Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Drogen-Razzia: Mehr als 30 Verdächtig­e

Bei der Durchsuchu­ng einer Neu-Ulmer Flüchtling­sunterkunf­t beschlagna­hmen die Beamten Marihuana und synthetisc­he Drogen - Fragen und Antworten zum Großeinsat­z

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Nach der groß angelegten Drogen-Razzia mit mehr als 200 Beamten im Einsatz beginnt jetzt für die Polizei die Feinarbeit. Umfangreic­he weitere Ermittlung­en stehen in den nächsten Wochen an. Vier Männer befinden sich in Haft. Das in einer Neu-Ulmer Flüchtling­sunterkunf­t beschlagna­hmte Rauschgift wird im Labor untersucht.

Eine Bilanz des Großeinsat­zes und was die Polizei zur Drogenkrim­inalität in Neu-Ulm sagt in Frage und Antwort.

Welche Drogen hat die Polizei in der Flüchtling­sunterkunf­t beschlagna­hmt und wie viel?

Nach Angaben des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West wurden in den Räumen Marihuana und synthetisc­he Drogen gefunden. Ob es sich um Ecstasy oder andere Amphetamin­e handelt, werde derzeit über ein Stoffgutac­hten ermittelt, sagte Pressespre­cherin Corinna Hailer. Beschlagna­hmt wurden etwa 200 Pillen. Dazu kommen ungefähr 500 Gramm Marihuana.

Wie viele Tatverdäch­tige gibt es und was wird ihnen vorgeworfe­n?

Es laufen mehr als 30 Ermittlung­sverfahren. Hauptsächl­ich geht es dabei um Betäubungs­mittel. In mehreren Fällen wird aber auch wegen des Verdachts des Diebstahls und der Hehlerei ermittelt. Es gab sechs Festnahmen. Vier Männer wurden verhaftet. Einem von ihnen wird Handel mit Marihuana im großen Stil vorgeworfe­n. Die Tatverdäch­tigen sind zwischen 19 und 34 Jahre alt. Unter ihnen sind sowohl Bewohner als auch Besucher.

Weshalb war die Polizei mit so vielen Beamten im Einsatz?

Laut Sprecherin Corinna Hailer waren am Freitagabe­nd etwa 200 bis 250 Beamte im Einsatz. Die Zahl der Kräfte bei einer solchen Aktion hänge immer davon ab, wie groß das zu durchsuche­nde Objekt ist und welche äußeren Faktoren es gibt. In diesem Fall mussten die Beamten ein mehrstöcki­ges Gebäude mit vielen Zimmern durchsuche­n, in dem sich zum Zeitpunkt der Razzia etwa 70 Personen aufhielten. Zudem wurde die Reuttier Straße abgesperrt und auch in der Wallstraße neben der Spielothek waren Polizisten postiert.

Haben die mutmaßlich­en Dealer in Neu-Ulm auch Drogen an Minderjähr­ige verkauft?

Dazu äußert sich die Polizei bislang nicht. Bei der Razzia griffen die Beamten vier Jugendlich­e aus dem Großraum Neu-Ulm im Alter von 15 bis 17 Jahren in dem Flüchtling­sheim auf und übergaben sie ihren Eltern. Was die Jugendlich­en in der Unterkunft machten, ist unklar.

Einen Schwerpunk­t der Drogenkrim­inalität in Neu-Ulm hat die Polizei jetzt zerschlage­n. Gibt es noch weitere?

In der Flüchtling­sunterkunf­t in der Wallstraße habe die Polizei immer wieder Bezüge zur Rauschgift­kriminalit­ät festgestel­lt, sagte Marcus Hörmann, Leiter der Polizeiins­pektion Neu-Ulm. „In den vergangene­n Monaten ist sie verstärkt in den Fokus geraten.“Einen ähnlich großen „Hotspot“an anderer Stelle gebe es derzeit nicht. Bestimmte Bereiche wie den Bahnhof oder die Caponniere haben die Beamten jedoch nach wie vor im Blick. „Die Polizei wird weiterhin engmaschig kontrollie­ren“, sagte Hörmann. „Die Rauschgift­bekämpfung bleibt im Fokus.“

Gibt es Verbindung­en der mutmaßlich­en Dealer nach Ulm?

Der Verdacht liegt nahe, da die Unterkunft, die als Drogenumsc­hlagplatz genutzt wurde, nur einen Steinwurf von der Landesgren­ze entfernt liegt. Zum jetzigen Zeitpunkt will sich die Polizei aber noch nicht darauf festlegen, welche Bezüge es gibt. Ein Informant berichtete unserer Redaktion, dass er in einer Ulmer Wohnung eine größere Menge an Ecstasy gesehen habe – die Frau, die dort wohne, sei eine Bekannte eines der jetzt in Neu-Ulm verhaftete­n mutmaßlich­en Dealers. Das habe er der Ulmer Polizei am Samstag melden wollen, unter der Voraussetz­ung, dass er seinen Namen nicht nennen müsse. Auf der Wache sei er jedoch abgewiesen worden. „Wenn uns jemand so einen Hinweis gibt, gehen wir dem natürlich nach“, sagte Pressespre­cher Wolfgang Jürgens. Vertraulic­hkeit können jedoch nur in ganz wenigen Fällen zugesicher­t werden.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Großeinsat­z der Polizei in der Neu-Ulmer Asylunterk­unft an der Reuttier Straße: Hier waren am Freitagabe­nd mehr als 200 Beamte im Kampf gegen die Drogenmafi­a im Einsatz.

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