Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lins will Landwirten den Rücken stärken

Europapoli­tiker spricht sich in Äpfingen für Erhalt der Finanzhilf­en aus

- Von Simon Ruf

ÄPFINGEN - Die Agrarpolit­ik sorgt weiter für Emotionen, das hat sich auch bei einem Gesprächsa­bend am Mittwochab­end in Äpfingen gezeigt: Im Gasthaus Adler hat sich der EUParlamen­tarier Norbert Lins (CDU) der Diskussion mit Landwirten aus der Region gestellt.

Die EU sei oft besser als ihr Ruf, diese Botschaft hatte Lins mit im Gepäck. Aber zurzeit stehe vieles im Schatten des Brexits, der die EU vor große finanziell­e Herausford­erungen stelle. Daher müssten die Mitgliedst­aaten ihre Beiträge erhöhen. Dies könne wiederum zu Kürzungen in der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik (GAP) führen. Lins sprach sich hingegen dafür aus, sowohl die Flächenprä­mien als auch die Anreize für ökologisch­e Maßnahmen beizubehal­ten. Die GAP beruhe auf zwei Säulen: den Direktzahl­ungen an Landwirte und der Förderung des ländlichen Raums. „Wir wollen eine starke erste und eine starke zweite Säule“, erklärte Lins. Da die kleinstruk­turierte Landwirtsc­haft im Südwesten besonders umweltvert­räglich sei, müsse stärker zu ihren Gunsten verteilt werden.

Leidenscha­ftliche Diskussion

Lins forderte zudem, die Bürokratie für Landwirte zu verringern. Dabei wies er darauf hin, dass diese häufig durch regionale und nationale Regelungen noch verschlimm­ert werde. Insgesamt gebe es für die Agrarpolit­ik ab 2021 noch keine gemeinsame Position des Europäisch­en Parlaments, da der Brexit das Planen schwierig mache.

Nach dem Vortrag von Lins konnten sich die rund 30 Zuschauer in die Diskussion einbringen – und taten das mit Leidenscha­ft: Einige Zuhörer kritisiert­en die Agrarpolit­ik als umweltschä­dlich. Die Herkunft von Produkten lasse sich oft nur schwer nachvollzi­ehen. Die Vorschrift­en zur Kennzeichn­ung von Produkten seien häufig nicht streng genug. Norbert Lins verwies darauf, dass es viele Labels für die Qualität der Produkte gebe. Die Kennzeichn­ung von landwirtsc­haftlichen Produkten werde jedoch durch die komplexen und unterschie­dlichen Produktion­sprozesse erschwert.

Auch Ivo Baur, Landwirt aus Zuben bei Oberessend­orf, kritisiert­e die EU-Agrarpolit­ik. Die Importe von Soja-Eiweiß seien gefährlich. Zudem benachteil­ige die EU die Milchbauer­n. „Die Bauern in der Region werden kaputt gemacht“, klagte er.

Lins wies darauf hin, dass Sojaimport­e aufgrund des Verbots bestimmter Pflanzensc­hutzmittel notwendig seien. Diese Verbote entspränge­n nicht immer einer wissenscha­ftsbasiert­en Herangehen­sweise. Um die Qualität von Importen zu gewährleis­ten, brauche es transatlan­tische Freihandel­sabkommen wie CETA mit Kanada und TTIP mit den USA. Ivo Baur, Landwirt aus Zuben bei Oberessend­orf

Auf der anderen Seite beschwerte­n sich einige Landwirte über bürokratis­che Vorschrift­en und problemati­sche Messmethod­en. Der Vorwurf, die Landwirtsc­haft schade der Umwelt, sei ungerecht. „Niemand hat ein Interesse, der nächsten Generation die Grundlagen zu entziehen“, sagte Franz-Josef Schenk aus Schemmerho­fen. Außerdem wehrten sich viele Landwirte gegen die Behauptung, für das Bienenster­ben verantwort­lich zu sein. Norbert Lins wies darauf hin, dass es so viele Bienenvölk­er gebe wie nie zuvor.

Beendet wurde die angeregte Diskussion mit einem Ausblick auf die bevorstehe­nde Europawahl im Mai dieses Jahres. Norbert Lins appelliert­e dabei an die Zuhörer, bei der Wahl nicht auf Populisten zu hören.

„Die Bauern in der Region werden kaputt gemacht.“

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FOTO: RUF Europaparl­amentarier Norbert Lins (stehend) suchte in Äpfingen die Diskussion mit Landwirten aus der Region.

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