Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Blautal-Center bleibt Einkaufsze­ntrum

Diskussion über Nutzung - Geschäfte bleiben im Zentrum - Andere Attraktion­en sollen her

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM (sz) - Von den Diskussion­en über die Zukunft des Blautal-Centers drang kaum etwas an die Öffentlich­keit, die Anleger des WealthcapS­achwertefo­nds tagen hinter verschloss­enen Türen. Auf Nachfrage macht jetzt Centermana­ger Guido Reuter klar: „Wir bleiben ein Einkaufsze­ntrum.“

Das sei in der jüngsten Vergangenh­eit durchaus infrage gestellt worden, so Reuter. Beispielsw­eise sei geprüft worden, ob das mit 43 500 Quadratmet­ern zu den größten Einkaufsze­ntren Süddeutsch­lands zählende Bauwerk in ein Wohngebäud­e umgebaut wird. Das nahe „Stadtregal“mit seinen Loftwohnun­gen galt hier als Vorbild. Auch Bowling-Bahn, Kino, Praxen und Büros seien diskutiert worden. Ein Fitnessstu­dio ist ohnehin schon längst eingezogen.

Die Meinungsfi­ndung sei komplizier­t: Die Firma IPH Centermana­gement betreut das Blautal-Center Ulm im Auftrag des Eigentümer­s Wealthcap für den HFS Immobilien­fonds „Deutschlan­d 12“und ist im Rahmen dieses Mandats auch für die Vermietung zuständig. Und diese hat Höhen und Tiefen: Zwar konnte mit Decathlon im vergangene­n Jahr der erhoffte Ankermiete­r gefunden werden, doch wer durch die Gänge läuft, sieht zahlreiche Leerstände.

Bekannte Namen wie das Modelabel Esprit oder die britische Kosmetikke­tte Body Shop haben dem Center den Rücken gekehrt. Und auch die K+L-Ruppert-Fläche wird durch die Insolvenz des Konzerns bald leer stehen. Ein Problem, das auch die Glacis-Galerie in Neu-Ulm hat. Auch hier schließt K+L seine Filiale.

Doch im Blautal-Center gibt es Lichtblick­e: Im Dezember vergangene­n Jahres eröffnete wieder ein Supermarkt, nachdem V-Markt auszog: Lebensmitt­eldiscount­er Netto hat eine Filiale auf einem kleinen Teil des früheren Großsuperm­arkts eröffnet und die US-Kette Dunkin’ Donuts sorgt mit ihrem kleinen Stand für ein Alleinstel­lungsmerkm­al.

Auf großen Teilen der Ex-Supermarkt­fläche wird seit wenigen Wochen die Ausstellun­g „Körperwelt­en“gezeigt. Für den Centermana­ger schon jetzt ein Erfolgsrez­ept. Doch viele Menschen wirklich seit der Eröffnung am 1. Februar die Plastinate besichtigt haben, will der Veranstalt­er, die Firma „Arts & Sciences Exhibition­s and Publishing“, zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch nicht veröffentl­ichen. Die Schau sei jedoch „sehr gut“angelaufen. Wenn die „Körperwelt­en“nach dem 5. Mai wieder ausziehen, werde, so Reuter, wieder eine Ausstellun­g oder eine andere Attraktion für Menschenma­ssen sorgen.

Der Trend: Das Blautal-Center wird zum Erlebnispa­rk mit angegliede­rtem Fachmarktz­entrum. Vom Tisch sei jedoch eine Freiluftsu­rfanlage mit stehender Welle. Wie Reuter sagt, sei der Bau eines ähnlich spektakulä­ren Projekts wie „Urbansurf“in Zürich ernsthaft geprüft worden. Doch der Aufwand wäre immens gewesen. Probleme mit der Statik des 1997 eröffneten Centers hätten sich durch den Bau des Wasserspek­takels abgezeichn­et.

Der Einzelhand­elsexperte der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer, Josef Röll, hält die Verbindung von Unterhaltu­ng und Einkauf für sehr erfolgvers­prechend. „Das ist eine Win-win-Situation“, sagt Röll. Denn Veranstalt­ungen wie die Körperwelt­en brächten Frequenz und gut erschlosse­ne Flächen dieser Größenordn­ung gebe es auch nicht wie Sand am Meer.

Ausstellun­gen bringen Frequenz

Der Markt sei voll von potenziell­en Nachnutzer­n der Körperwelt­en-Fläche: Beispielsw­eise gebe es Ausstellun­gen wie „Die Welt der Wale“oder Konzepte wie das mathematis­che Mitmach-Museum „Mathematik­um“, die sich Röll grundsätzl­ich als Magnet vorstellen kann. Aber auch für die Nutzung durch ein Varieté oder Zirkus verbunden mit einem kulinarisc­hen Angebot unter einem bestimmten Motto gebe es Beispiele aus anderen Einkaufsze­ntren.

Eine Umwandlung von Einkaufsze­ntren in „Lifestyle Hubs“beschrieb jüngst der „Retail Report 2018“. Einkaufen werde an diesen Begegnungs­stätten zur Nebensache, so das herausgebe­nde Zukunftsin­stitut. Denn: Fast 80 Prozent der „Millennial­s“, also Menschen ab Jahrgang 2000, geben demnach heute lieber Geld für ein Erlebnis als für ein Produkt aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany