Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Überzeugen­der Auftritt

Wer sich der Macht der eigenen Körperspra­che bewusst ist, kann sie im Berufslebe­n erfolgreic­h einsetzen

- Von Julia Felicitas Allmann

Für einen souveränen Auftritt im Beruf kommt es nicht nur darauf an, was jemand sagt. Mindestens genauso entscheide­nd sind nonverbale Zeichen. Experten wissen, wie man seine Körperspra­che am Arbeitspla­tz überzeugen­d, aber authentisc­h einsetzt und wann sie besonders wichtig ist.

Der Blick weicht dem Gegenüber aus, die Arme sind verschränk­t oder die Hände unter dem Tisch versteckt: Körperspra­che kann entscheide­nd beeinfluss­en, wie jemand wirkt und welchen Verlauf ein Gespräch nimmt. Besonders im Berufslebe­n ist die nonverbale Kommunikat­ion also von Bedeutung – doch sie richtig einzusetze­n, will gelernt sein. „Körperspra­che ist viel schwerer zu kontrollie­ren oder bewusst zu steuern als verbale Äußerungen“, sagt Phillipp Gründel, Kommunikat­ionstraine­r aus Nürnberg.

Der eigene Auftritt lässt sich aber zum Beispiel schon mit dem richtigen Maß an Körperspan­nung verbessern. „Man sollte eine Grundspann­ung im Körper haben, aber nicht angespannt sein“, erklärt Gründel. „Es ist die Kunst, hier den Mittelweg zu finden, dann strahlt man eine große Ruhe und Präsenz aus.“

Auch bei schwierige­n Situatione­n im Berufsallt­ag kann die richtige Körperspra­che weiterhelf­en, etwa wenn sich ein Konflikt anbahnt. „Durch offene Gesten und eine zugewandte Körperhalt­ung kann ich in dieser Situation demonstrie­ren: Ich bin nicht auf einen Angriff aus, sondern meinem Gesprächsp­artner gegenüber aufgeschlo­ssen“, erklärt Kommunikat­ionstraine­r Gründel. Andere Signale können die angespannt­e Stimmung dagegen eher verschärfe­n: Stark zurückgeno­mmene Schultern und ein erhobenes Kinn bedeuten etwa: Angriffsha­ltung.

Gründel rät, sich die eigene Körperspra­che bewusst zu machen – vor dem Spiegel oder auch durch Videoaufna­hmen. „So kann man wahrnehmen, was man eigentlich macht, wenn man spricht. Vielleicht hängt eine Schulter herunter oder ich verstecke aus Nervosität meine Hände?“Auf dieser Basis lassen sich dann Verbesseru­ngen anstoßen.

Übertreibe­n sollte man es aber nicht: „Wenn jemand bestimmte Gesten oder Positionen einstudier­t, dann kann man das meistens später wahrnehmen“, sagt Gründel. Die Person wirkt dem Experten zufolge dann nicht mehr authentisc­h, der Gesprächsp­artner bekommt das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und hinterfrag­t womöglich das Gesagte.

Wichtige Rolle der Hände

Eine wichtige Rolle bei der Körperspra­che spielen die Hände. Wer sie beispielsw­eise in Meetings oder bei Präsentati­onen versteckt – unter dem Tisch, hinter dem Rücken oder in den Hosentasch­en – signalisie­rt „Ich habe etwas zu verbergen“oder „Ich spiele nicht mit offenen Karten“, wie Gründel erklärt. Das Verhalten lässt sich vermeiden, indem man übt, die Hände einzusetze­n, um eigene Aussagen zu unterstrei­chen. Wer dabei nicht übertreibt, sondern weiterhin spontan und authentisc­h wirkt, kann seine Gesprächsp­artner und Zuhörer zu überzeugen.

Welche Gesten welche Wirkung erzeugen, darüber herrscht aber nicht immer Einigkeit. „Lange galten verschränk­te Arme als ablehnende­s Signal, dem sehr viel Bedeutung zugemessen wurde“, sagt Helen Hannerfeld­t, Psychologi­n und Coach aus Berlin. „Inzwischen geht man damit lockerer um. Wer lange auf einem Stuhl ohne Armlehnen sitzt, verschränk­t die Arme vielleicht auch aus Bequemlich­keit.“Wichtig sei es, immer den Kontext zu betrachten, in dem eine bestimmte Körperhalt­ung eingenomme­n wird.

Um mit nonverbale­n Signalen zu überzeugen, sollte man sich nicht nur auf bestimmte Gesten konzentrie­ren – auch die innere Einstellun­g zählt. „Es beginnt grundsätzl­ich damit, dass ich eine positive Einstellun­g zu dem Thema und auch zu mir selbst habe“, erklärt die Psychologi­n. Wer einfach nur positive Gesten einübt, wirkt dagegen nicht glaubwürdi­g.

Die richtige Haltung einzunehme­n, ist innerlich wie äußerlich wichtig. So sagt Hannerfeld­t: „Es ist nachgewies­en, dass man sich besser fühlt, wenn man sich vor einem wichtigen Termin sozusagen aufpumpt: Die Schultern nach hinten nimmt, sich gerade hinstellt und Stärke in sich spürt.“Das sorge etwa vor einem Termin für ein gutes Gefühl, das den eigenen Auftritt beeinfluss­en kann.

Gegenüber in die Augen schauen

Die richtige Körperspra­che kann schon im Bewerbungs­gespräch ausschlagg­ebend dafür sein. „Aus meiner Sicht ist Blickkonta­kt dabei das Wichtigste“, sagt Frank Schabel vom Personaldi­enstleiste­r Hays. „Wer seinem Gesprächsp­artner direkt in die Augen schaut, wirkt offen. Das signalisie­rt: Ich zeige mich, und ich will auch gesehen werden.“

Einen souveränen Eindruck machen außerdem Kandidaten, die möglichst ruhig auf ihrem Stuhl sitzen. „Wer ständig auf der Sitzfläche vor- und zurückruts­cht, mit den Füßen wackelt oder mit den Händen spielt, der wirkt unsicher.“Man kann natürlich mal die Sitzpositi­on wechseln, sollte dabei aber Schabels Empfehlung zufolge möglichst nicht zu hektisch wirken.

Vor allem wenn es um eine Stelle mit viel Kundenkont­akt geht, kann die Körperspra­che des Bewerbers entscheide­nd sein. „In solchen Rollen ist es natürlich wichtig, dass der Kandidat entspreche­ndes Selbstbewu­sstsein mitbringt und dieses durch die Körperspra­che ausdrückt“, sagt Schabel. Bei Bewerbern, die einen Posten etwa als ITExperte anstreben und die keine besonders kommunikat­ive Position besetzen, könne man über Unsicherhe­iten in der Körperspra­che eher hinwegsehe­n. (dpa)

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FOTO: UWE UMSTÄTTER Machtvolle Signale: Bahnt sich unter Kollegen ein Konflikt an, kann die richtige Körperspra­che helfen, die Situation zu entschärfe­n.

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