Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Weinzierl glaubt an den Aufschwung
Stuttgart vor dem Kellerduell gegen Hannover 96 mit Auftrieb – Reschke polarisiert weiter und verteidigt sich
BREMEN (SID/falx) - Kampfgeist, Leidenschaft und eine starke Moral – Markus Weinzierl hatte wochenlang auf dieses Zeichen seiner Mannschaft im Abstiegskampf gewartet. Nun folgte die langersehnte kleine Reaktion. „Es ist definitiv der Fall, dass wir die Situation jetzt angenommen haben“, sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem achtbaren 1:1 (1:1) bei Werder Bremen zufrieden. Weinzierl glaubt an eine Trendwende im Abstiegskampf: „Die klare Tendenz geht für mich nach oben.“
Der 44-Jährige erhält nach wochenlangen Diskussionen um seine Person eine Atempause und kann sein Team konzentriert auf das so bedeutsame Kellerduell gegen Hannover 96 am Sonntag einstellen. „Das gilt für beide Seiten: Wer in der Liga bleiben will, der will das Spiel gewinnen“, sagte Weinzierl bei Eurosport.
Zuvor hatte Sportvorstand Thomas Hitzlsperger seinem Coach den Rücken gestärkt, Diskussionen abgewiegelt. „Wir haben doch alle gesehen, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben“, sagte der 36-Jährige: „Ich werte die Partie positiv, die Spieler haben sich gequält.“
Weinzierl war wegen seiner enorm durchwachsenen Bilanz als VfB-Trainer zuletzt stark in die Kritik geraten. In 16 Spielen hat er nun elf Punkte geholt. Das leidenschaftlich erkämpfte Unentschieden in der Hansestadt bestätigte ihn aber darin, dass sein Team zarte Anzeichen für eine Entwicklung zeigt.
In Bremen war der VfB durch ein frühes Tor von Steven Zuber (2.) in Führung gegangen und besaß durch Mario Gomez die Chance zum 2:0. Doch der Ex-Nationalspieler traf nicht und Werder kam durch Davy Klaassen zum Ausgleich (45.). „Es ist natürlich gut, dass wir ein kleines Erfolgserlebnis haben“, sagte Gomez: „Ich für mich bin aber nicht zufrieden, wir hätten auch gewinnen können.“
Der VfB der vergangenen Monate hätte das Duell auch leicht verlieren können. Viel zu selten konnte das hochveranlagte Team seine Qualitäten im Saisonverlauf abgerufen. Auch in Bremen hatten die Gäste in der zweiten Hälfte offensiv nicht mehr allzuviel zu bieten. Aber sie kämpften. Gemeinsam. Aber auch mit starken individuellen Leistungen beispielsweise von Weltmeister Benjamin Pavard und Ozan Kabak in der Innenverteidigung.
Stuttgart entnervte damit die Bremer, die eigentlich einen deutlichen Sprung Richtung Europapokalplätze machen wollten. „Wir wollten den ersten Schritt gehen, um Druck aufzubauen“, sagte Kapitän Max Kruse. Gegen den VfL Wolfsburg stehe nun am kommenden Sonntag „in gewisser Weise ein Endspiel um die internationalen Plätze“an.
In dieser Tabellenregion wäre sie beim VfB auch nur allzu gern. Doch sind die Stuttgarter nach ihren Chaos-Wochen froh über jedes positive Erlebnis. Noch mehr Unruhe können sie am Wasen nicht gebrauchen. Dass gerade jetzt ein Ex-Trainer gegen den vor einigen Tagen entlassenen Manager Michael Reschke keilt, dürfte da nicht gelegen kommen. „Es gibt wenige Menschen, mit denen ich nicht mehr zusammenarbeiten würde. Michael Reschke gehört definitiv dazu“, sagte Bruno Labbadia über den Vorgänger von Hitzlsperger. Beide arbeiteten 2008 und 2009 bei Bayer Leverkusen. Labbadia als Cheftrainer, Reschke als Kaderplaner. Er, Labbadia, habe Reschke ehrlich gesagt, was er über ihn denke. Dieser hingegen habe das nicht getan. „Er hat Politik betrieben. Ich mag aber Leute, die mir offen sagen 'So ist es'. Er hat das aber anders gehandhabt. Das war kein gutes Zusammenarbeiten. Ich brauche keine Energiefresser mehr um mich herum“, sagte der jetzige Wolfsburg-Trainer der „Bild“.
Ex-Sport-Vorstand Reschke bleibt derzeit nur die Verteidigung seiner Leistung. Dass er verstärkt in die Arbeit von Weinzierl eingegriffen hätte, sei ebenso unwahr wie die Bevorzugung einzelner Spieler. „Der Eindruck eines massiven Eingriffs ist völlig falsch. Für einen Sportvorstand ist es aber zwingend, sich mit dem Trainer auszutauschen, wenn erforderlich auch jeden Tag. Zudem wurde dies von Markus Weinzierl ausdrücklich gewünscht, da er in Augsburg damit sehr gute Erfahrungen gemacht hatte“, sagte Reschke der „Sportbild“. Zum Vorwurf, er habe einen Tag vor seiner Entlassung für einen Rausschmiss von Weinzierl plädiert, sagte Reschke nur: „Über Interna bei Sitzungen gebe ich grundsätzlich keine Auskunft.“
„Es gibt wenige Menschen, mit denen ich nicht mehr zusammenarbeiten würde. Michael Reschke gehört definitiv dazu.“Bruno Labbadia