Schwäbische Zeitung (Laupheim)

650 Millionen Euro für den Südwesten

Mehr Schulen sollen Laptops und WLAN erhalten: Der Digitalpak­t ist beschlosse­n

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Nach langem Ringen hat sich der Vermittlun­gsausschus­s zum Digitalpak­t am Ende ganz schnell geeinigt. Genau 21 Minuten brauchten die Verhandler am Mittwoch zum Durchbruch, der gut vorbereite­t war von einer Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe unter Führung der rheinland-pfälzische­n Finanzmini­sterin Doris Ahnen (SPD) und Unionsfrak­tionsvize Andreas Jung (CDU).

Warum hat es so lang gedauert?

Erstmals angekündig­t wurde der Digitalpak­t von der früheren Bundesbild­ungsminist­erin Johanna Wanka (CDU) im Jahr 2016. Doch in Angriff genommen wurde er erst nach der Wahl 2017. Spät wurden die Länder in die Überlegung­en einbezogen, entspreche­nd abweisend reagierten einige auf die ersten Gesetzentw­ürfe. Baden-Württember­g zum Beispiel hielt eine Grundgeset­zänderung für überflüssi­g, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte, der Bund könne die Mittel auch über eine höhere Zuweisung aus der Umsatzsteu­er zahlen. Der Bund aber fürchtete, nicht bei der Verwendung der Gelder mitreden zu können und führte schlechte Erfahrunge­n aus der Vergangenh­eit an.

Wie viel Geld gibt es?

Der Digitalpak­t soll fünf Milliarden Euro für den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur an Schulen bringen.

Wieviel bekommt Baden-Württember­g?

Die Mittel werden nach dem sogenannte­n Königstein­er Schlüssel verteilt. Nach Baden-Württember­g fließen 650 Millionen Euro.

Was genau wird finanziert?

WLAN-Anschlüsse, digitale Lerngeräte oder entspreche­nde Anzeigeger­äte wie digitale Tafeln. Aber das Geld kann nicht nur in Hardware investiert werden, sondern auch in Personal. Das heißt, der Bund darf zwar nach wie vor keine Lehrer finanziere­n, wohl aber Systemadmi­nistratore­n. Die Mittel dürfen auch verwendet werden, um Lehrer zu qualifizie­ren.

Ab wann wird gezahlt?

Schulen sollen schon in diesem Jahr Fördermitt­el bekommen können.

Was war ein Knackpunkt?

Erst hieß es, dass nur finanzschw­ache Gemeinden unterstütz­t werden können. Das hätte zur Folge gehabt, dass keine Mittel in den Südwesten geflossen wären. Das wurde geändert.

Was fürchten die Länder?

Ursprüngli­ch sollten die Finanzmitt­el der „Förderung von Qualität und Leistungsf­ähigkeit des Bildungswe­sens“dienen. Doch hier waren die Länderchef­s empfindlic­h, denn für Bildung seien die Länder alleine zuständig. Jetzt heißt es, dass die Finanzhilf­en konkret „der Steigerung der Leistungsf­ähigkeit der kommunalen Bildungsin­frastruktu­r“dienen sollen. Mit dieser Formulieru­ng wollte man klarstelle­n, dass die Bildungspo­litik Ländersach­e bleibt. „Der Bund ist nicht der bessere Schulmeist­er und will es auch nicht werden“, sagte Unions-Fraktionsv­ize Andreas Jung.

Was passiert im Wohnungsba­u?

Auch der soziale Wohnungsba­u soll mit zwei Mil- liarden Euro bis 2021 vom Bund gefördert werden. Das geschieht im Rahmen der „Wohnraumof­fensive“, die im Koalitions­vertrag vereinbart war. Da der Bund für sozialen Wohnungsba­u derzeit keine Kompetenz hat, war eine weitere Grundgeset­zänderung nötig.

Was fließt nach der Einigung in den Verkehr?

Eine dritte Grundgeset­zänderung dient der Aufstockun­g der Bundesmitt­el für das Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz. Hier werden regionale Schienenve­rbindungen wie die Elektrifiz­ierung der Bodenseegü­rtelbahn gefördert. Die Mittel sollen 2020 auf 665 Millionen Euro verdoppelt und ein Jahr später auf eine Milliarde Euro angehoben werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Die digitale Ausstattun­g an den Schulen soll besser werden.
FOTO: DPA Die digitale Ausstattun­g an den Schulen soll besser werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany