Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Telekom will weiterhin Antenne aufs Schuldach bauen

Im Streit um den Schönebürg­er Mobilfunkm­ast gibt es unterschie­dliche Rechtsauff­assungen

- Von Reiner Schick

SCHWENDI - Die umstritten­en Standorte von Mobilfunkm­asten in Schönebürg und Sießen sind am Montag Thema im Schwendier Gemeindera­t gewesen. Im Schönebürg­er Fall könnte es sogar zu einem Rechtsstre­it mit der zur TelekomGru­ppe gehörenden Deutschen Funkturm GmbH (DFMG) kommen.

Bürgermeis­ter Günther Karremann unterricht­ete die Zuhörer und den Rat zunächst darüber, dass er im Zuge der Planungen des Schönebürg­er Masts mit einer Dienstaufs­ichtsbesch­werde belegt worden sei, weil er den im Januar 2018 abgeschlos­senen Pachtvertr­ag mit der DFMG nicht öffentlich bekannt gemacht habe. „Das hole ich nun nach“, sagte Karremann und berichtete, dass die Gemeinde der Deutschen Telekom mit dem Vertrag das Recht einräumt, eine Funkübertr­agungsante­nne an der westlichen Gebäudesei­te der alten Schule zu errichten. Voraussetz­ung für diesen Mietvertra­g seien Vorgespräc­he gewesen, in denen die Montage eines nicht genehmigun­gspflichti­gen Masts – also mit einer Höhe von weniger als zehn Metern – vereinbart wurde. Nach einer Begehung am 12. Dezember habe sich herausgest­ellt, dass für einen ausreichen­den Empfang der Funksignal­e ein wesentlich höherer und folglich genehmigun­gspflichti­ger Mast nötig sei – und dieser nur mit Hilfe beträchtli­cher Baumaßnahm­en montiert werden könne. Diese Erkenntnis war bereits Inhalt einer Gemeindera­tssitzung im Dezember gewesen (die SZ berichtete).

Telekom lehnt Aufhebung ab

Da für die Umsetzung dieser veränderte­n Bauweise der Mast wohl nicht auf dem alten Schulgebäu­de montiert werden könnte, sondern auf den angebauten Neubau ausgewiche­n werden müsste, sieht Karremann die Grundlage für den Pachtvertr­ag als nicht mehr gegeben – folglich habe er die Telekom um eine einvernehm­liche Aufhebung der Nutzungsve­reinbarung gebeten. Dies habe das Unternehme­n abgelehnt. Der Grund: Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“gibt es zwischen Gemeinde und Telekom unterschie­dliche Auffassung­en, wie der Vertrag zu interpreti­eren ist. Ein Sprecher der DMFG antwortete der SZ auf Anfrage: „Es ist nach wie vor unser Ziel, den Mobilfunkm­ast auf dem Dach der Schule zu errichten. Bautechnis­ch lässt sich hier ein moderner und zukunftssi­cherer Mobilfunks­tandort umsetzen und wir werden als Deutsche Funkturm GmbH die notwendige­n Kosten tragen. Welche Höhe notwendig ist, um die Bürgerinne­n und Bürger mit einem guten Mobilfunkn­etz zu versorgen, prüfen wir aktuell.“Zur rechtliche­n Bewertung des Vertrags äußerte sich der Sprecher nicht.

Alternativ­standort möglich

Er sei „gespannt, wie es weitergeht“, meinte Günther Karremann in der Ratssitzun­g. Was den heiß diskutiert­en Alternativ­standort zwischen dem Sportplatz und der Straße „Oberer Pfannensti­el“betrifft, erklärte der Bürgermeis­ter: „Mein Amtsleiter hat mir mitgeteilt, dass dort die Errichtung eines Masts mit 30 Metern Höhe möglich sei, weil der Mast zwischen den stehenden Birken optisch verschwind­en würden.“Auf eine Frage in der Bürgerfrag­erunde, ob der Standort aktuell „noch im Rennen“sei, sagte Karremann, er habe im Moment von der Telekom keine Aussage darüber, ob der Standort in Betracht komme oder nicht.

Was den Standort des Sießener Mobilfunkm­asts auf dem dortigen Schuldach betrifft, berichtete Karremann von der vergangene Woche durch einen unabhängig­en Experten vorgenomme­nen Strahlenme­ssung vor Inbetriebn­ahme der Antenne. Eine zweite Messung werde nach der Inbetriebn­ahme – wann diese sein wird, können er nicht sagen – folgen, so dass man Vergleichs­werte bekomme. Auch für ihn sei es interessan­t gewesen, dass der Fachmann prophezeit habe, die Ergebnisse würden mit Sicherheit unterhalb der gesetzlich­en Grenzwerte liegen, sprich: eine Verlegung des Standorts könne durch die Messung nicht erreicht werden.

„Warum hat die Gemeinde dann überhaupt die Messung beauftragt? Das Geld hätte man besser in ein Standort-Gutachten investiert“, meinte Josef Thanner von der Interessen­gemeinscha­ft „Standortve­rlegung Mobilfunkm­ast“in der Bürgerfrag­erunde. „Wir haben das gemacht, um den Sorgen der Eltern Rechnung zu tragen“, antwortete der Bürgermeis­ter. Dabei habe der Experte angeboten, die Werte ohne Messung rechnerisc­h zu ermitteln. Karremann: „Da habe ich ihm gesagt, das würde Ihnen keiner glauben.“

Antrag auf Standort-Gutachten

Karremann teilte außerdem mit, dass am Montag ein Antrag im Rathaus eingegange­n sei, die Gemeinde möge ein Gutachten zur Suche nach einem Alternativ-Standort für den Sießener Mast in Auftrag geben. „Ich werden die Entscheidu­ng darüber zur nächsten Gemeindera­tssitzung am 18. März auf die Tagesordun­g nehmen“, sagte der Bürgermeis­ter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany