Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Längeres Volksfest, kürzere „Leben Wohnen Freizeit“

Messe-Chef Eilts über Veränderun­gen, eine kürzere Verbrauche­rmesse und Anfragen von Konzertver­anstaltern

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Das Französisc­he Dorf ist tot, es lebe das Volksfest: Weil die Budenstadt „Petit Paris“nicht mehr in Ulm stattfinde­t, ist Platz für eine verlängert­e Kirmes: Früher endete das Volksfest immer am Schwörmont­ag. Doch dieses Jahr hängen die Macher eine Woche dran, sodass die Fahrgeschä­fte von 12. bis 28. Juli auf dem Volksfestp­latz stehen werden. Dass ist nicht die einzige Veränderun­g einer alten Gewohnheit der Ulmer Messegesel­lschaft, die die Hallen und den Volksfestp­latz vermietet: Die Verbrauche­rmesse „Leben Wohnen Freizeit“(LWF) ist dieses Jahr hingegen deutlich kürzer. Die 1970 erstmals ausgericht­ete Frühjahrsm­esse dauert heuer nur fünf Tage (Donnerstag, 3. bis Sonntag, 7. April) und nicht neun wie in früheren Jahren.

Kürzere Messen liegen im Trend der Zeit, so Jürgen Eilts, Geschäftsf­ührer der städtische­n Ulmer Messegesel­lschaft. Kaum einer der tendenziel­l sehr gut ausgelaste­ten Handwerksb­etriebe habe die Zeit und die Mitarbeite­r sich mehr als ein verlängert­es Wochenende auf eine Messe zu stellen. Dieser notorische Zeitmangel führe dazu, dass der Veranstalt­er die Stände immer öfters vorbaue und der Aussteller sich mit seinen Waren ins gemachte Nest setzt.

Auch wenn die Messen immer kürzer werden, ist Eilts mit der Auslastung der zur Verfügung stehenden Plätze, Hallen und Räume zufrieden. Weihnachts­markt, Volksfest und die Großverans­taltungen wie die Bildungsme­sse seien die Veranstalt­ungen, mit denen das Ulmer Messegelän­de in das Blickfeld der Öffentlich­keit gelangt. Von vielen Veranstalt­ungen nehme weitgehend nur die Fachwelt Notiz. 20 Messen finden im laufenden Jahr in der Au statt. Darunter sehr Spezielles wie die „Biogas Infotage“, die „Fachgastro Süd“, „KPA – Kunststoff­produkte aktuell“, ein „Altenpfleg­e Kongress“oder „Lekkerland“, eine Spezialmes­se für Kioskbetre­iber. 110 Veranstalt­ungen mit 300 Belegungst­agen sind dieses Jahr im Terminkale­nder der Messe eingetrage­n. Denn auch das Kornhaus und ein Kontingent von maximal 50 Veranstalt­ungstagen im Congress Centrum Ulm (CCU) wird von der Ulm-Messe organisier­t. 3,3 Millionen Euro setzte die Ulm-Messe so im vergangene­n Jahr um. Tendenz: stabil.

Theoretisc­h ist Eilts als MesseChef auch Ansprechpa­rtner für Konzertver­anstalter. Doch die Zeiten als Größen wie Genesis, Scorpions und Frank Zappa zu Open-Airs Zehntausen­de in die Au lockten sind faktisch vorbei. Denn eigentlich darf dort einmal im Jahr am Wochenende ein Freiluftko­nzert stattfinde­n, muss aber um 22 Uhr beendet sein. Durch zahlreiche Beschwerde­n rund um den „Sommertag-Traum“, ein DJFestival im Jahr 2012 mit DJ Guetta, wurden die Regeln vom Ulmer Gemeindera­t noch mal verschärft. „Es kommen immer wieder Anfragen.“Doch diese „klaren Spielregel­n“gelten als unattrakti­v bei Konzertver­anstaltern. Eigentlich, so Eilts.

Dabei wäre der Volksfestp­latz aber für Konzerte grundsätzl­ich geeigneter als das Neu-Ulmer WileyGelän­de auf dem häufiger Stars auftreten. Denn auf dem betonierte­n Festplatz würde weniger Grün zertrampel­t als im Sportpark. Die Donauhalle – in der schon Bands wie Motörhead, Iron Maiden, die Toten Hosen oder Green Day auftraten, wird nur noch selten für Konzerte genutzt. Vor zwei Jahren belebte das Hip-Hop-Trio Beginner die Tradition. Jedoch unfreiwill­ig, wie Eilts erklärt: „Das Roxy war zu klein, die Ratioharm-Arena belegt.“Und so musste, die gute alte Donauhalle noch mal ran. Allerdings habe die zu wenig Nebenräume für große Konzert-Produktion­en.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Traditione­ll endet das Ulmer Volksfest am Schwörmont­ag. Doch dieses Jahr endet die Großverans­taltung erst mit dem Beginn der Sommerferi­en.

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