Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der 4,3-Millionen-Euro-Nachlass gehört dem Kloster Neresheim
Der Bundesgerichtshof entscheidet in letzter Instanz – 2013 war das Geld auf Konten entdeckt worden, nur bei einem Drittel steht die Herkunft fest
NERESHEIM - Rätsel über die Herkunft des Geldes bleiben zwar. Aber die 4,3 Millionen Euro, die 2013 im Nachlass des Neresheimer Altabts Norbert Stoffels gefunden worden waren, gehören zweifelsfrei der Mönchsgemeinschaft auf dem Ulrichsberg. Der Bundesgerichtshof hat in letzter Instanz die Forderungen eines Anwalts zurückgewiesen.
Das Vermögen wird nun einen Teil der Kosten der Sanierungen decken, die in den nächsten Jahren auf dem Ulrichsberg anstehen. Dies hat der Obere des Klosters, Konventualprior Pater Albert Knebel, bestätigt. Aber auch diese Millionensumme reiche nicht aus. Denn allein für die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Ökonomiegebäudes wird mit Kosten von elf Millionen Euro kalkuliert, und dabei ist der Brandschutz noch gar nicht berücksichtigt. Auch an der Klosterkirche, die momentan geschlossen ist, sind weitere Schäden aufgetreten.
Als damaliger Prior war Pater Albert Mitte 2013 in der Hinterlassenschaft von Alt-Abt Norbert Stoffels auf ein Vermögen von mehr als vier Millionen Euro gestoßen. Diese Summe tauchte jedoch weder in der Buchführung des Klosters auf, noch wusste Pater Albert, wie er schreibt, oder einer seiner Mitbrüder etwas davon. Pater Albert: „Unser vordringliches Interesse galt daher der Aufklärung der Herkunft dieses Vermögens.“Auf Teile davon machten ein Krefelder Anwalt, Verwalter und Treuhänder einer unselbstständigen Stiftung mit dem Namen „Weinberg“, deren Erträge dem Kloster zugutekommen sollten, und zwei Frauen Ansprüche geltend. Sie konnten ihre Ansprüche weder vor dem Landgericht Ellwangen noch dem Oberlandesgericht in Stuttgart durchsetzen. Dieses hatte eine Revision nicht zugelassen, weswegen der Anwalt Beschwerden beim Bundesgerichtshof einlegte – erfolglos. Der klagende Anwalt habe weder eindeutige noch gerichtsfeste Dokumente vorlegen können. Pater Albert: „Damit ist endgültig geklärt, dass das Vermögen dem Kloster zufällt.“
Bei einem Drittel dieser Summe herrsche nun auch Klarheit über seine Herkunft. Es handele sich im Wesentlichen um Spenden, mit denen regelmäßig kleinere Ausgaben des Klosters gedeckt worden seien. Dies sei mithilfe eines Wirtschaftsprüfers herausgefunden worden. Trotz intensiver Recherchen sei es aber nicht gelungen, die Herkunft der übrigen Mittel aufzuklären.
Beuron entscheidet mit
Immerhin herrscht jetzt Rechtssicherheit, Grundvoraussetzung für die Verwendung der Mittel. Über das Vermögen wurde bislang noch nicht verfügt. Dazu sei er alleine bis auf einen geringen Betrag auch nicht befugt, sagt Pater Albert. Die gesamte Mönchsgemeinschaft auf dem Ulrichsberg habe ebenso mitzureden wie der Abtpräses der Beuroner Kongregation, dem Zusammenschluss von deutschen beziehungsweise deutschsprachigen Benediktinerund Benediktinerinnen-Klöstern. Doch das Geld gehört ausschließlich der Neresheimer Gemeinschaft, sagt der Konventualprior, wie Pater Alberts Titel seit der Wahl vor knapp einem Jahr lautet.
Die Erneuerung der Elektrik und der Einbau neuer Lautsprecher, weswegen die Klosterkirche noch bis zum 13. April geschlossen bleibt, ist zu einem großen Teil vom Verein zur Erhaltung der Klosterkirche finanziert worden. Diese war zwar vor rund 40 Jahren grundlegend saniert worden, nachdem sie wegen Baufälligkeit sogar vorübergehend hatte geschlossen werden müssen. Nun sind aber schon wieder Schäden am Kirchendach, am Turm und an einem Flachdach festgestellt worden. Pater Albert stellt klar: „Das ist die ganz normale Materialermüdung.“
Außerdem wird das Konventsgebäude zurzeit restauriert. Dafür ist der Ostflügel teilweise eingerüstet. Die Stuckateure führen diese Arbeiten nur während der Wintermonate aus, weil sie im Sommerhalbjahr im Freien arbeiten. Deshalb kann es noch Jahre dauern, bis sie fertig sind.
Doch die Arbeit wird auf dem 1,8 Hektar umfassenden Gebäudekomplex in den kommenden Jahren ohnehin nicht ausgehen. Dafür werde auch das 4,3-Millionen-Euro-Vermögen des Alt-Abtes bei Weitem nicht ausreichen, macht der Klosterobere deutlich.