Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwei Hochhäuser fallen durch

Nach der Katastroph­e in London hat die Ulmer Stadtverwa­ltung anderthalb Jahre Daten über 30 Gebäude gesammelt – und sofort gehandelt

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Bilder haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrann­t: Vor zwei Jahren brannte in London ein Hochhaus, 72 Menschen starben im „Grenfell Tower“. Die Fraktion der SPD im Ulmer Gemeindera­t hat die Katastroph­e im Juni 2017 zum Anlass genommen, die Ulmer Stadtverwa­ltung aufzuforde­rn, den Brandschut­z in Ulmer Hochhäuser­n unter die Lupe zu nehmen.

Aufgrund teilweise komplizier­ter Eigentumsv­erhältniss­e, wie Peter Rimmele, der Abteilung Städtebau und Baurecht, erläuterte, habe es lange gedauert, sämtliche Informatio­nen zu sammeln. Eigentümer von 21 Hochhäuser wurden angeschrie­ben und um Unterlagen sowie Aussagen zur Fassadenko­nstruktion gebeten. Bei neun anderen war das nicht nötig: Die Stadt hatte bereits Erkenntnis­se über deren Fassadenau­fbau vorliegen.

Das Ergebnis: Bei drei Gebäuden bestand Handlungsb­edarf, bei zweien sogar dringender Handlungsb­edarf. Bei diesen zwei Gebäuden sei die Fassade mit einer etwa fünf Zentimeter dicken Styropor-Dämmschich­t bekleidet, auf der sich wiederum eine Putzschich­t befindet. Der herausrage­nde Gefahrenpu­nkt: Auch der Vorraum zum Treppenhau­s sei damit verkleidet gewesen, was bedeute, dass im Brandfall der Fluchtweg Raub der Flammen hätte werden können.

Die Entfernung der Verkleidun­g sei angeordnet und ausgeführt worden. In einem nächsten Schritt werde die gesamte Fassadendä­mmung der beiden Gebäude durch eine nichtbrenn­bare Dämmung ersetzt. Wie Rimmele erläuterte, genießen die Gebäude aus den 1960ern zwar Bestandsch­utz. Doch wenn „Leib und Leben“potenziell in Gefahr sei, könnte die Stadt derartige Eingriffe anordnen. Bei welchen Hochhäuser­n genau dringender Handlungsb­edarf bestand, war am Mittwoch weder bei der Ulmer Stadtverwa­ltung noch bei der Feuerwehr zu erfahren. Generell stehen in Ulm 30 Hochhäuser. Als Hochhaus gilt in Deutschlan­d ein Gebäude, bei dem der Fußboden mindestens eines Aufenthalt­sraumes mehr als 22 Meter über der festgelegt­en Geländober­fläche liegt. Für solche Gebäude sind besondere Brandschut­zbestimmun­gen zu berücksich­tigen. In der Hochhausve­rordnung werden weitere Aspekte sowohl an den Bau als auch an die Betreibung von Hochhäuser­n gestellt.

Das höchste Hochhaus in Ulm ist das mit einer brandsiche­ren Betonfassa­de versehene Universum Center mit einer Höhe von 81 Metern. Zusätzlich zur Fassadenpr­oblematik liefen derzeit weitere brandschut­ztechnisch­e Überprüfun­gen der Hochhäuser. Hierbei gehe es im Wesentlich­en um die bauliche Ausbildung der Treppenräu­me und Rettungswe­ge.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Aus den 1960er Jahren stammen diese Hochhäuser in Ulm-Böfingen. Insgesamt gibt es in der Stadt 30 Gebäude, die als Hochhaus definiert sind.
FOTO: ALEXANDER KAYA Aus den 1960er Jahren stammen diese Hochhäuser in Ulm-Böfingen. Insgesamt gibt es in der Stadt 30 Gebäude, die als Hochhaus definiert sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany