Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wahre Größe liegt in der Mitte
Ein Signal sollte es sein – für die Fähigkeit der Europäer, strategisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen, moderne Jobs zu schaffen und technologisch nicht nur hinterherzulaufen. Und die USVorherrschaft bei den ganz großen Jets knacken zu können. Ein Signal ist das größte Passagierflugzeug der Welt auch geworden – dafür, wie ein ambitioniertes Prestigeprojekt einen Konzern ramponieren und Arbeitsplätze gefährden kann. Dabei geht es Airbus gut: die Auftragsbücher sind prall gefüllt, die Produktion voll ausgelastet. Das Geld wird ja im „Brotund-Butter-Geschäft“mit Mittelstreckenflugzeugen verdient.
Der Super-Airbus ist dabei an mehreren Problemen gescheitert: Der Konzern, vor 50 Jahren als politisch motivierte deutsch-französische Flugzeugallianz an den Start gegangen, wollte unbedingt die Konkurrenzlosigkeit des Jumbo-Jets von Boeing bei großen Flugzeugen beenden. Und dabei noch deutlich größer sein. Ein Symbol also. Für das man dann auch noch einen völlig überhöhten Bedarf herbeiprognostizierte – während der Erzrivale Boeing den Markt ganz anders einschätzte. Denn anders als von Airbus erwartet, haben viele Passagiere gar keine Lust darauf, erst zu einem Drehkreuz zu fliegen, um dann in einen Super-Airbus zu steigen, der dann das endgültige Ziel ansteuert. Sondern sie fliegen lieber direkt – in einem kleinen Flugzeug, ohne Umsteigen.
Negativ ins Kontor schlug zudem, dass der A380 somit ökonomisch und ökologisch ins Hintertreffen gerät, weil sich mit den kleineren, zweistrahligen Flugzeugen der Kerosinverbrauch pro Passagier spürbar reduzieren lässt. Schließlich häuften sich noch die Probleme in der Produktion. Schon die Verzögerungen in der Startphase hatten gezeigt: Sogar einem Spezialisten wie Airbus fällt es schwer, ein derart gewaltiges Projekt in den Griff zu bekommen. Mit derart ambitionierten Flugzeugen stößt man an die Grenze des Machbaren in der Fertigung.
Wahre Größe findet sich auch im Flugzeugbau eher in der Mitte. Das kann eine heilsame Lektion sein. Nicht nur für Airbus.