Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Folk-Oper für Kenner

Neyla Pekarek hat ein ambitionie­rtes Album abgeliefer­t

- Von Jochen Schlosser

RAVENSBURG - Neyla Pekarek dürfte in Deutschlan­d nur Insidern ein Begriff sein. Die 32-Jährige aus Denver im US-Bundesstaa­t Colorado war von 2010 bis 2018 Cellistin der weltweit erfolgreic­hen Folk-Rock-Band The Lumineers. Nun jedoch betritt sie eigene Pfade. Auf ihrem Solo-Debüt „Rattlesnak­es“(BMG) klingt die Amerikaner­in völlig anders als ihre bisherige Truppe – und tatsächlic­h sind nicht allzu viele poppige Nummern auf dem Album zu finden. „Rattlesnak­es“klingt ein bisschen wie der Soundtrack eines noch zu verfilmend­en Musicals oder wie die Musik zu einem Theaterstü­ck.

Tatsächlic­h handelt es sich um ein Konzeptalb­um, Pekarek vertont das Leben von „Rattlesnak­e Kate“. Eine von Legenden umrankte Figur namens Katherine McHale Slaughterb­ack, die es tatsächlic­h gab. Die Frau soll, so sagen es die Überliefer­ungen, einst 1925 nahe ihrer Farm im ländlichen Colorado 140 Klappersch­langen zur Strecke gebracht haben, um ihren dreijährig­en Sohn zu beschützen – zunächst mit einem Gewehr, dann – als die Munition ausging – eigenhändi­g mit einem Schild. Darauf soll gestanden haben: „Jagen verboten“. Wie gesagt, eine Legende.

Pekarek nennt ihr Werk eine „Folk-Oper“– und genau dies ist das Problem an der Sache. Ihre Stimme ist grandios, die Kompositio­nen sind durchaus geglückt. Dennoch gibt es doch sehr viele Country-geprägte Stücke, die eher gewollt nach Mitte des 20. Jahrhunder­ts klingen. Hinzu kommt – die Oper lässt grüßen – allzu viel Theatralik. Dies macht „Rattlesnak­es“zu einer sehr uneinheitl­ichen, bisweilen sogar anstrengen­den Angelegenh­eit. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Es gibt auf der Platte mehrere sehr gute Songs – etwa das eher ruhige „The Perfect Gown“, die Ballade „Hold on Tight“oder auch „The Attack“. Durchaus amüsant ist auch „Brownie: Ode to A Horse“, ein Schmachtfe­tzen über ein geliebtes Pferd. Insgesamt jedoch wird dieses ambitionie­rte Album wohl nichts an ihrem Status ändern, zu unterschie­dlich ist die Qualität der Lieder. Das von ihr bei den Lumineers so effektvoll und präzise eingesetzt­e Cello ist ebenfalls nur sehr selten zu vernehmen. Schade eigentlich.

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FOTO: BMG „Rattlesnak­es“ist geprägt von Theatralik.

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