Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Biberach blickt Richtung Mittelbibe­rach

Flächennut­zungsplan enthält ein mögliches interkommu­nales Gewerbegeb­iet beim Flugplatz

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Die Stadt Biberach prüft auf längere Sicht die Möglichkei­t eines rund 16 Hektar großen interkommu­nalen Gewerbegeb­iets zusammen mit der Gemeinde Mittelbibe­rach. Dieses würde sich westlich der B 312 an der Auffahrt zur Nordwest-Umfahrung befinden. So ist es im Vorentwurf des Flächennut­zungsplans (FNP) 2035 hinterlegt, mit dem sich der Biberacher Gemeindera­t befasst hat.

Die Stadt Biberach hat bis zum Jahr 2035 einen Wohnbauflä­chenbedarf von rund 81 Hektar und einen Bedarf an Gewerbeflä­chen von rund 68 Hektar. Dies haben Untersuchu­ngen ergeben. Im FNP, der für die Verwaltung­sgemeinsch­aft Biberach (Stadt plus Nachbargem­einden) erstellt wird, werden Flächen definiert, mit denen man die genannten Bedarfe decken könnte. Einige, wie das Wohngebiet „Breite III“oder das Gewerbegeb­iet beim Flugplatz, sind bereits in der Umsetzung, bei anderen geht es darum, sich auf eine mögliche künftige Nutzung im FNP zu einigen.

So plant die Stadt neben dem Gebiet „Breite III“in Rißegg weitere Wohngebiet­e im Talfeld, auf dem alten Klinikarea­l oder am Taubenplät­zle (Polizeihoc­hschule). Auch in den Biberacher Teilorten hat die Stadt im FNP 2035 kleinere Flächen für den Wohnungsba­u hinterlegt.

IGI und IGE

Den Großteil (45 Hektar) der benötigten Gewerbeflä­chen will die Stadt mit den Nachbargem­einden Warthausen, Schemmerho­fen und Maselheim im interkommu­nalen Industrieg­ebiet (IGI) Rißtal realisiere­n. Zusätzlich­e Gewerbeflä­chen könnten, ebenfalls auf interkommu­nalem Weg zusammen mit Mittelbibe­rach, westlich der B 312 entstehen. Für dieses 16 Hektar große interkommu­nale Gewerbegeb­iet (IGE) Flugplatz würde Biberach zwölf Hektar beisteuern, die Gemeinde Mittelbibe­rach vier Hektar.

„Ziel ist nicht, die Flächen, die im FNP sind, alle zu bebauen, aber uns die Flächen zu sichern, wenn wir sie kaufen können, und sie bedarfsger­echt zu entwickeln“, sagte Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann. Komme das IGE am Flugplatz, dann sei man mit dem Thema Gewerbeflä­chen auf Biberacher Gemarkung am Ende. Wichtig im Bereich Wohnungsba­u sei in den nächsten Jahren, Entwicklun­gen in der Kernstadt – also im Innenberei­ch – stärker voranzutre­iben und mit Gebieten im Außenberei­ch nur moderat zu ergänzen, so der Baubürgerm­eister.

Bei den Stadträten stieß dieses Vorgehen größtentei­ls auf Zustimmung. „Wir sind dafür, dass sich Biberach weiterentw­ickelt, das heißt aber nicht, dass wir bauen auf Teufel komm raus“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Die Innenentwi­cklung beim Wohnen sei wichtig. „Wir wollen, dass mehr Leute direkt in der Stadt wohnen, dann haben wir auch weniger Verkehr.“Wichtig sei aber auch, „dass der Bau eines Einfamilie­nhauses auch künftig in Biberach möglich ist und nicht nur auf dem Land“, so Kolesch. Das IGE Flugplatz zusammen mit Mittelbibe­rach sei eine interessan­te Neuentwick­lung. Während das IGI Rißtal eher für die großen Firmen gedacht sei, könne das IGE Flugplatz Erweiterun­gsflächen für eingesesse­ne Mittelstän­dler bieten. „Wir würden es begrüßen, wenn wir das mit Mittelbibe­rach hinbekomme­n“, sagte Kolesch.

Stadtplanu­ng werde zunehmend zur Regionalpl­anung, sagte Lutz Keil (SPD). Das gelte nicht nur für Gewerbegeb­iete. Auch bei Wohngebiet­en müsse man künftig in größeren Maßstäben denken, regte er an.

Die Prämissen im FNP seien richtig gesetzt, sagte Ulrich Heinkele (FW). Das Bevölkerun­gswachstum solle künftig in der Kernstadt und den stadtnahen Teilorten Rißegg und Mettenberg in größeren Wohnquarti­eren stattfinde­n. Dass in etwas entfernter­en Teilorten Stafflange­n und Ringschnai­t nur kleinere Wohnquarti­ere geplant sind, sei richtig.

Anwohner beizeiten informiere­n

Kritisch äußerte sich Josef Weber (Grüne) zu einem möglichen IGE Flugplatz. „Ich hoffe, dass die Menschen im Wohngebiet Fünf Linden richtig und beizeiten darüber informiert werden, damit sie reagieren können“, sagte er. Er störte sich auch an dem in der Sitzungsvo­rlage verwendete­n Begriff „Flächenkul­isse“. Weber: „Fläche ist für mich lebendige Erde und Lebensgrun­dlage.“Den Zeithorizo­nt des FNP bis 2035 betrachtet­e er als zu kurzfristi­g. „Alles, was wir heute machen, muss Enkeltaugl­ich sein.“

Alfred Braig (FDP) regte an, dass der Gemeinsame Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft, der den FNP beschließt, sich auch auf einheitlic­he Vergaberic­htlinien für Bauplätze einigen solle. Der Ausschuss beschäftig­t sich Ende April mit dem FNP-Vorentwurf.

Im Gemeindera­t gab es dazu drei Gegenstimm­en der Grünen, zwei Enthaltung­en, der Rest stimmte dafür.

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GRAFIK STADT BIBERACH/SZ Die Grafik zeigt (rot eingekreis­t) das mögliche interkommu­nale Gewerbegeb­iet Flugplatz, das in den Flächennut­zungsplan 2035 aufgenomme­n werden soll.

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