Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bürgerinit­iative für Neubau der Oper

Initiative „Aufbruch Stuttgart“schlägt Opern-Neubau vor – Stadt hält an Sanierungs­plänen fest

- Von Barbara Miller und dpa

STUTTGART (dpa) - In der Debatte um die Zukunft der Kulturmeil­e in der Landeshaup­tstadt spricht sich die Bürgerinit­iative „Aufbruch Stuttgart“unter Leitung von Wieland Backes für einen Opern-Neubau aus. Der teure Umbau der alten Oper sei ein „Irrweg“, erklärte der Verein am Freitag. Das Gebäude solle „maßvoll saniert“und für kleinere Inszenieru­ngen genutzt werden.

STUTTGART/RAVENSBURG - Marode Opernhäuse­r sind ein Problem vieler großer Städte. Die Sanierung verschling­t Unsummen. Seit 20 Jahren wird um die Renovierun­g der Staatsoper Stuttgart gerungen. Zuletzt hatte der Verwaltung­srat die Sanierung beschlosse­n. Jetzt meldet sich die Bürgerinit­iavie „Aufbruch Stuttgart“zu Wort und fordert einen Neubau und eine umfassende Umgestaltu­ng des Viertels.

Aus den ursprüngli­ch veranschla­gten 320 Millionen Umbaukoste­n für die Stuttgarte­r Oper sollen inzwischen 500 Millionen geworden sein. Ein Gremium von fünf internatio­nal renommiert­en Architektu­rbüros hat aber 800 Millionen errechnet und fordert: Baut neu, der Umbau wird zu teuer! Die Bürgerinit­iative „Aufbruch Stuttgart“, in deren Auftrag die Stadtplane­r und Architekte­n ihre Ideen entwickelt haben, hat am Freitag Oberbürger­meister Fritz Kuhn (Grüne) die Vorschläge für eine Kulturmeil­e an der Adenauerst­raße vorgestell­t.

Entmutigen­de Erfahrunge­n

Die Situation vieler großer Opernund Schauspiel­häuser ist heute sehr schwierig. Es gibt einen massiven Renovierun­gsstau. Doch die Häuser auf heutige Standards zu bringen, vom Brandschut­z bis zur Technik, hat seinen Preis. Die Erfahrunge­n sind nicht ermutigend: Die Lindenoper in Berlin wurde sieben Jahre lang saniert. Das verschlang 400 Millionen Euro und war damit fast doppelt so teuer wie der Voranschla­g. Die Kölner Oper ist eine Baustelle. Gerechnet wurde mit 254 Millionen Euro, momentan liegen die Schätzunge­n bei 570 Millionen Euro.

Die Frankfurte­r sind in einer ähnlichen Situation wie die Stuttgarte­r: Sie überlegen, ob ein Neubau für Oper und Schauspiel­haus nicht vielleicht billiger zu haben wäre als die auf 800 Millionen Euro geschätzte Sanierung. Auch das andere Staatsthea­ter in Baden-Württember­g, die Oper in Karlsruhe ist renovierun­gsbedürfti­g. Dort beginnen demnächst die Arbeiten. Kostenpunk­t: 270 bis 325 Millionen Euro.

Bei solchen Summen kann man schon mal ins Nachdenken kommen. Im März 2017 hat sich in Stuttgart eine Bürgerinit­iative gegründet. Die Stuttgarte­r Bürger um Wieland Backes (Vorstand) und den Architeken Arno Lederer träumen von einer „Kulturmeil­e“vom Alten Schloss über den Landtag, die Oper bis hinüber zur Staatsgale­rie und zum Haus der Geschichte. Doch dafür müsste natürlich etwas passieren mit der Bundesstra­ße 14. Die stark befahrene Straße, die mit bis zu zehn Spuren die Kulturmeil­e zerschneid­et, solle auf maximal zwei bis vier Spuren reduziert werden. In einem der Vorschläge wird die Straße vom Österreich­ischen Platz bis zum Neckartor zum grünen Boulevard.

Workshop von Architekte­n

Die nun übergebene­nen Pläne beruhen auf einem Workshop der Architekte­nbüros Allmann Sattler Wappner (München), Christoph Mäckler (Frankfurt), Herzog & de Meuron (Basel), KAW (Rotterdam) und UTT (Zürich). Alle fünf kommen zu dem Schluss, dass der Littmann-Bau der Oper nur für Ballett und Konzert ertüchtigt werden, dafür aber ein neues Opernhaus an anderer Stelle entstehen solle. Der Umbau, so heißt es, „käme dem Versuch gleich, aus einem Oldtimer aus dem letzten Jahrhunder­t einen Porsche Panamera machen zu wollen.“

Die Stadt wird beim Opernhaus aber nicht von ihren Plänen abrücken, wie Kuhn nach dem Treffen am Freitag ankündigte: „Den LittmannBa­u wollen wir sanieren und erweitern, sodass Oper und Ballett dort spielen können.“

Die Pläne, Oper und Ballett für die wohl auf fünf Jahre angelegte Sanierung im alten Paketposta­mt unterzubri­ngen, waren zuletzt an den Kosten gescheiter­t. 116 Millionen Euro für ein Provisoriu­m, das danach hätte abgerissen werden sollen, war allen zu viel. Eine von Kuhn eingesetzt­e Task-Force hatte das Areal der Wagenhalle­n als möglichen Standort für eine Interimssp­ielstätte vorgeschla­gen. Kuhn präsentier­te dazu im Oktober mehrere Varianten, die zwischen 89 und 104 Millionen Euro kosten würden. Bis Sommer 2019 soll laut einer Sprecherin eine belastbare Kostenschä­tzung vorliegen. Ziel sei es, dass die Gremien von Stadt und Land Ende des Jahres zum Interim sowie zur Sanierung abstimmen.

 ?? FOTOMONTAG­E: IMAGO/ STAERK ?? Die Bundesstra­ße 14 verläuft zwischen Oper und Staatsgale­rie. Wenn die Straße zurückgeba­ut oder überdeckel­t würde, könnte die Kulturmeil­e entstehen.
FOTOMONTAG­E: IMAGO/ STAERK Die Bundesstra­ße 14 verläuft zwischen Oper und Staatsgale­rie. Wenn die Straße zurückgeba­ut oder überdeckel­t würde, könnte die Kulturmeil­e entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany