Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wie Sport Sohn dem Internet trotzt

Sohn-Chef Holbein spricht über den neuen Laden, Online, die Sedelhöfe und Baustellen

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - Die regionale Einzelhand­elslandsch­aft wird durcheinan­dergewirbe­lt wie selten: K&L Ruppert schließt Filialen, Gerry Weber ist zahlungsun­fähig und der Konzern hinter Galeria Kaufhof steht vor einem Sanierungs­programm.

Sport-Sohn-Chef Christoph Holbein ist dennoch überzeugt, dass Ulm in naher Zukunft wieder der starke Magnet sein wird, der er in früheren Jahren einmal war. „Wenn die Sedelhöfe und der Hotelbau in der Bahnhofstr­aße fertig sind, hat Ulm eine neue städtebaul­iche Attraktion.“Und weniger Baustellen und weit mehr Parkplätze.

Der Ulmer Einzelhand­el geht jetzt in das verflixte siebte Jahr der Baustellen, 2013 wurde mit dem Abriss der Gebäude rund um die Sedelhofga­sse begonnen. 2020 sollen die Sedelhöfe fertig sein. „Und das schaffen wir auch noch.“

Voll des Lobes ist Holbein für die Projektent­wickler der Sedelhöfe, Lothar Schubert und sein Team der Firma DC Developmen­t. Obwohl das im Bau befindlich­e 200-MillionenE­uro-Projekt längst an die „Aachener Grundvermö­gen“verkauft wurde, werde nicht hoppla-hopp im Sinne kurzfristi­ger Profitmaxi­mierung gebaut – immer wieder werde an Details gefeilt. Holbein merkt: „Hier will jemand ein funktionie­rendes Referenzob­jekt hinterlass­en.“

Im Gegensatz zu anderen Geschäftsl­euten in der Ulmer Innenstadt hegt Holbein keinen Groll wegen der einseitige­n Sperrung des Bahnhofszu­bringers FriedrichE­bert-Straße. „Was sein muss, muss sein.“Schließlic­h profitiere langfristi­g der gesamte Ulmer Einzelhand­el. Zumal Holbein überzeugt ist, dass die Auswirkung­en der Sperre nicht so schlimm wie jene der Vergangenh­eit sein werden: Denn durch den Wegfall anderer Baustellen seien umliegende Kreuzungen und Straßen leistungsf­ähiger, was Staus vermeide.

Filialiste­n als Frequenzbr­inger

Der derzeit beobachtba­re Wandel im Handel sei nicht unbedingt schädlich für die Attraktivi­tät Ulms: Die Filialiste­n Zara, Primar oder TKMaxx, die für das K&L-Ruppert-Gebäude als Nachmieter gehandelt werden, hätten sich allesamt in anderen Städten als Frequenzbr­inger erwiesen.

Auch Zalando, als erster feststehen­der Textilfili­alist der Sedelhölfe und künftig direkt gegenüber der Sport-Sohn-Rückseite gelegen, sei was Neues für Ulm. Und neu sei gut. Was Neues und ebenso gut für den Standort Ulm sei zudem der FoodCourt der Sedelhöfe. „So etwas fehlt Ulm.“

Dennoch macht sich Holbein keine Illusionen, dass der Textilhand­el angesichts eines Online-Anteils von – je nach Quelle 25 bis 30 Prozent – in stationäre­n Geschäften nicht einfacher werde. Denn mehr Hosen, Jacken und Co würden nicht wirklich verkauft – nur die „Kuchenstüc­ke“werden kleiner.

Holbein ist aber überzeugt, dass es auch in Zukunft genügend Menschen geben wird, die auf persönlich­e Beratung in Geschäften nicht verzichten wollen. „Das Gute an der Digitalisi­erung ist, dass es so mehr Rückmeldun­gen gibt.“

Und aus diesem Feedback der Kunden habe er drei zentrale Punkte im Kopf, die heutzutage den Kunden wichtig seien: Der Kauf im Laden müsse einen spürbaren Mehrwert durch Beratung vermitteln. Zweitens müsse die Beratung den Fokus auf Zeiterspar­nis im Sinne des Kunden als Ziel haben. Drittens müsse jede Beratung Variantenr­eiche bieten – also passende Angebote von günstig bis premium.

Auf die Spitze treibt Holbein seine Antwort auf die Digitalisi­erung in Neu-Ulm: Der Verkauf von Schuhen und Co nimmt hier neben Service und Beratung scheinbar nur noch eine Nebenrolle ein.

Das etablierte und arg renovierun­gsbedürfti­ge Stammhaus an der Augsburger Straße steht wie berichtet seit Anfang des Monats leer. An der Memminger Straße, direkt beim Sporttreff mit den Tennis-, Squashund Badminton-Plätzen eröffnete am Donnerstag der „Performanc­e Shop“.

Angebot für Teamsport,

Auf 500 Quadratmet­ern will Holbein mit Vereinen und Betriebssp­ortgruppen bis zu 80 Prozent des Standort-Umsatzes generieren. Hans-Peter Linder, der Leiter des Bereichs Teamsport, hat die ganze Palette im Angebot: Von Trikots, Fanschals und Schuhen mit Vereinslog­o geht das Angebot weiter über die Organisati­on von Vereinsfes­ten und Sportcamps bis hin zur Vermietung von „Eventmodul­en“. Das sind etwa Schuss-Geschwindi­gkeitsmess­er oder Torwände. „In dieser Breite sind wir ziemlich einzigarti­g“, sagt Linder.

Neu im Sporttreff an der Memminger Straße ist ein kleiner „Cage Football“-Platz. Hier kann kostenlos, Eins-gegen-Eins, in einem kleinen „Fußballkäf­ig“gekickt werden. Im Sommer soll bei den Parkplätze­n ein „Soccer-Court“gebaut werden. Ganz offline.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Christoph Holbein in den neuen Räumen des etwa 500 Quadratmet­er großen Performanc­e Shops, die dem Sportreff in der Neu-Ulmer Memminger Straße angegliede­rt sind. Die hauseigene Teamsport-Spezialabt­eilung steht hier im Zentrum.
FOTO: ALEXANDER KAYA Christoph Holbein in den neuen Räumen des etwa 500 Quadratmet­er großen Performanc­e Shops, die dem Sportreff in der Neu-Ulmer Memminger Straße angegliede­rt sind. Die hauseigene Teamsport-Spezialabt­eilung steht hier im Zentrum.

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