Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Verstörend­e Details auf den zweiten Blick

Wolfgang Neumann stellt ab 24. Februar in der Städtische­n Galerie seine Bilder aus

- Von Nina Lockenvitz

EHINGEN - Rund 50 Werke von Wolfgang Neumann sind ab Sonntag, 24. Februar, in der Städtische­n Galerie zu sehen. Die Ausstellun­g steht unter dem Titel „MUDD“. Zeigen wird der Künstler in fünf Räumen Werke, auf denen der Betrachter immer Neues entdecken kann – lustige, aber auch verstörend­e Details, die viele Interpreta­tionen zulassen und Fragen aufkommen lassen.

„Schlüsselr­eize“nennt Wolfgang Neumann den Teil seiner Gemälde, die Betrachter­n mutmaßlich als erstes ins Auge springen. Mal sind es Menschen, die sofort mit Angelina Jolie und Brad Pitt assoziiert werden, mal sind es fleischfre­ssende Pflanzen, die auf Cabanossi spechten in Werken, die Neumann als „Stillleben“bezeichnet. „Man glaubt, etwas zu erkennen, aber dann kommt der Bruch“, erklärt Neumann sein Schaffen. Oft verändert sich der erste Eindruck ins Gegenteil, wenn dem Betrachter dann auffällt, dass Brangelina in Zwangsjack­en stecken und im Hintergrun­d ein Haifisch auf einem Hometraine­r sitzt. „Es gibt in meinen Bildern verschiede­ne Erzählsträ­nge“, ergänzt Neumann, der Konzepte nicht im Vorhinein skizziert, sondern die Bilder beim Malen entstehen lässt. So kreiert er meist auch die Titel erst nach Fertigstel­lung seiner Werke und diese Titel seien dann, wie er sagt, eine Surpressio­n, eine Wortneusch­öpfung, die einen möglichen Zugang zu den Werken liefert. „Bubligumm“ist beispielsw­eise der Titel des Großformat­es, auf dem die beiden Stars zu sehen sind. Das Bild sei schon ein paar Jahre alt, damals waren die Schauspiel­er noch ein Paar und der Titel setzte sich aus den Wörtern Bubble-Gum und Publikum zusammen. Er erklärt das Bild als eine absurde Partywelt in Grautönen.

Verdauen, was er täglich erfährt

Komprimier­t sei ein Adjektiv, das außerdem zu seinen Werken passe, so Neumann. „So wie die Welt eben heute ist.“Viel Politische­s hat er einfließen lassen, häufig ist in Ansätzen der amtierende US-Präsident Donald Trump zu erkennen, mal im Porträt, mal sein Kopf entartet als Blumenvase, quasi aufgespalt­en von dem, was oben herauszuwa­chsen scheint. „Coolgate“, hat Neumann eines seiner Bilder getauft, auf dem er Eindrücke einer Talkshow verarbeite­t hat. Wie abgehackte Würste schmiert die Zahncreme durch das Bild und soll dabei nicht nur für das blendend weiße Lächeln der Talk-Gäste stehen, sondern auch als Störer im Redefluss der sich verkünstel­nden Redner.

„Medien, Mensch sein und Vergehen sind Aspekte, die die Kunst schon immer beschäftig­t haben“, sagt Neumann. „Nun versuche ich, ein zeitgemäße­s Bild zu finden.“Er nennt es optischen Verdauungs­vorgang, wenn er verarbeite­t, was täglich über die Medien an Informatio­nen und Eindrücken auf ihn einprassel­t. Verdeutlic­ht wird dieses Berieseln lassen auch durch das Bild „Earseater“, das auch auf den Plakaten zur Ausstellun­g zu sehen ist. „Der Mann ist festgenage­lt im Konsumsess­el“, erklärt Neumann die Intention des Bildes. „Vielleicht auch deswegen versuche ich, dem durch ausgedacht­e Naturbilde­r zu entkommen“, ergänzt der Waiblinger.

 ?? SZ-FOTO: MENI ?? Wolfgang Neumann stellt ab 24. Februar in Ehingen aus.
SZ-FOTO: MENI Wolfgang Neumann stellt ab 24. Februar in Ehingen aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany