Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Carl, die Große
Langläuferin aus Zella-Mehlis wird zum WM-Start Sprint-Fünfte – Halbfinal-Aus für Ringwald
SEEFELD (SID) - Victoria Carl fiel freudestrahlend in die Arme von Bundestrainer Peter Schlickenrieder, ihren grandiosen fünften Platz im Freistilsprint zum Auftakt der Nordischen Ski-WM in Seefeld feierte die 23-Jährige wie einen Weltmeistertitel. Anstelle der viel höher eingeschätzten Sandra Ringwald hat die zuletzt eher glücklose Carl dem deutschen LoipenTeam einen unerwartet starken Auftakt in die Titelkämpfe beschert.
„Mein größter Traum ist in Erfüllung gegangen, ich bin ins Finale gekommen. Ich kann es gar nicht glauben, das ist noch gar nicht richtig greifbar“, sagte die frühere JuniorenWeltmeisterin nach ihrem Coup bei 15 Grad – zuletzt hatte 2003 eine deutsche Sprinterin das Finale erreicht, als Claudia Nystad in Val di Fiemme Silber holte: „Im Finale hat mir dann ein wenig die Erfahrung gefehlt, ich war so nervös – ich zittere jetzt noch.“Schlickenrieder, selbst 2002 Olympiazweiter im Sprint, war nach seinem ersten WM-Rennen als Chefcoach ebenfalls aus dem Häuschen: „Das ist eine Riesensache für Victoria. Wir können mit dem Auftakt absolut zufrieden sein.“
Den ersten Titel in Seefeld gewann die Norwegerin Maiken Caspersen Falla, die damit ihren Erfolg von Lahti 2017 wiederholte. „Es ist alles perfekt gelaufen“, sagte die Olympiasiegerin von Sotschi. Pyeongchang-Olympiasiegerin Stina Nilsson holte Silber, Bronze ging an Marie Eide (Norwegen). Bei den Männern siegte Topfavorit Johannes Hösflot Kläbo. Der Olympiasieger aus Norwegen setzte sich vor Titelverteidiger Federico Pellegrino (Italien) und dem Russen Gleb Retiwych durch. „Federico war ziemlich stark, das ist ein hartes Rennen gewesen“, befand der 22-jährige Kläbo, der zum jüngsten Einzel-Weltmeister der Geschichte wurde.
Der 23-jährigen Carl, die im WMWinter nur schwer in Fahrt gekommen war, fehlten rund drei Sekunden zu Bronze – dennoch war es der größte Erfolg ihrer Karriere. Vor allem im Halbfinale, als sie cool auf Platz zwei stürmte, überraschte die großgewachsene Thüringerin alle – inklusive Sandra Ringwald. „Ich weiß auch nicht, warum ich da von allen überrumpelt wurde“, sagte die Schonacherin, die in diesem Lauf von Rang zwei auf sechs durchgereicht wurde, mit Platz zwölf aber das beste WM-Ergebnis ihrer Karriere erreichte. Peter Schlickenrieder meinte: „Ich hatte auch eher Sandra auf der Rechnung.“
Ringwald hatte kurz vor der WM mit Platz vier in Lahti ihr bestes Karriereergebnis im Weltcup egalisiert und eine Woche später bei der Generalprobe im italienischen Cogne als Zweite erstmals einen Podestplatz erreicht. Dabei hatte aber jeweils ein Teil der Weltelite gefehlt.
Auch hinter Carl und Ringwald verkauften sich die deutschen Läuferinnen teuer, Laura Gimmler und Sofie Krehl erreichten das Viertelfinale, keine DSV-Starterin scheiterte in der Qualifikation. Im Teamsprint am Sonntag sollten nun Ringwald und Carl an den Start gehen. „Darauf hoffe ich doch sehr, ich mag die Teamevents“, sagte Carl.
Nichts zu melden hatten die deutschen Männer. Janosch Brugger als 41. und Sebastian Eisenlauer als 42. verpassten den Einzug ins Viertelfinale, beiden fehlten rund zwei Sekunden zum Sprung unter die Top 30. „Tragisch ist das nicht, aber sauärgerlich“, sagte Brugger, der für den einzigen deutschen Weltcup-Sieg in diesem Winter gesorgt hatte. Eisenlauer, vor zwei Jahren noch im WM-Viertelfinale, meinte: „Die anderen sind eben auch keine Haubentaucher.“