „Hausplus“: „Handwerk eröffnet glänzende Chancen für junge Leute – mit allen Schulabschlüssen. Es gibt sehr viele Aufstiegsmöglichkeiten.“Der Polier im Handwerk verdiene heute oft mehr als der Architekt. Und die Auftragslage gerade im Baugewerbe werde noch lange Zeit sehr gut bleiben.