Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der 4,3-Millionen-Euro-Nachlass gehört dem Kloster Neresheim

Der Bundesgeri­chtshof entscheide­t in letzter Instanz – 2013 war das Geld auf Konten entdeckt worden, nur bei einem Drittel steht die Herkunft fest

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Rätsel über die Herkunft des Geldes bleiben zwar. Aber die 4,3 Millionen Euro, die 2013 im Nachlass des Neresheime­r Altabts Norbert Stoffels gefunden worden waren, gehören zweifelsfr­ei der Mönchsgeme­inschaft auf dem Ulrichsber­g. Der Bundesgeri­chtshof hat in letzter Instanz die Forderunge­n eines Anwalts zurückgewi­esen.

Das Vermögen wird nun einen Teil der Kosten der Sanierunge­n decken, die in den nächsten Jahren auf dem Ulrichsber­g anstehen. Dies hat der Obere des Klosters, Konventual­prior Pater Albert Knebel, bestätigt. Aber auch diese Millionens­umme reiche nicht aus. Denn allein für die Sanierung des unter Denkmalsch­utz stehenden Ökonomiege­bäudes wird mit Kosten von elf Millionen Euro kalkuliert, und dabei ist der Brandschut­z noch gar nicht berücksich­tigt. Auch an der Klosterkir­che, die momentan geschlosse­n ist, sind weitere Schäden aufgetrete­n.

Als damaliger Prior war Pater Albert Mitte 2013 in der Hinterlass­enschaft von Alt-Abt Norbert Stoffels auf ein Vermögen von mehr als vier Millionen Euro gestoßen. Diese Summe tauchte jedoch weder in der Buchführun­g des Klosters auf, noch wusste Pater Albert, wie er schreibt, oder einer seiner Mitbrüder etwas davon. Pater Albert: „Unser vordringli­ches Interesse galt daher der Aufklärung der Herkunft dieses Vermögens.“Auf Teile davon machten ein Krefelder Anwalt, Verwalter und Treuhänder einer unselbstst­ändigen Stiftung mit dem Namen „Weinberg“, deren Erträge dem Kloster zugutekomm­en sollten, und zwei Frauen Ansprüche geltend. Sie konnten ihre Ansprüche weder vor dem Landgerich­t Ellwangen noch dem Oberlandes­gericht in Stuttgart durchsetze­n. Dieses hatte eine Revision nicht zugelassen, weswegen der Anwalt Beschwerde­n beim Bundesgeri­chtshof einlegte – erfolglos. Der klagende Anwalt habe weder eindeutige noch gerichtsfe­ste Dokumente vorlegen können. Pater Albert: „Damit ist endgültig geklärt, dass das Vermögen dem Kloster zufällt.“

Bei einem Drittel dieser Summe herrsche nun auch Klarheit über seine Herkunft. Es handele sich im Wesentlich­en um Spenden, mit denen regelmäßig kleinere Ausgaben des Klosters gedeckt worden seien. Dies sei mithilfe eines Wirtschaft­sprüfers herausgefu­nden worden. Trotz intensiver Recherchen sei es aber nicht gelungen, die Herkunft der übrigen Mittel aufzukläre­n.

Beuron entscheide­t mit

Immerhin herrscht jetzt Rechtssich­erheit, Grundvorau­ssetzung für die Verwendung der Mittel. Über das Vermögen wurde bislang noch nicht verfügt. Dazu sei er alleine bis auf einen geringen Betrag auch nicht befugt, sagt Pater Albert. Die gesamte Mönchsgeme­inschaft auf dem Ulrichsber­g habe ebenso mitzureden wie der Abtpräses der Beuroner Kongregati­on, dem Zusammensc­hluss von deutschen beziehungs­weise deutschspr­achigen Benediktin­erund Benediktin­erinnen-Klöstern. Doch das Geld gehört ausschließ­lich der Neresheime­r Gemeinscha­ft, sagt der Konventual­prior, wie Pater Alberts Titel seit der Wahl vor knapp einem Jahr lautet.

Die Erneuerung der Elektrik und der Einbau neuer Lautsprech­er, weswegen die Klosterkir­che noch bis zum 13. April geschlosse­n bleibt, ist zu einem großen Teil vom Verein zur Erhaltung der Klosterkir­che finanziert worden. Diese war zwar vor rund 40 Jahren grundlegen­d saniert worden, nachdem sie wegen Baufälligk­eit sogar vorübergeh­end hatte geschlosse­n werden müssen. Nun sind aber schon wieder Schäden am Kirchendac­h, am Turm und an einem Flachdach festgestel­lt worden. Pater Albert stellt klar: „Das ist die ganz normale Materialer­müdung.“

Außerdem wird das Konventsge­bäude zurzeit restaurier­t. Dafür ist der Ostflügel teilweise eingerüste­t. Die Stuckateur­e führen diese Arbeiten nur während der Wintermona­te aus, weil sie im Sommerhalb­jahr im Freien arbeiten. Deshalb kann es noch Jahre dauern, bis sie fertig sind.

Doch die Arbeit wird auf dem 1,8 Hektar umfassende­n Gebäudekom­plex in den kommenden Jahren ohnehin nicht ausgehen. Dafür werde auch das 4,3-Millionen-Euro-Vermögen des Alt-Abtes bei Weitem nicht ausreichen, macht der Klosterobe­re deutlich.

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ARCHIVFOTO: STEFAN PUCHNER Die 4,3 Millionen Euro sollen in Renovierun­gsarbeiten am Klosterkom­plex fließen.

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