Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Blitzstart ins neue Fußballjahr
Dank des ersten Doppelpacks von Leon Goretzka siegen die Bayern 3:1 in Hoffenheim
SINSHEIM - 3:1 zum Rückrundenauftakt bei der TSG Hoffenheim. Ein (vermeintlich) kniffliges Spiel, eine tatsächlich griffige, starke BayernMannschaft, die mit Wut und Wucht die Aufholjagd auf Tabellenführer Borussia Dortmund begann. Leon Goretzka (23) erzielte einen Doppelpack, seinen ersten im 131. Bundesliga-Spiel, machte seine Pflichtspieltore drei und vier für Bayern. Das 2:0 entstand aus einer Ecke der Gastgeber, der Konter fand in exakt 12,9 Sekunden den Weg ins Hoffenheimer Tor. Blitzschach, da schlug’s 13. Am Ende sorgte Torjäger Robert Lewandowski für die Entscheidung – 3:1 (87.).
Zick, zack, schon ist der Vorsprung der Dortmunder – zumindest für eine Nacht – auf drei Punkte geschrumpft. Spitzenreiter BVB muss nun, so auch der Plan der Bayern, am Samstagabend beim (vermeintlich) kniffligen Auswärtsspiel in Leipzig nachlegen. Die Münchner haben also vorgelegt, den Druck weitergegeben. „Es kommt jetzt darauf an, dass die Bayern den BVB permanent unter Druck setzen“, meinte ZDF-Experte und Ex-BayernKapitän Oliver Kahn, „wenn sie jetzt gleich ein gutes Ergebnis vorlegen, dann geht es gleich richtig zur Sache im Meisterschaftskampf.“So ist es.
Klassenunterschied zur Pause
Der Meister zeigte der Bundesliga: Wir sind (noch) da! Oder wie es Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor der Partie formulierte: „Man sollte uns nie abschreiben.“Schon zum Ende der Hinrunde hatte Bayern eine Serie hingelegt, Fortsetzung gestern. Die Kovac-Elf wirkte griffig, bissig, hatte – zumindest über 60 Minuten – die laufstarken und sonst so bissigen Hoffenheimer im Griff. Man blockierte das Hoffenheimer Spiel geschickt. Trainer Niko Kovac hatte auf Javi Martínez und Thiago als Doppel-Sechs vertraut, davor durfte sich Leon Goretzka offensiv austoben – eine gute Idee, die zündete. Der Rechtsaußen hieß Thomas Müller, Serge Gnabry und James Rodríguez kamen erst spät, der Kolumbianer feierte damit sein Comeback nach Verletzung, bestritt sein letztes Spiel am 3. November und leitete das 3:1 gekonnt ein. Eurosport-Experte Matthias Sammer sprach in der Pause von einem „Klassenunterschied“, sah eine „totale Überlegenheit“der Bayern. Weil, so Sammer: „Körperlich präsent, mit Ausstrahlung, Spritzigkeit, in allen Belangen besser, das Auftreten ist nahezu perfekt.“
Doch nach der 2:0-Führung passierte das, was auch in der Hinrunde unter Kovac zu bemängeln war. In der Überlegenheit verliert Bayern oft den Faden, lässt Konter zu. So durfte Nico Schulz den Anschlusstreffer nach schnellem Umschaltspiel, zuvor das bestimmende Merkmal des Auftretens der Gäste, erzielen (59.).
Dann wurde es: knifflig. Weil hektisch, eng. Hoffenheim drückte. Trainer Julian Nagelsmann, der in den nächsten vier Monaten, seiner letzten Halbserie im Kraichgau vor dem Wechsel zu RB Leipzig, alles ein letztes Mal macht, feierte zum Auftakt dieser Abschiedstour sein 100. Bundesliga-Spiel für die TSG. Bei seinem letzten Heimspiel gegen die Bayern wollte er den dritten Heim-Erfolg in Serie einfahren,
2016/17 gab's ein 1:0, letzte Saison ein 2:0 – solch ein Doppelpack gelang aktuell keinem anderen Bundesligisten. Nun die Rache der Bayern. „Es ist schon wichtig, sich nicht vorher zu ergeben, wenn der rote Bus einfährt“, meinte Nagelsmann vor der Partie. Hoffenheim war seit zehn Ligaspielen unbesiegt (vier Siege) – Serie gerissen. Schön und gut, aber vor der Winterpause hatte man auch keines der letzten acht Pflichtspiele gewonnen. Diese Serie geht also 2019 weiter. Und die Bayern? Schon wieder auf dem Weg zur Titelverteidigung. Der Start in die Rückrunde war eindrucksvoll. Wieder ein Auswärtssieg, immerhin gegen einen Champions-League-Teilnehmer dieser Saison. Auch, wenn man das schon vergessen hat. „Insgesamt war es ein guter Kampf von uns. Wir haben das Ziel, Meister zu werden“, sagte Goretzka. TSG-Torschütze Schulz meinte: „Wir hatten von der Mentalität her zwei verschieden Halbzeiten.“