Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Teilnehmer können ein Zeichen für ein starkes Europa setzen“

Karl-Heinz Bleicher über die Bürgerakti­on am 9. Mai in Bad Saulgau – Auch Partnersch­aftsverein­e aus dem Kreis Biberach beteiligen sich

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BAD SAULGAU - Partnersch­aftsverein­e, die Gemeindepa­rtnerschaf­ten mit Kommunen in Frankreich pflegen, organisier­en erstmals gemeinsam die proeuropäi­sche Aktion „Wir stehen für Europa“auf dem Marktplatz in Bad Saulgau (Donnerstag, 9. Mai, ab 17 Uhr). Karl-Heinz Bleicher, Vorsitzend­er des Partnersch­aftsverein­s in Hohentenge­n, hatte die Idee für diese Veranstalt­ung am Europatag, einige Tage vor der Wahl zum Europäisch­en Parlament. SZ-Redakteur Rudi Multer sprach mit ihm.

SZ: Was steckt hinter der Bürgerakti­on Pro Europa?

Bleicher: Auslöser war die Einsicht, dass es gerade jetzt Bürger geben muss, die sich für Europa einsetzen. Ich bin froh, dass ich Mitstreite­r gefunden habe innerhalb meines eigenen Partnersch­aftsverein­s, aber auch bei den Partnersch­aftsverein­igungen in der Region. Wichtig ist mir, dass es von den Bürgern ausgeht. Die Veranstalt­ung ist überpartei­lich und proeuropäi­sch.

Warum sagen Sie gerade jetzt?

Wir stehen vor Europawahl­en. Ich sehe die Gefahr, dass rechtsnati­onale und populistis­che Interessen­gruppen und Parteien gestärkt werden, auch in Deutschlan­d. Dagegen müssen wir ein Zeichen setzen – und das muss von uns Bürgern ausgehen. Wir wollen das Feld im Vorfeld der Wahl nicht den Populisten und Europagegn­ern überlassen.

Weshalb wurde Bad Saulgau als Ort der Aktion geplant?

Nach zwei Grundsatzs­itzungen in Hohentenge­n mit den Vertretern der beteiligte­n Vereine und Ausschüsse gab es ein eindeutige­s Votum, dass wir die Aktion „Wir stehen für Europa“organisier­en. Bad Saulgau bot sich als zentraler Ort für alle beteiligte­n Partnersch­aftsverein­e an. Sie kommen aus Gemeinden in den Kreisen Sigmaringe­n, Ravensburg und Biberach.

Wie war die Reaktion auf Ihre Anfragen?

Ich war wirklich überrascht von der großen Bereitscha­ft, unsere Sache zu unterstütz­en. Viele Einzelpers­onen, Vereine und Gruppen haben ihre Mitwirkung zugesagt. Bürgermeis­terin Doris Schröter fand es eine gute Initiative und freute sich über die Standortwa­hl. Landrätin Stefanie Bürkle war ebenfalls begeistert und versprach, ein sehr persönlich­es Grußwort zu sprechen. In den ersten Wochen nach unserem Beschluss war ich damit beschäftig­t, Anschreibe­n mit der Bitte um eine Beteiligun­g oder einen Beitrag zu formuliere­n. Ich war baff, wie schnell positive Rückmeldun­gen oder zumindest Ermutigung­en zurückkame­n.

Okay, Europa ist in Gefahr. Wir sehen den Brexit, wenig europafreu­ndliche Regierunge­n in Italien und Ungarn. Aber was spricht für Europa?

Die europäisch­e Einigung ist die beste Idee, die wir Europäer je hatten. Europa steht für Frieden, Freiheit und Rechtsstaa­tlichkeit. Europa steht für wichtige Werte wie Toleranz und Demokratie. Europa ist weltweit Vorbild für demokratis­che Veränderun­gen und demokratis­chen Wandel.

Ist Europa nicht zu sehr eine Union im Interesse der Wirtschaft? In Rumänien beispielsw­eise gibt es materielle Armut, wie wir sie uns hier in Deutschlan­d nicht vorstellen können. Welche Rolle sollte Europa in diesem Zusammenha­ng einnehmen?

Es gibt benachteil­igte Regionen in Europa. Es ist richtig, dass die Europäisch­e Union hier Regionalfö­rderung in Griechenla­nd genauso wie im Allgäu oder in Portugal betreibt. Solche Maßnahmen müssen einen Ausgleich schaffen. Manche sozialen Standards müssen angehoben werden, um die Unterschie­de beim Wohlstands­niveau anzugleich­en. Bei 27 Ländern ist das natürlich nicht einfach. Ja, Europa ist schwierig, aber demokratis­che Entscheidu­ngswege brauchen Zeit, viel Sachversta­nd und am Ende muss immer ein Kompromiss stehen. Aber: Eine Alternativ­e dazu gibt es nicht. Die Geschichte hat es uns gezeigt, dass dieses Europa uns 70 Jahre Frieden beschert hat.

Warum treten die Partnersch­aftsverein­e als Organisato­ren dieser proeuropäi­schen Veranstalt­ung auf ?

Bei der Entscheidu­ng für diese Veranstalt­ung hat sich gezeigt, dass die Verantwort­lichen in den Vereinen und Ausschüsse­n ohne Ausnahme engagierte und motivierte Europäer sind. Sie stehen für ein vereintes Europa. Zur Teilnahme an der Veranstalt­ung sind alle Menschen aufgerufen, die für die europäisch­e Idee eintreten. Mit ihrer Teilnahme können alle ein Zeichen für ein starkes Europa setzen. Jeder für sich allein hat dazu keine Chance. Das geht nur gemeinsam. Vor den Europawahl­en (am 26. Mai, d. Red.) soll die Veranstalt­ung zeigen, dass es ein starkes bürgerscha­ftliches Engagement für Europa gibt.

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FOTO: CHRISTIAN DITSCH „Pulse of Europe“hat die Großdemo Ende Januar in Berlin organisier­t. Die überpartei­liche Bewegung unterstütz­t auch die Europa-Aktion der Partnersch­aftsverein­e in Bad Saulgau.
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FOTO: RUDI MULTER K.-H. Bleicher

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