Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wenn Fasnet auf europäische Politik trifft
Zwei Ehinger Dämonen treffen in Brüssel Guido Wolf und Günther Oettinger
EHINGEN - Zwei unvergessliche närrische Tage haben die beiden Dämonen Felix Werner und Bernd Lengsfeld in Brüssel verbracht. Zusammen mit 80 weiteren Narren der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) sind die beiden Ehinger am EU-Parlament gewesen und haben unter anderen EUKommissar Günther Oettinger und den baden-württembergischen Minister der Justiz und für Europa, Guido Wolf, getroffen.
Wenn Mitte Januar ein Fasnetsumzug durch Brüssel stattfindet, bei dem auch zwei Ehinger Dämonen mit dabei sind, erregt das große Aufmerksamkeit. „Es war sensationell“, sagt Felix Werner. Eigentlich sind die beiden Jungs normale Ehinger Narren, doch in Brüssel waren die Dämonen so etwas wie bunte Hunde. Denn Fasnet, so wie sie in der Region gefeiert wird, kennen die Menschen in Brüssel natürlich nicht. „Ich weiß nicht, wie oft wir auf der Straße gefilmt oder fotografiert wurden. Eigentlich fast immer. An einem Abend bin ich aus der Kneipe im Häs kurz an einen Bankautomaten gelaufen und wurde auch dabei ein paar Mal fotografiert“, erklärt Felix Werner voller Begeisterung.
Und das Programm der rund 80 VSAN-Narren in Brüssel hatte es in sich. Los ging der Tag im Häs mit einem Empfang im sogenannten Ausschuss der Regionen, wo sie von EUVerwaltungsrat Klaus Hullmann und Minister Guido Wolf empfangen wurden. Danach machte sich der närrische Tross weiter auf den Weg zur baden-württembergischen Landesvertretung in Brüssel, wo sie dann auf Günther Oettinger trafen. „Beide Politiker waren extrem nett und haben sich sehr über unseren Besuch gefreut. Sowohl Wolf als auch Oettinger haben gezeigt, dass sie sich mit der schwäbisch-alemannischen Fasnet gut auskennen“, berichtet Werner. Bei den Besuchen war laut Werner auch eine Abordnung aus dem Rheinland dabei. „Wir haben Obernarren aus Köln und Düsseldorf getroffen. Die haben natürlich viel über den rheinischen Karneval erzählt“, erklärt Werner. Ebenfalls große Kenner der schwäbisch-alemannischen Fasnet waren die Menschen in der Schweizer Botschaft. Unter den 68 Mitgliedszünften der VSAN sind mit der RölliZunft aus Siebnen, der Karnöffelzunft Willisau und der Wylägerer Fasnachtsgesellschaft auch Schweizer Zünfte. „Der Schweizer Botschafter hat sich sehr über unseren Besuch gefreut und vor allem darüber, dass die Fasnet da ist“, sagt Werner. Weiter ging es zu einem Empfang beim deutschen Botschafter beim Königreich Belgien, Martin Kotthaus.
Nach diesem Empfang versammelten sich die Narren dann auf dem Place Luxembourg, um wiederum einen Fasnetsumzug zur baden-württembergischen Landesvertretung zu starten. Die Narren marschierten in den Europasaal und stellten sich vor der Bühne auf, bevor Minister Wolf und Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, den Abend eröffneten. „Es war alles sehr beeindruckend für uns“, sagt Werner. Auch als der mitgereiste Professor Werner Mezger, Volkskundler und ausgewiesener und mehrfach prämierter Fasnetsexperte, zum Gesicht Europas ernannt wurde, waren die Ehinger dabei. „Er hat die Auszeichnung für seine Verdienste um die Fasnet bekommen“, so Werner. Neben den ganzen politischen Kontakten sei für die beiden Ehinger aber vor allem der Austausch mit den anderen VSAN-Zünften toll gewesen. „Jetzt gehören wir voll dazu“, freute sich Werner.
Präsident lobt Stimmung
Auch für Roland Wehrle war die Fahrt nach Brüssel, die zweite in der langen Geschichte der VSAN, von großer Bedeutung. „Es war wichtig, uns in Brüssel als Fastnacht zu präsentieren. Gerade der gemeinsame Auftritt mit den Karnevalisten aus dem Rheinland war wichtig, weil wir gemeinsam die Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe anstreben“, erklärt Wehrle. Sowohl die VSAN, als auch der rheinische Karneval sind bereits nationales immaterielles Kulturerbe. Allgemein sei es wichtig, auch als Vereinigung die politischen Kontakte zu pflegen, Präsenz zu zeigen als führender Dachverband der Narren. „Wir haben in Brüssel auch deutlich gemacht, wie viel Kultur in der VSAN steckt. Und mit der unglaublich guten Stimmung haben wir das sehr gut rübergebracht“, betont der Präsident.