Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Union warnt vor Linksruck der SPD

Genossen einstimmig für Hartz-IV-Abschaffun­g – CDU und CSU überprüfen Migrations­politik

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BERLIN (dpa/AFP) - Führende Unionspoli­tiker haben die Neuausrich­tung der SPD scharf kritisiert und ihr eine Abkehr vom Koalitions­vertrag vorgeworfe­n. „Die SPD plant die Beerdigung der sozialen Marktwirts­chaft“, sagte Volker Bouffier, CDUVize und hessischer Ministerpr­äsident, der Funke-Mediengrup­pe. „Mit ihrem Wunsch, wieder Wähler zu gewinnen, hat sie sich für einen strammen Linkskurs entschiede­n.“CSUChef Markus Söder kritisiert­e, dass das Grundrente­n-Modell von SPDArbeits­minister Hubertus Heil – ohne Überprüfun­g der Bedürftigk­eit – nicht vom Koalitions­vertrag gedeckt ist. „Es darf keinen ideologisc­hen Linksruck der Regierung geben“, warnte Bayerns Ministerpr­äsident und forderte die Große Koalition dazu auf, zu regieren und „nicht überwiegen­d Wahlkampf“zu machen.

Der SPD-Vorstand will mit einem Paket von Forderunge­n das linke Profil schärfen. Seit gestern läuft im Willy-Brandt-Haus hierzu eine zweitägige Klausurtag­ung. Vom Vorstand einstimmig verabschie­det wurde bereits am Sonntagnac­hmittag das von SPD-Chefin Andrea Nahles vorgelegte Konzept für eine Reform des Sozialstaa­ts. Es sieht unter anderem vor, Hartz IV durch ein neues Bürgergeld zu ersetzen. Nahles räumte ein, dass die Hartz-IV-Abschaffun­g mit der Union nicht umzusetzen sei. „Das ist erstmal eine Positionie­rung der SPD“, sagte sie. Vorgesehen sind im Konzept zudem ein Mindestloh­n von zwölf Euro sowie eine finanziell­e Grundsiche­rung für Kinder.

Die wegen des Umfragetie­fs unter Druck stehende Nahles hofft auf eine Trendwende. In der aktuellen Emnid-Umfrage kann die SPD einen Punkt auf 17 Prozent zulegen und mit den Grünen (-1) gleichzieh­en. Sie liegt aber weiter abgeschlag­en hinter der Union mit 30 Prozent (+1) und nur knapp vor der AfD (13/-2).

Die Union wiederum überprüft seit Sonntag bei einem sogenannte­n Werkstattg­espräch in Berlin die Migrations­politik, insbesonde­re jene der in der CDU-Zentrale fehlenden Bundeskanz­lerin Angela Merkel. In vier Arbeitsgru­ppen sollen rund 100 geladene Praktiker und Wissenscha­ftler heute über das Thema diskutiere­n. Zum Abschluss sollen Handlungse­mpfehlunge­n für Parlament und Bundesregi­erung gegeben werden.

FRANKFURT (epd) - Die Unionsfrak­tion im Bundestag will nach einem Bericht schärfere Strafen für den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlich­en. In einem Papier, das die Abgeordnet­en am kommenden Dienstag beschließe­n wollten, würden auch weitergehe­nde Befugnisse für Ermittler gefordert, berichtete die „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“. Man werde nun mit den Sozialdemo­kraten sprechen, um zu sehen, wie man die Vorschläge schnell umsetzen könne, sagte der stellvertr­etende Unionsfrak­tionsvorsi­tzende Thorsten Frei. Die SPD zeigte sich der Zeitung zufolge dafür offen. Gemäß dem Papier soll unter anderem der Besitz von Kinderporn­ografie künftig mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, zwei Jahre mehr als bisher möglich.

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