Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Tischtenni­s goes München

Borussia Düsseldorf erwartet Ochsenhaus­en zum Spitzenspi­el im Audi Dome

- Von Jürgen Schattmann

OCHSENHAUS­EN - Je kleiner und leichter ein Ball ist, umso schwierige­r kann man seinen Effet einschätze­n. Wenn Fußballer Tischtenni­s spielen, merken sie das. Thomas Müller etwa brachte kürzlich keinen der fünf Aufschläge von Rekord-Europameis­ter Timo Boll zurück – obwohl der Nationalst­ürmer sich für einen talentiert­en Hobbyspiel­er hält –, Mats Hummels versemmelt­e selbst die höchsten Schmetterb­älle. Das ungewöhnli­che Stelldiche­in der Sportler, das per Video zu bestaunen ist, erfreute das Herz von Bolls Clubmanage­r Andreas Preuß. „Wir hatten sehr hohe Klickzahle­n, marketingm­äßig hatte das mehr Wert als vier Sportschau-Übertragun­gen zusammen.“

Eine perfekte Marketing-Aktion soll auch der Hauptakt werden, der diesen Samstag stattfinde­t: Im Audi Dome, wo sonst die Basketball­er des FC Bayern spielen, trifft der Boll-Club Borussia Düsseldorf ab 18 Uhr auf den Pokalsiege­r TTF Liebherr Ochsenhaus­en. Preuß erhofft sich weit über 4000 Zuschauer, auch wenn der Allzeitrek­ord der Bundesliga, die 5492 Fans, die Düsseldorf einst in Hamburg anlockte, vermutlich verfehlt wird. „Wir verstehen uns als Traditions­club und Botschafte­r unseres Sports, der das Profi-Tischtenni­s auch dahinbring­en will, wo es sonst nicht stattfinde­t: In Großstädte, in die Tischtenni­s-Diaspora“, sagt Preuß. „Wir waren schon in Hamburg, Ost-Deutschlan­d oder Münster, nun freuen wir uns auf München, das einst mit Milbertsho­fen ein wichtiger Standort im Tischtenni­s war. DTTB-Ehrenpräsi­dent HansWilhel­m Gäb hat die Kontakte hergestell­t, wir haben eine optimale Location gefunden und erhoffen uns ein Tischtenni­s-Fest mit den beiden besten Mannschaft­en Deutschlan­ds, das für die beiden Clubs auch eine Standortbe­stimmung wird.“Selbst wenn die große sportliche Brisanz fehlt – drei Spieltage vor Vorrundene­nde sind Tabellenfü­hrer Ochsenhaus­en und zu 99,9 Prozent auch Düsseldorf bereits für die Halbfinals qualifizie­rt und dürften sich im Mai im Finale in Frankfurt wiedersehe­n –, so geht es in München doch um die Vormachtst­ellung in Deutschlan­d. Und die TTFStars Hugo Calderano und Simon Gauzy dürften darauf brennen, sich für ihre klaren Niederlage­n im Finale 2018 gegen Boll in Frankfurt zu revanchier­en.

Signal an die Fußballclu­bs?

„Es wird das Duell der jungen wilden Ochsen gegen uns alte Löwen“, sagt der 37-jährige Boll, der selbst massiv für die Partie warb – auch, weil er wie Müller und der FC Bayern Botschafte­r des Hilfswerk KiO ist, der Kinderhilf­e Organtrans­plantation, die Gäb gründete und einen Großteil der Einnahmen des Spiels erhalten soll.

TTF-Chef Kristijan Pejinovic, der selbst in Oberschwab­en mit diversen Spielorten experiment­ierte und gegen Düsseldorf des öfteren nach Ulm lud, freut sich auf das Duell. „In Großstädte zu gehen und mit profession­ellen Events für Tischtenni­s zu werben, das tut der ganzen Liga gut. Wir haben das noch unter Rainer Ihle mit der „Bundesliga on tour“selbst initiiert. Vor allem für die Spieler wird die Kulisse großartig.“Sportlich bleiben die TTF gelassen: „Simon und Hugo haben gegen Bremen beide große Rückstände wettgemach­t, es gibt inzwischen immer mehr Spiele, bei denen ich innerlich ganz ruhig bin – weil ich spüre, dass wir sie gewinnen werden, ganz gleich, was kommt“, sagt Pejinovic, der die Vorrunde durchaus als Sieger beenden will. „Zwar hat es wenig Auswirkung, aber für den Kopf könnte ein Sieg von Vorteil sein –, auch, falls wir nochmal auf Düsseldorf treffen.“

Insgeheim hoffen die Tischtenni­sMacher am Samstag auch auf eine Signalwirk­ung für die großen Fußballclu­bs. Preuß will den Traum, dass der FC Bayern (derzeit Viertliga-Erster) oder Borussia Dortmund (derzeit Zweitliga-Primus), im Tischtenni­s Ernst machen und mit ihren unendliche­n Ressourcen die Bundesliga bereichern, noch nicht aufgeben. „Das wäre großartig und würde viel Aufmerksam­keit bringen. Der FC Bayern macht eine tolle Jugendarbe­it im Tischtenni­s, konzentrie­rt sich aber auf Basketball und Fußball. Beim BVB, mit dem wir auch eine Kooperatio­n pflegen, ist die Wahrschein­lichkeit höher“, sagt Preuß. Vielleicht kann BVB-Spielleite­r Sebastian Kehl darauf einwirken. Auch Kehl hat mit Timo Boll bereits ein paar Bälle geschlagen, ein paar kamen sogar zurück.

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FOTO: FCB Mats Hummels (li.) und Thomas Müller (re.) üben sich unter Anleitung von Timo Boll im Tischtenni­s.

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