Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mindestens 70 Tote bei Feuer-Inferno in Dhaka
Chemikalien in Wohngebäude gelagert – Rettungswege verstopft
DHAKA (AFP/dpa) - Bei einer Brandkatastrophe in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka sind mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Das Feuer zerstörte Wohngebäude in der Altstadt, in denen auch Chemieprodukte gelagert wurden, wie Feuerwehrchef Ali Ahmed am Donnerstag mitteilte. Augenzeugen berichteten von einem Inferno: Eine ganze Straße habe in Flammen gestanden. Auch Menschen in RikschaTaxis seien von der Feuerwalze erfasst worden und verbrannt.
„Die Zahl der Toten könnte noch ansteigen. Die Suche dauert an“, sagte der Feuerwehrchef. Nach Angaben von Ärzten im Medical College Hospital wurden in der Klinik mindestens 55 Verletzte behandelt, davon schwebten mindestens zehn in Lebensgefahr.
Der Feuerwehr zufolge brach der Brand am späten Mittwochabend im Geschäftsviertel Chawkbazar aus. Demnach explodierte womöglich zunächst eine Gasflasche und löste einen Brand in einem Wohngebäude aus, in dem leicht entzündliche Chemikalien wie Sprays gelagert wurden. Die Flammen griffen dann auf mindestens vier benachbarte Gebäude über, in denen ebenfalls Chemikalien lagerten.
Unter den Opfern befinden sich nach Angaben der Polizei auch Passanten und Mitglieder einer Hochzeitsgesellschaft. Eine Flucht vor den Flammen wurde durch verstopfte Straßen und verschlossene Hauseingänge erschwert. So war das Haupttor eines fünfstöckigen Gebäudes verriegelt, wie das staatliche Fernsehen berichtete.
Verstopfte Straßen
„Zum Zeitpunkt des Brandes gab es einen Stau“, sagte Feuerwehrchef Ahmed. „Deswegen konnten die Menschen nicht flüchten.“Die Straßen in der Gegend seien sehr eng. Die Feuerwehr hatte selbst Mühe, den Brandort zu erreichen. Mehr als 200 Feuerwehrleute eilten zum Unglücksort. Nach Angaben eines Feuerwehrvertreters war der Brand am Donnerstag unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht. „Es wird dauern. Das ist kein Feuer wie jedes andere.“
Augenzeugen berichteten von schrecklichen Szenen bei der Suche nach Opfern. „Wir haben 24 Leichen in einer Ecke eines Gebäudes gefunden und neun weitere in einer Apotheke mit heruntergelassenen Rollläden“, sagte der Feuerwehrmann Shariful Islam. „Sie dachten, sie würden überleben, wenn sie die Rollläden herunterlassen.“
Eine ähnliche Brandkatastrophe hatte sich bereits 2010 in Dhaka zugetragen. Bei einem Feuer in einem Wohngebäude, in dem ebenfalls Chemikalien gelagert wurden, starben damals mehr als 120 Menschen. Die Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina hatte damals angekündigt, sämtliche der geschätzten 800 Chemikalienlager aus der Altstadt von Dhaka zu verlegen – was allerdings nicht passierte.