Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lins will Landwirten den Rücken stärken
Europapolitiker spricht sich in Äpfingen für Erhalt der Finanzhilfen aus
ÄPFINGEN - Die Agrarpolitik sorgt weiter für Emotionen, das hat sich auch bei einem Gesprächsabend am Mittwochabend in Äpfingen gezeigt: Im Gasthaus Adler hat sich der EUParlamentarier Norbert Lins (CDU) der Diskussion mit Landwirten aus der Region gestellt.
Die EU sei oft besser als ihr Ruf, diese Botschaft hatte Lins mit im Gepäck. Aber zurzeit stehe vieles im Schatten des Brexits, der die EU vor große finanzielle Herausforderungen stelle. Daher müssten die Mitgliedstaaten ihre Beiträge erhöhen. Dies könne wiederum zu Kürzungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) führen. Lins sprach sich hingegen dafür aus, sowohl die Flächenprämien als auch die Anreize für ökologische Maßnahmen beizubehalten. Die GAP beruhe auf zwei Säulen: den Direktzahlungen an Landwirte und der Förderung des ländlichen Raums. „Wir wollen eine starke erste und eine starke zweite Säule“, erklärte Lins. Da die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Südwesten besonders umweltverträglich sei, müsse stärker zu ihren Gunsten verteilt werden.
Leidenschaftliche Diskussion
Lins forderte zudem, die Bürokratie für Landwirte zu verringern. Dabei wies er darauf hin, dass diese häufig durch regionale und nationale Regelungen noch verschlimmert werde. Insgesamt gebe es für die Agrarpolitik ab 2021 noch keine gemeinsame Position des Europäischen Parlaments, da der Brexit das Planen schwierig mache.
Nach dem Vortrag von Lins konnten sich die rund 30 Zuschauer in die Diskussion einbringen – und taten das mit Leidenschaft: Einige Zuhörer kritisierten die Agrarpolitik als umweltschädlich. Die Herkunft von Produkten lasse sich oft nur schwer nachvollziehen. Die Vorschriften zur Kennzeichnung von Produkten seien häufig nicht streng genug. Norbert Lins verwies darauf, dass es viele Labels für die Qualität der Produkte gebe. Die Kennzeichnung von landwirtschaftlichen Produkten werde jedoch durch die komplexen und unterschiedlichen Produktionsprozesse erschwert.
Auch Ivo Baur, Landwirt aus Zuben bei Oberessendorf, kritisierte die EU-Agrarpolitik. Die Importe von Soja-Eiweiß seien gefährlich. Zudem benachteilige die EU die Milchbauern. „Die Bauern in der Region werden kaputt gemacht“, klagte er.
Lins wies darauf hin, dass Sojaimporte aufgrund des Verbots bestimmter Pflanzenschutzmittel notwendig seien. Diese Verbote entsprängen nicht immer einer wissenschaftsbasierten Herangehensweise. Um die Qualität von Importen zu gewährleisten, brauche es transatlantische Freihandelsabkommen wie CETA mit Kanada und TTIP mit den USA. Ivo Baur, Landwirt aus Zuben bei Oberessendorf
Auf der anderen Seite beschwerten sich einige Landwirte über bürokratische Vorschriften und problematische Messmethoden. Der Vorwurf, die Landwirtschaft schade der Umwelt, sei ungerecht. „Niemand hat ein Interesse, der nächsten Generation die Grundlagen zu entziehen“, sagte Franz-Josef Schenk aus Schemmerhofen. Außerdem wehrten sich viele Landwirte gegen die Behauptung, für das Bienensterben verantwortlich zu sein. Norbert Lins wies darauf hin, dass es so viele Bienenvölker gebe wie nie zuvor.
Beendet wurde die angeregte Diskussion mit einem Ausblick auf die bevorstehende Europawahl im Mai dieses Jahres. Norbert Lins appellierte dabei an die Zuhörer, bei der Wahl nicht auf Populisten zu hören.
„Die Bauern in der Region werden kaputt gemacht.“