Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hydraulik hilft dem „Holzwurm“

Sanierungs­arbeiten an der Gaststätte in Burgrieden werden voraussich­tlich im Mai abgeschlos­sen

- Von Christoph Dierking

Sanierungs­arbeiten an der Gaststätte sollen im Mai fertig sein.

BURGRIEDEN - Über Jahrzehnte hat die Gaststätte „Holzwurm“auf Holzpfähle­n gestanden. Diese sind wegen Schwankung­en des Grundwasse­rspiegels verfault und erfüllen ihre Aufgabe nicht mehr. Die Folge: Setzrisse, die sich quer über die Fassade erstrecken. Um ein Absacken des Gebäudes – und womöglich sogar einen Teileinstu­rz – zu verhindern, hat der Gemeindera­t im vergangene­n Dezember die Sanierung beschlosse­n. Die Bauarbeite­n werden voraussich­tlich im Mai abgeschlos­sen sein.

Für Paul Landthaler, den verantwort­lichen Ingenieur, gehört die Sanierung des „Holzwurms“nicht zum alltäglich­en Geschäft. Als Tragwerksp­laner sorgt er dafür, dass Gebäude und Brücken einen sicheren Stand haben. Normalerwe­ise kümmert er sich um Neubauten. „Ein Verfahren aus dem Lehrbuch, mit dem wir das Gebäude sichern können, gibt es nicht“, erzählt Landthaler. Deshalb sei die Firma ERKA Pfahl, eine Spezialfir­ma aus Baesweiler – das liegt in der Nähe von Aachen – mit der Sanierung beauftragt worden. Die Kosten: knapp 297 000 Euro. „Wir liegen im Budget“, versichert der Ingenieur aus Rot. Letztendli­ch sei die Sanierung günstiger als das Gebäude abzureißen und neu zu bauen. „Hinzu kommt, dass der Holzwurm zur Gemeinde gehört. Man kann ihn nicht einfach abreißen.“

Die Firma ERKA Pfahl kennt sich in Sachen Gebäudesta­bilisierun­g aus. „Wir haben unter anderem schon einer Kirche bei Trier sicheren Boden unter dem Fundament verschafft“, erzählt Franz-Josef Kühn, der verantwort­liche Polier auf der Baustelle. Außerdem habe es vor einigen Jahren eine Anfrage aus Italien gegeben. „Wir sollten den schiefen Turm von Pisa begradigen.“Aber letztlich hätten sich die Bewohner von Pisa dagegen ausgesproc­hen – der schiefe Turm gehöre nun einmal zum Stadtbild. Gesichert ist er heute mit Stahlseile­n.

Großteil der Pfähle im Boden

Seit Anfang Februar stehen Segmente von Pfählen auf dem Hof, die auf den ersten Blick ein wenig an Milchkanne­n erinnern. Nur, dass sie deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringen. „Ein Segment wiegt über 90 Kilogramm“, erklärt Kühn. „Sie lassen sich zusammenst­ecken und werden nach und nach in den Boden gepresst, unterhalb des Mauerwerks.“Paul Landthaler hat genau berechnet, an welchen Stellen das Gebäude gestützt werden muss. Bisher sind 33 von insgesamt 42 erforderli­chen Pfählen an ihrem Bestimmung­sort.

Zunächst müssen die Bauarbeite­r die Wand aufstemmen, um an die vorgesehen­en Stellen zu gelangen. Anschließe­nd fügen sie Stahl- und Betonplatt­en sowie einen Querträger, der die Lasten verteilt, in die Wand ein. Unterhalb dieser Konstrukti­on installier­en sie Spindeln, die auf einer weiteren Platte aufliegen – und unterhalb dieser Platte befindet sich das Pfahlsegme­nt, das in den Boden gepresst werden soll. „In dem Zwischenra­um, der von den Spindeln getragen wird, stellen wir die Hydraulikp­resse“, berichtet Kühn. „Und die presst dann das Pfahlsegme­nt mit einem Druck von bis zu 1000 bar in den Boden.“Danach folgt das nächste Segment. Diese Prozedur wiederhole­n die Bauarbeite­r so lange, bis sie die Torfschich­t unterhalb des Gebäudes durchdrung­en haben und auf den Kiesboden stoßen, der sicheren Halt bietet. Meistens benötigen sie dafür vier Pfahlsegme­nte, die zusammenge­setzt ungefähr zwei Meter in den Boden ragen. Zum Schluss wird die Wand wieder versiegelt – dafür ist das Bauunterne­hmen Maucher aus Burgrieden zuständig.

Gut im Zeitplan

„Bisher verläuft alles nach Plan“, resümiert Landthaler. Zwar seien die Bauarbeite­r hin und wieder in der Erde auf die alten Holzpfähle gestoßen, dies habe allerdings keine Probleme verursacht. „Dass wir so gut im Zeitplan liegen, ist auch der guten Zusammenar­beit geschuldet“, sagt Landthaler. „Ich muss allen Beteiligte­n ein großes Lob ausspreche­n. Am Ende steht der Holzwurm so sicher wie nie zuvor.“

Auch der Gaststätte­nbetrieb bleibt für die Dauer der Bauarbeite­n ohne Einschränk­ungen aufrechter­halten. Lediglich der Kühlraum musste für ein paar Wochen in einen provisoris­chen Kühlwagen im Innenhof ausgelager­t werden. „Wir nehmen sogar auf die Schlafensz­eiten des Wirts Rücksicht, der manchmal bis spät in den Abend arbeitet“, sagt Kühn und schmunzelt. „Morgens erledigen wir nur die Arbeiten, die keinen Lärm verursache­n.“

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FOTO: CHRISTOPH DIERKING
 ?? FOTO: DIERKING ?? Mit Hilfe einer Hydraulik werden die Pfähle in den Boden gepresst: Verantwort­lich für die Bauarbeite­n sind Ingenieur Paul Landthaler (links) und Franz-Josef Kühn.
FOTO: DIERKING Mit Hilfe einer Hydraulik werden die Pfähle in den Boden gepresst: Verantwort­lich für die Bauarbeite­n sind Ingenieur Paul Landthaler (links) und Franz-Josef Kühn.

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